Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
noch?«
    »Nein. Wir danken euch, Leute. Und denkt daran, uns das Protokoll der Feuerbekämpfung fertigzumachen, vom Eingang des Alarms bis zum ersten Rohr und so weiter. Gute Arbeit, wir danken schön. Und sagt den Streifenwagen zwei und drei, sie können abhauen. Aber die Absperrung will ich beibehalten, ich sperre diesen Teil der Straße.« Dann meldete sich sein Handy wie eine alte Hupe, und er sagte hastig: »Ja, bitte? Ach, Martha! - Was soll ich mitbringen? Käse? - Wann ich komme? - Vielleicht gegen siebzehn Uhr, vielleicht ein, zwei Stunden später. - Was für Käse denn? - Eigentlich lieber nicht. Ich weiß nicht, ob du Radio gehört hast, aber aus Italien wurden elftausend Tonnen uralter Käse nach ganz Europa geliefert. Mit Würmern und Maden und Schimmel und Mäusedreck. Das Ganze auf neu getrimmt. - Na, siehste!« Er steckte das Handy weg und krümmte sich ungeniert in einem Kicheranfall. Er hatte einen Heidenspaß.
    »Kommt Kischkewitz eigentlich zu Hilfe?«, fragte ich.
    »Na, das hoffe ich doch«, polterte er. »Wir haben jetzt zwei tote Schamanen. Und hoffentlich wird das keine Serie. Ich hab noch eine Menge zu arbeiten.«
    Damit stapfte er davon und tanzte dann geradezu elegant um einen Haufen des immer noch qualmenden, hölzernen Durcheinanders, scheiterte dann an einer Latte und landete unerbittlich in einer tiefen Pfütze Löschwasser. Er erinnerte mich in diesen Sekunden an den dicken Oliver Hardy, der immer so unvergleichlich mit den dicken Fingerchen trommelte und zum Himmel hinaufsah.
    »Er ist ein Guter«, sagte ich. »Und jetzt komm, Rodenstock, heb deinen Arsch und hilf mir mal ein bisschen mit den letzten Aufnahmen.«
    Es dauerte nicht lange, dann waren wir mit den schäbigen Resten des oberen Stockwerks fertig und konnten gehen. Ich wechselte den Chip aus und machte noch einige Fotos für mich, um zu vermeiden, dass wir auf die Kripo in Aachen angewiesen waren. Ich gab Major seinen Chip mit den Aufnahmen für die Polizei und schleppte den Kamerakoffer zum Wagen.
    Ich hatte noch nicht einmal ein paar Meter zurückgelegt, als Roland Major laut »Baumeister!« brüllte. Dann kam er mit einem großen, gelben Umschlag zu mir und sagte: »Die Fotos von Jakob Stern. Wir danken sehr.«
    »Wirst du eigentlich für den Auftrag bezahlt?«, fragte Rodenstock im Wagen.
    »Nicht die Spur«, sagte ich. »Hätte ich etwa ein Honorar ausmachen sollen?«
    »Die Selbstkosten vielleicht«, meinte er und schüttelte den Kopf: »Du wirst das mit dem Geld niemals verstehen.«
    »Richtig. Und jetzt will ich ein Frühstück. Es ist elf Uhr.«
    »Ich dagegen frage an, ob die Frauen meines Lebens schon aus dem Bett sind.«
    Wir bekamen tatsächlich noch ein Frühstück an einem einsamen Zweiertisch, und Rodenstock bemerkte süffisant, ich sei im Gesicht mindestens so schwarz wie die Sünde, und wahrscheinlich fürchte sich die Bedienung vor mir. Ich ging mich also erst einmal säubern, was schwierig war und lange dauerte, weil Ruß bekanntlich sehr schmierig und widerstandsfähig ist.
    »Die Frauen sind noch nicht wach«, erklärte er. »Niemand vermisst uns.«
    »Ich möchte unbedingt diese finsteren, schwarzen Gestalten besuchen, diese Gothics. Hast du Lust?«
    »Nicht schlecht, die Idee«, sagte er. »Hast du eine Adresse?«
    »Habe ich. Ich rufe sie mal an.«
    Jemand mit einer tiefen, durchaus Vertrauen verströmenden Stimme sagte: »Kladisch und Menge. Ja, bitte?«
    »Baumeister, Journalist. Während des Falles Jamie-Lee habe ich von Ihnen reden hören. Kann ich Sie besuchen?«
    »Aber der Fall ist doch erledigt«, wandte er ruhig ein.
    »Jetzt heißt der Fall Jakob Stern. Außerdem waren Sie bei Friedrich Vonnegut in Vossenack, da liegt es nahe.«
    »Und wann soll das sein?«
    »Sofort von mir aus, oder in einer Stunde. Und wie ist Ihre Adresse?«
    Er nannte sie mir und fügte an: »In einer Stunde also.«
     
    »Vielleicht sind das einfach nur Modefreaks«, murmelte Rodenstock betroffen, als wir vor dem kleinen Einfamilienhaus ankamen. Es wirkte geradezu schrecklich kleinkariert und mittelmäßig, dass mir jeder Mut abhanden kam und ich aufgeben wollte. Der handtuchgroße Vorgarten war ein Paradestück an Ödnis und Wüste, vor vierzig Jahren angelegt und am folgenden Tag ein für allemal vergessen.
    Der junge Mann, der die Tür öffnete, zeigte die ganze Kriegsbemalung seiner Art: ein stark gebleichtes, scharf geschminktes Gesicht, schwarze, glänzend geschminkte Lippen, rabenschwarze, mittellange, glatte

Weitere Kostenlose Bücher