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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verpflichtete sich schriftlich, alle Steuern rückwirkend zu bezahlen, sobald die Firma angelaufen sei. Mit anderen Worten: Gewusst haben es alle, und mitgemacht haben sie es auch. Der große Deal mitten in der schönsten Provinz Deutschlands. Gleichzeitig trat parallel ein anderes Ziel in den Vordergrund: Kräuter aus Nordasien, also der Inneren Mongolei und Kasachstan. Jakob wollte auch von dort Kräuter hier einführen, und er reiste mindestens viermal dorthin, und es muss auch zu Verträgen gekommen sein, wobei wir keine Ahnung haben, wo diese Verträge sind. Dann traf er eine Verabredung mit der Gemeinde. Er wollte sein Elternhaus erhalten und innen ausbauen. Soweit wie möglich kam man ihm entgegen. Dass er es dann ohne den Hauch einer Baugenehmigung ausbaute, ist gesichert. Und das Bauamt wusste die ganze Zeit davon, ebenso wie der Finanzbeamte Hellmann. Sie wussten es alle, und sie hielten alle den Mund. Bis es dann vor etwa anderthalb Jahren ausgerechnet der Finanzbeamte Hellmann war, der Jakob mit Friedrich Vonnegut zusammenbrachte. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, weil ausgerechnet Vonnegut jemand war, der ebenfalls Reisen in die Kräuterwelten gemacht hatte und der ebenfalls fasziniert von diesen Möglichkeiten war. Sie reisten dann zusammen. Die Verbindung zu den Leuten in Köln, die ursprünglich eine Firma mit Jakob machen wollten, ließ man einschlafen.«
    Rodenstock war jetzt richtig in Fahrt, ich lauschte gespannt weiter: »Vonnegut siegte auf der ganzen Linie, Vonnegut hatte reichlich Geld, für Vonnegut trat kein Problem auf, denn bekanntlich siegt immer der, der schon am meisten hat. Und Vonnegut erledigte Jakobs Steuerproblem mit einem Scheck. Er zahlte ohne Aufforderung und freiwillig eine halbe Million Euro an das Finanzamt zur Erledigung der Steuern des Jakob Stern. So viel war grotesk und gar nicht fällig, es war bei grober Betrachtung noch nicht einmal die Summe von zweihunderttausend, rückwirkend für etwa fünf bis sieben Jahre. - Wie auch immer: Hellman bestätigte schriftlich, dass die Steuern des Jakob Stern erledigt seien, bezahlt, Schnee von gestern. In dem Schreiben stand auch, dass das Finanzamt die überschüssigen Mittel an Jakob Stern zurückzahlen werde. Ob das passiert ist, wissen wir noch nicht, Hellmann sagt, er guckt in seinen Kassen nach. Aber das ist inzwischen gleichgültig, weil sämtliche Verpflichtungen erledigt sind, niemand ist finanziell im Rückstand, niemand muss irgendetwas erklären. - Und dann ging jemand hin und brachte sie um, alle drei.«
    »Hat denn irgendjemand eine Idee, warum das passierte?«
    »Niemand weiß etwas, niemand hat eine Ahnung, niemand kann das erklären.«
    »Wie ist es denn dazu gekommen, dass das Bauamt und das Sozialamt und das Finanzamt alle über Jahre hinweg den Mund gehalten haben? Das ist doch ganz ungewöhnlich, das hat doch Seltenheitswert. Alle korrupt, alle bestechlich, alle … ja, was denn eigentlich?«
    Er grinste und wartete ein paar Sekunden. »Wahrscheinlich ist das Eifel, kristallklare Eifel. Wenn schon korrupt, dann bitte alle, und alle gründlich. Wir haben heute Nacht besonders diesen Punkt diskutiert. Es war so, dass Jakob ein Mensch war, der nicht betrog, keine Ausflüchte suchte, der stattdessen sagte: Ich brauche erstens Zeit und zweitens Zeit. Ich bin mit den Steuern im Rückstand, ich müsste vom Bauamt bestraft werden, das Sozialamt hat mit mir zusammen ein geradezu blödes Ding durchgezogen. Stimmt alles. Ich mache es wieder gut.«
    Er hielt kurz inne und sagte dann: »Ich muss hier eine Kleinigkeit erwähnen, die wirklich unglaublich ist. Franz bekam das Geld aus dem Sozialamt natürlich über eine Computeranweisung der Verwaltung. Nun tauchte aber der Jakob auf und legte das Geld bar auf den Tisch der Behörde. Was sollte diese Behörde nun tun? Kein Mensch geht hin und zahlt etwas bar über die Ladentheke. Und was ist passiert? Einer der Angestellten richtete ein Unterkonto bei seinem Privatkonto ein, ausschließlich dazu gedacht, Jakobs Gelder darüber laufen zu lassen. Wie kann man nun begründen, dass das so passiert? Überhaupt nicht. Sie haben alle die Augen geschlossen und gebetet, dass kein Mensch es merkt. Und kein Mensch hat es bemerkt. Dann spielte etwas anderes eine große Rolle: der Nationalpark. Urwald als Ziel, die Möglichkeit einer Firma, die die Kräuter und Wurzeln gerade dieses Gebiets vermarktet, eine eigene Firma, die diese Naturschönheiten anpreist und verkauft, eine geradezu

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