Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
beantragte beim Sozialamt. Jakob war sauer und behauptete, diese Familie könne immer noch sich selbst ernähren. Und es kam zu dem unglaublichen Zustand, den wir ja schon kennen: Das Sozialamt zahlte dem Franz den Lebensunterhalt, und Jakob verdiente irgendwie genug, um diese Summe jeden Monat dem Sozialamt zurückzuzahlen. Frag mich nicht, wie die das gefingert haben, irgendwie kriegten die das geregelt, und todsicher kann man dem Amt Bestechlichkeit vorwerfen, Vergehen im Amt, Betrug und weiß der Teufel was noch alles. Es kam natürlich auch vor, dass Jakob zuweilen nicht genug verdiente, um das Geld zurückzuzahlen, und alle Beteiligten hielten den Mund. Irgendwann brachte er das Geld dann. Die haben - nur für den Franz - eine richtige schwarze Kasse geführt, und wie in diesem Land so üblich, ist alles peinlich genau notiert worden.«
    Er rieb sich mit der Rechten einmal durch seine schläfrigen Augen und fuhr fort: »Dann verschwand Jakob zum ersten Mal, und niemand wusste, wohin er gegangen war. Und niemand wusste, ob er jemals zurückkommen würde. Jakob war kurzerhand in die Vereinigten Staaten gereist, Jakob wollte Verbindung zu indianischen Stämmen aufnehmen. Er hatte ein Buch gelesen, in dem gesagt wurde, dass Indianer in den USA nach wie vor seltene Kräuter kannten, mit denen Krankheiten gut zu bekämpfen waren. Jakob blieb sechs Monate. Als er zurückkehrte, war er ein anderer Mensch, und er vertrat die Meinung, dass man diese Kräuter auch hier im Nationalpark heimisch machen könne. Er erzählte nicht viel, aber immerhin wissen wir, dass er bei einem Indianerstamm heimisch wurde und der Schüler eines Schamanen war. Er lernte also mit Kräutern umzugehen, Kräuter zu sammeln, Dosierungen zu finden, Basisrezepte zu entwickeln, den feinen Unterschied zwischen Wurzeln und Blüten, den noch feineren zwischen Stängeln und Wurzeln. Natürlich lernte er auch die Riten des Schamanen, also Regentänze, Fruchtbarkeitstänze und dergleichen Dinge mehr. Jakob nahm die Sache sehr ernst, und Jakob lernte und lernte.«
    Ich war froh, dass es Schmerzmittel gab, so konnte ich seinen Ausführungen ungehindert lauschen.
    »Ein Punkt, der zunächst überhaupt nicht beachtet wurde, war die Bestattung in einem Baum. Jakob hatte sich erzählen lassen, dass einige Indianerstämme eine Baumbestattung kannten. Das heißt, sie banden die Toten auf einem Baum fest und ließen ihn dort vertrocknen, also mumifizieren. Jakob erzählte in der Eifel davon und er sagte, dass er das eigentlich für eine gute Idee hielt. Zurück zur Natur! Natürlich wusste er, dass das hier nicht möglich sein würde, aber er legte großen Wert auf die Wichtigkeit einer solchen Einstellung. Es folgten Jahre, in denen er vier Monate in Amerika lebte und dann acht Monate hier. Wie er das finanzierte, wie er immer weiter für Franz bezahlte, wissen wir noch nicht, aber langsam schälte sich eine Lebensweise heraus, in der es merkwürdigerweise nicht mehr vorkam, dass er pleite war, oder keinen finanziellen Ausweg fand. Das ist ein Punkt, den wir unbedingt klären müssen, ich will wissen, wie Jakob das deichselte.«
    Ich nickte stumm.
    »Tatsache ist wohl, dass er zunächst in Köln Leute fand, die mit ihm zusammen eine Firma gründen wollten, eine Firma, die sich mit der Zucht bestimmter Kräuter befasste und mit dem Transport der Kräuter hierher nach Europa. Gleichzeitig experimentierte Jakob im Nationalpark Eifel. Er baute ganz unauffällig Kräuter und Pflanzen aus Nordamerika und aus der Inneren Mongolei hier im Nationalparkgebiet an. Er ging so weit, sehr komplizierte Bodenuntersuchungen zu machen, versuchte sogar, Pflanzen und Sträucher hier mit dem originären Boden aus den Herkunftsländern zu züchten. Er schaffte diese Böden in Eimern hierher. Mal klappte das, mal nicht. Auf jeden Fall war er für die heimischen Biologen hier ein wahres Wunder. Wir wissen nicht, wer diese Leute waren, mit denen er die Gründung der Firma durchziehen wollte, aber wir werden sie bestimmt finden, denn dieses Projekt kann nicht ungesehen über die Bühne gegangen sein.«
    Rodenstock atmete einmal tief durch und fuhr fort: »Tatsache ist auch, dass Jakob von dem Schamanen außerdem Methoden lernte, mit denen man Menschen, die gestresst sind, helfen kann. Kurios ist, dass der Finanzbeamte Hellmann ihn gefragt hat, womit er denn seinen Lebensunterhalt verdiene. Und Jakob antwortete: >Mit den Wehwehchen der Menschheit.< Sie machten einen Deal: Jakob

Weitere Kostenlose Bücher