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Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel

Titel: Siggi Baumeister 19 - Mond über der Eifel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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geringste Ahnung, wo Jakob Stern vergiftet wurde. War das in seinem Haus, ist er irgendwo weit entfernt in einem anderen Haus vergiftet worden? Wir wissen, wie das Gift wirkt: Das Herz rast und hört auf, zu schlagen. Ich will sagen, wir wissen nichts von dem Vorgang der Vergiftung, wir wissen nicht, wie Jakob unter seine Bäume kam, ob man ihn dorthin trug, oder ob man ihn von weiter her in einem Auto brachte, wir haben schlicht keine Vorstellung der Abläufe. Und die Spurenlage lässt auch keine Aussagen zu. Wir wissen nichts, und das ärgert uns alle schrecklich.«
    »Ich würde so gerne helfen«, sagte sie mit einem Seufzer. »Schon weil der Kerl mir so gut gefiel. Mit dem hätte ich gerne mal Himbeeren gesucht.« Sie strahlte uns an, und sie verbarg nicht, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie schniefte, suchte nach einem Taschentuch, entdeckte keines und zog sich den Handrücken quer über die Nase. »Verdammte Hacke!«, sagte sie wütend.
    »Sind Sie aus dem Ruhrgebiet?«, fragte Rodenstock.
    »Hagen-Haspe«, nickte sie. »Es ist aber auch zu blöde. Da bin ich Wahrsagerin und kann nicht mal dem Jakob helfen.« Dann stand sie auf, verschwand irgendwohin, und wir hörten sie gewaltig in ein Taschentuch schnäuzen. Als sie zurückkehrte, murmelte sie: »Entschuldigung. Passiert nicht noch mal.«
    Rodenstock wedelte mit den Händen und sagte: »Ich bitte Sie!«
    Sie setzte sich, sie holte die Glaskugel wieder dicht an sich heran und sagte schroff: »Also, dann versuchen wir unser Glück eben noch mal. Auf was kommt es euch denn an?«
    »Wo starb Jakob?«, fragte Rodenstock.
    »War eine Frau dabei?«, fragte ich.
    Sie goss sich einen weiteren Schnaps ein, sie konzentrierte sich, ihr Gesicht verzog sich vor Anstrengung, wurde alt und schlaff.
    »Jakob sitzt. Er sitzt auf einem Stuhl, nein, auf einem hohen Hocker. Dann fällt er … aber ich sehe nicht, wohin. Da ist eine Frau, aber ich kann nicht sehen, wie sie aussieht. Sie dreht mir den Rücken zu. Aber sie trägt eine Perücke, das ist sicher. Weißblond.«
     
    7. Kapitel
     
    Nach einer Weile kehrte sie in die Wirklichkeit zurück und sah uns an. »Wieso Perücke?«, fragte ich.
    »Man kann das im Nacken am Haaransatz sehen«, erklärte sie.
    »Wir haben eine Weißblonde in diesem Fall. Das war vor etwa einem Jahr. Sie traf damals den Jakob in Schöneseiffen. War so eine Weißblonde bei ihm auf dem Hof, haben Sie diese Frau einmal gesehen?«, fragte Rodenstock.
    »Nein, habe ich nicht«, antwortete sie. »Er hat ja über sein Privatleben auch nie etwas gesagt. Also, das war tabu.«
    »Was erzählte man in der Gegend hier über sein Privatleben?«, fragte ich.
    »Also, das war dauernd Thema«, sie lachte rau. »Klar, gut aussehender Mann in den besten Jahren. Ich möchte nicht wissen, in wie vielen Frauenträumen der Jakob vorkam. Und wir haben hier ja auch einen Haufen grüner Witwen mit kleinen Kindern, die sich langweilen. Meistens jedenfalls. Es gibt eine Geschichte, die ich erlebt habe. Ich glaube, das war auf einem Sommerfest bei ihm. Da war eine Moderatorin vom WDR-Fernsehen, so eine teure Blondine, ich meine das richtig teure Blond. Die war unnahbar, und ständig waren die Kerle um sie herum und sabberten. Entschuldigung. Und dann ging die Fete zu Ende, und ich sehe, wie Jakob vorbeikommt, der sich vorher einen Dreck um die Frau gekümmert hatte, und zu ihr sagt: >Geh schon mal ins Haus, Liebes.< Und was macht die Frau? Geht ins Haus, natürlich. Also in der Beziehung war er Luxusklasse. Aber es ist ja auch typisch, dass er nie bei einer blieb, er war immer der Wanderpokal, und die Mädchen standen Schlange.«
    »Ist denn vorstellbar, dass eine Frau ihn ermordete?«, fragte Rodenstock.
    »Bei Jakob ist alles vorstellbar«, erwiderte sie. »Sie meinen, dass jemand ihn aus Hass tötete?«
    »Passt eigentlich nicht«, nahm Rodenstock seine Frage zurück.
    »Aber Tod passt bei Jakob überhaupt nicht. Der Junge stand im besten Alter, der Junge wollte eine Riesenfirma machen, der Junge hatte seinen Durchbruch, er wollte durchstarten - und dann das.« Sie zündete sich die nächste Zigarette an, griff wieder zu der Schnapsflasche, und sagte noch einmal: »Das brauche ich.«
    »Und warum verfrachtet der Mörder ihn auf einen Baum?«, fragte ich.
    »Das war aber doch bekannt«, sagte sie schnell. »Er hat doch davon geredet, dass er den Indianerstamm versteht, der das so macht. Das wusste doch jeder.«
    »Das beantwortet die Frage nicht«, wehrte ich

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