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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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»Was könnte im Fall Vonnegut denn abgelaufen sein?«

»Stern wurde umgebracht, Vonnegut wurde umgebracht. Der eine Fall wird mit dem anderen zusammenhängen. Beide waren Freunde, oder mindestens gute Bekannte. Beide waren Schamanen, oder nannten sich so, beide hatten offensichtlich gleiche Interessen. Da zeigt sich nach den Angaben der Claudia Reiche ein bisher unbekanntes Feld. Das ist diese Beratungsszene, diese alleinerziehenden, verlassenen Frauen um die Vierzig, die behaupten, sie könnten mit Tarotkarten, mit Pendeln, mit geheimnisvollen Ritualen, mit Hilfeersuchen an diesen oder jenen Erzengel das Schicksal anderer zum Guten wenden. Das ist ein solcher Scheiß, dass es mich immer noch wütend macht. Vielleicht hat jemand sie getötet, weil sie zu viel über bestimmte Einzelheiten wussten, die wir noch nicht kennen.«
    »Das würde auf ein starkes kriminelles Feld hindeuten. Und wer bringt heute noch Leute um, nur weil sie zu viel wissen? Er zerrt sie vor Gericht, aber er lässt sie nicht töten. Rodenstock, da geht deine schmutzige Fantasie mit dir durch. Woher sollen diese Mörder denn kommen?«
    »Keine Ahnung«, sagte er dumpf. »Du kannst etwas langsamer fahren, ich bin nervös.«
    Also fuhr ich langsamer.
    Wir waren um 6.30 Uhr dort, und wir brauchten niemanden nach dem Weg zu fragen, denn die Brandstätte lag ziemlich zentral an einem ausgedehnten Südhang, und die Massierung von Feuerwehrfahrzeugen und vielen Neugierigen war unübersehbar. Sie standen da mit vor der Brust verschränkten Armen und froren.
    »Wir gehen den Rest zu Fuß«, riet Rodenstock. »Hier kannst du noch parken, weiter vorne geht es nicht.«
    Zur Straße hin war das Grundstück von einer dichten Hecke aus Kirschlorbeer abgeriegelt, nur unterbrochen durch zwei Tore - ein schmales für die Fußgänger, und ein sehr breites für die PKW und die Zulieferer.
    »Sie können hier nicht durch«, sagte ein junger Feuerwehrmann freundlich.
    »Doch, doch, die dürfen durch, die brauche ich dringend«, sagte Roland Major von der Mordkommission. Er trug einen roten Plastikhelm auf dem Kopf, stand im Kies der Auffahrt und wirkte wie ein Mann, der in seinem Element ist und sich darin wohl fühlt. Er hatte ein verschwitztes, schmutziges Gesicht. »Ich hoffe, junger Mann, Sie haben ihre großen Rohre bei sich. Die Bilder vom Fall Stern sind übrigens hervorragend. Schönen Dank dafür. Und da ist ja auch der sattsam bekannte Rodenstock, den die Branche als einen Zwitter zwischen Beamten und vorlauten Pressemenschen bezeichnet. Willkommen. Herein mit euch!« Er ging vor uns her wie ein Fremdenführer.
    Es ging auf einer breiten Allee mit jungen Linden entlang, die sich um eine große Wiese zog. Dann knickte der Hang steil nach unten weg, und das, was Vonneguts Haus gewesen war, lag in einer Senke vor uns.
    »Wie Sie sehen, war das Feuer sehr gründlich, da ist nicht mehr viel.« Major wedelte mit beiden Händen, als müsse er sich für das Chaos entschuldigen. »Wenn ich die Situation einmal erklären darf: Das Viereck des Hauses ist gut zu erkennen. Im von hier aus linken hinteren Bereich zum Tal hin fanden wir die Leiche, die übrigens noch in situ belassen wurde, weil wir keine Chance versäumen möchten, zu entdecken, wie es abgelaufen ist. Dieser linke, hintere Bereich war das sehr große Wohnzimmer zum Tal hin. Rechts daneben die Bereiche Küche und Bad, Hur, Eingangshalle, Gästeklo. Dann links vorne zu uns hin sein Schlafzimmer, daneben eine Sauna, anschließend ein kleines Schwimmbecken, ungefähr zwölf mal zehn Meter. Alles auf einer Ebene. Im ersten Stock, der schlicht verschwunden ist, lagen Gästezimmer, insgesamt drei, ein Raum mit einem Billardtisch, ein Raum mit Fitnessgeräten, ein kleines Büro, in dem er arbeitete. Seine Firma mit sechs Angestellten hatte er seit Jahren in Köln.«
    »Wo hat es angefangen?«, fragte Rodenstock.
    »Im Bereich Eingangshalle und Wohnzimmer, sagen meine Brandspezialisten. Einen Beschleuniger fanden sie bisher nicht, was aber nichts besagt, denn das Gebäude war komplett aus Holz, bis auf das Kellergeschoss, das in Beton gegossen wurde. Was meine Spezialisten unsicher macht, ist wohl die Tatsache, dass das Feuer auch im ersten Stock in seinem Büro, über dem Wohnzimmer ausbrach, und zwar an der linken Hausecke. Zwei Brandherde also. Kann aber sein, dass die Elektroleitungen Kurzschlüsse hatten, wir wissen es noch nicht. Merkwürdig finde ich den Platz, auf dem wir die Leiche fanden. Auf dem

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