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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus
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Wohlgerüchen, vom Kauen, Schlucken und Schmatzen der Gäste umgeben und vom Klappern der Bestecke und des Geschirrs.
    „Sie wünschen?“ fragte der dicke Wirt freundlich.
    „Eine gute Mahlzeit!“ entgegnete Onkel Eduard kichernd und strahlte vor Vorfreude.
    „Dann nehmen Sie Platz!“ sagte der Wirt und deutete in eine gemütliche Ecke.
    „Nein, lieber dort!“ zischte ich und lief in die entgegengesetzte Richtung, denn ich hatte die drei Jäger entdeckt, mit denen wir in Streit verwickelt gewesen waren. Allerdings schienen sie uns nicht wiederzuerkennen, weil wir ohne Federschmuck und Kriegsbemalung waren.
    Wir setzten uns an einen kleinen Tisch. Während Onkelchen die Speisekarte studierte, vernaschte ich bereits eine Tüte Kartoffelchips und ein Päckchen Salzbrezeln. Dann bestellteereine Portion Schinkenröllchen, ein doppeltes Cordon bleu mit Pommes frites und einer Salatplatte, eine gebratene Wildente und ein reichhaltiges Käsedessert.
    „Für euch beide?“ fragte der Wirt erstaunt.
    „Aber nein!“ protestierte Onkelchen. „Für mich allein!“
    Ich bestellte eine Ochsenschwanzsuppe, einen Rehrücken mit Kastanien, zwei gefüllte Täubchen und ein Eisdessert, was der Wirt mit wachsender Verwunderung auf seinen Block schrieb. Ich merkte, wie er uns heimlich von oben bis unten musterte, wobei ihm sicher einige Beulen, Schrammen und Risse auffielen sowie Löcher in den Kleidern und Schmutz an den Schuhen; dann tappte er kopfschüttelnd zur Küche. Allerdings kehrte er nach einer Weile zurück, vielleicht weil ihn seine Frau geschickt hatte, denn Weibsleute sind viel mißtrauischer als wir Männer. Er war ziemlich verlegen, als er meinen Onkel nach etlichen Entschuldigungen fragte, ob man tatsächlich die Absicht habe, soviel zu verzehren.
    „Natürlich!“ sagte Onkel Edi ärgerlich.
    „Und reicht auch Ihr Geld, um das alles zu bezahlen?“
    Mit einer schnellen Bewegung griff Onkelchen in die Jacke, in der er eine Weile ziemlich nervös herumwühlte, um den Geldbeutel zu suchen. Doch schien er ihn nicht zu finden, denn sein Gesicht, das zuerst rot gewesen war, wurde plötzlich blaß.
    „Na?“ knurrte der Wirt.
    Onkel Edilein kratzte sich seinen fast haarlosen Kopf, um vielleicht eine gute Idee ins Gehirn zu locken. Aber offensichtlich wollte keine kommen.
    „Na?“ knurrte der Wirt, nun schon ein bißchen lauter.
    „Ich fürchte, daß meine Frau den Geldbeutel eingesteckt hat...“ stotterte er.
    „Und wo ist diese Dame?“

    „Irgendwo im Wald, bester Herr.“
    „Interessant!“ stellte der Wirt mit erhobener Stimme fest, so daß die anderen Gäste neugierig zu uns herübersahen. „Vermutlich wissen Sie nur nicht, an welcher Stelle?“
    „So ist es!“
    „Aha!“
    „Sie wurde geraubt!“ stöhnte Onkel Eduard.
    „Nun brauchen Sie nur noch zu behaupten, Black Joe habe sie entführt!“
    „Tatsächlich!“ sagte Onkelchen wehleidig. „Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.“
    „Eine hübsche Geschichte habt ihr euch da ausgedacht!“ brüllte der Wirt nun so laut, daß die anderen Gäste herbeikamen und uns im Halbkreis umstanden. „Euer Pech, daß ich nicht darauf hereinfalle!“
    „Glauben Sie mir doch, Herr Wirt — die reine Wahrheit — mein Ehrenwort!“ stotterte Onkelchen.
    „Auch mein Ehrenwort!“ rief ich, um nicht ohne Ochsenschwanzsuppe und Rehrücken von dannen ziehen zu müssen. „Mein heiliges Ehrenwort!“
    „Ich pfeife auf das Ehrenwort zweier Zechpreller und Halunken!“ schrie der Wirt, dessen Wampe vor Aufregung und Wut zitterte.
    „Aber das sind doch –“ rief plötzlich einer der Jäger, „das sind doch zwei von diesen Indianerspinnern! Ich erkenne den älteren an seiner hängenden Unterlippe!“

    „Tatsächlich!“ stimmte ein anderer ein. „Der Kleine hat uns Schlackenbergtiroler genannt und meine Nase übel zugerichtet!“ Nun schrien alle durch einander, so daß man nichts mehr verstehen konnte, als daß wir verprügelt werden sollten. Es gab auch keine Möglichkeit, zur Tür zu gelangen, denn der Halbkreis der Feinde war zu dicht. Doch glücklicherweise stand ein Fenster offen, durch das wir hinaussprangen. Mit letzter Kraft rannten wir quer durch Gestrüpp und Wald, bis wir die zornigen Stimmen unserer Verfolger nicht mehr hörten. Endlich ließen wir uns ins Gras fallen und blieben wie tot und mucksmäuschenstill darin liegen. Es war so hoch, daß uns keiner finden konnte, und wir warteten dort bis zum Abend. Für mich war das nicht so

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