Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel
Heilpraktikerin ausbilden lassen?«, fragte Rodenstock.
»Das ist… ja, es ist blöde Paukerei. Bei Jakob war das etwas anderes. Und außerdem muss ich ja nebenbei noch mein Leben finanzieren.«
»Kennen Sie einen Menschen, der Jakob Stern genügend hasst, um ihn zu töten?«
»Nein, kenne ich nicht. Jakob ist einfach ein liebenswerter Mensch… gewesen.«
Dann schellte es, Jennifer stand vor der Tür und sagte: »Ich bin zu Fuß gekommen, ich denke, ich komme nicht ungelegen.«
»Nicht die Spur«, sagte ich. »Komm herein.«
Es gab eine kurze Unterbrechung, ich stellte die Frauen einander vor, und Jennifer setzte sich brav neben Emma auf die Couch. Es war schon nach 22 Uhr. Die Zeit war sehr schnell vergangen. Rodenstock eroberte eine Hasche Cognac und suchte in meinen Zigarren nach dem richtigen Format, den Cognac teilte er brav mit Jennifer, Emma trank ebenso brav den Tee, schien aber nicht begeistert. Also holte ich eine Hasche Rotspon und goss ihr ein. Satchmo stand an der Terrassentür und kratzte am Glas. Ich ließ ihn herein. Die Familie war komplett.
»Sie würden also nicht sagen, dass irgendetwas Geheimnisvolles an diesem Jakob Stern war«, stellte Rodenstock fest.
»Na ja, für mich überhaupt nicht. Klar, ich wusste von seinem Leben eigentlich nichts. Er war ja dauernd auf Achse, er kannte ja Hinz und Kunz. Ich hab ihm mal gesagt, ich möchte nicht einen Tag mit ihm verheiratet sein. Und er lachte und sagte: >Ich auch nicht.<«
»Woher hatte er denn Geld?«, fragte ich. »Ich meine, er muss von irgendetwas gelebt haben. Was gab er denn als Beruf an?«
»Er sagte, er sei freischaffend. Er sagte auch, er hätte nie im Leben was Richtiges gelernt.« Sie zuckte mit den Achseln.
»Was sagen denn die Leute?«, versuchte Emma einen anderen Weg einzuschlagen. »Die reden doch immer, die müssen reden. Also, was reden sie?«
»Also, sie sagen, dass er von seinen Eltern viele Ländereien geerbt und sie alle nacheinander verkauft hat.«
»Aber das war doch auch Geld für Franz«, schob Rodenstock ein. »Ich meine, das musste er doch zu gleichen Teilen dem Franz geben, oder nicht?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe nicht erlebt, dass er über Geld sprach.«
»Stimmt es denn, dass er viele wichtige Leute kannte, und dass die ihn auf dem Hof besuchten?«
»Ja, das kann ich so sagen. Also, da standen manchmal zwanzig Autos. Aber ich kenne die Leute nicht, ich weiß nicht, wer die waren. Ich weiß nur, dass meine Mutter immer spitz bemerkte, er würde sich seine Frauen nach Hause einladen, um nicht selbst hinfahren zu müssen.«
Sie lächelte strahlend, dieser Jakob war ihr Held und würde es ihr Leben lang bleiben.
»Also, Sie können uns nichts sagen über das Geld, das Jakob besaß oder nicht besaß. Sehe ich das so richtig?«, fragte Emma.
»Ja, das ist so. Es gibt in der Kirchengemeinde Gerüchte, dass Jakob Geld mit miesen Tricks machte, also ein Betrüger war. Ich habe mich anfangs darüber aufgeregt, aber dann begriff ich, dass sie von Jakob keine Ahnung hatten. Und dass das nur schmutzige Verdächtigungen waren. Warum sollte er denn ein Betrüger sein? Und wenn er einer war, warum hat ihn die Polizei dann nicht geholt? Ich denke, es war auch Neid, und ich denke, die Leute waren auch verbittert, weil er nie in die Kirche ging und auch bei Beerdigungen nicht die Kirche betrat. Er war so ganz anders als sie. Er sagte mal, die Kirche habe genug gesündigt und brauche ihn nicht.«
»War er auf einem Gymnasium gewesen?«, fragte Emma.
»Ja, war er. Und er hatte auch immer noch Kontakt zu seinen Schulkameraden, also zu denen, mit denen er Abitur gemacht hatte. Das weiß ich, weil sie jedes Jahr zusammenkamen und eine Feier machten und sich furchtbar betranken. Und natürlich ganz ohne ihre Frauen. Typische große Jungs.« Sie lächelte erheitert.
»Dann gibt es die einwandfreie Aussage, dass er als Berater tätig war, möglicherweise als Lebensberater. Wissen Sie darüber etwas?« Ich hoffte inständig, dass sie eine Antwort hatte, denn in dieser Richtung konnte Geld auftauchen, viel Geld.
Sie überlegte lange, dann lächelte sie wieder. »Ja, darüber ist bei uns auch sehr viel gesprochen worden, aber niemand wusste etwas Genaues. Und ich wusste natürlich auch nichts. Aber er hat ein paar Mal Andeutungen gemacht. Er hat erzählt, dass diese Management-Typen so irre schnell leben, dass sie viel Geld dafür bezahlen, wenn man ihnen zeigt, wo die Bremse ist. Für diese Typen war wohl das
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