Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Kraus

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eine Sache, die man in deinem Alter noch nicht versteht, Schneller Pfeil. Wenn mir Roter Klatschmohn weiterhin ihre Liebe versagt, werde ich allerdings keine andere Wahl haben. Doch die Entscheidung kann ich erst treffen, wenn ein neuer Mond über den Hügeln aufsteigt.“
    Mit einer Handbewegung bedeutete er mir zu verschwinden. Das tat ich auch geschwind, damit er es sich nicht anders überlegte und auch mich gefangennähme. Ich rannte quer durch den Wald und bot meine letzten Kraftreserven auf, um den Kuckucksberg zu besteigen und dort die große Eiche zu suchen, an der Onkelchen tatsächlich mehr hing als stand. Auch er war ganz mit den Nerven herunter und so erschöpft, daß er zu Boden fiel, als ich die Stricke gelöst hatte.

Kapitel 14
    Bei dünnen Menschen meint man, daß sie von einem Schlag zerbrechen und keine Strapazen erdulden können, vor allem wenn sie so blaß sind wie Quark — wie Onkel Eduard, der nun noch einen Ton ins Grünliche hatte. Aber es ist genau umgekehrt. Eine derart dürre Latte übersteht alles viel besser und rappelt sich schnell wieder aus einer Schwäche auf. Das beobachtete ich auch an jenem Morgen, als Onkelchen sich aufrichtete und erstaunt um sich guckte. Vielleicht wußte er gar nicht mehr, was nach dem kühnen Sprunge mit ihm geschehen war. Deshalb er zählte ich ihm alles noch einmal und richtete ihm auch aus, was Black Joe mir aufgetragen hatte.
    „Der soll mir den Buckel raufrutschen!“ knurrte er böse.

    „Wie willst du das wohl erreichen?“ fragte ich ziemlich spöttisch.
    „Das wirst du sehen.“
    „Bist du überhaupt in der Lage, zu kämpfen oder wenigstens zu laufen?“
    Er stellte sich, wackelte zuerst noch ein wenig, humpelte dann aber tatsächlich um die Eiche, nahm schließlich sogar einen Stecken vom Boden auf und tat so, als verprügelte er einen Feind, den der Baum darstellte, wobei er wütende Schreie ausstieß und immer verwegenere Sprünge machte. Das sah so spaßig aus, daß ich laut lachen mußte. Dabei bemerkten wir beide nicht, daß sich uns eine Gruppe von Männern näherte, mit Knüppeln bewaffnet. Ihrer Kleidung sah man an, daß es sich um Touristen handelte, denn die meisten trugen Lederhosen oder Turnanzüge.
    „ Det ist ja der Kerl!“ schrie einer von ihnen, und ich erkannte sofort die Stimme des jungen Mannes, den Onkel Edi am Abend zuvor bei seinem Schäferstündchen überfallen hatte.
    Rasch und anscheinend unbemerkt von ihnen, schlug ich mich seitwärts in die Büsche, während Onkelchen eine Weile brauchte, bis er begriff, daß dieser Gustav nur deshalb mit einigen Camping-Freunden gekommen war, um ihn zu verprügeln und sich für die Störung und den Schrecken zu rächen. Erst dann rannte er ebenfalls davon, leider ein bißchen zu spät und von der ganzen johlenden Meute verfolgt, die ihm allergrößte Grobheiten androhte. Ich huschte oberhalb von ihnen von Baum zu Baum und beobachtete, wie sie ihn jagten, manchmal fast erreichten, wie es ihm immer wieder gelang, ihnen zu entwischen, indem er Haken und Purzelbäume schlug, daß ihm jedoch alle Tricks nichts nützten, denn viele Hunde sind des Hasen Tod. Zuletzt hatten sie ihn eingekreist. Es stand ihm nur noch ein Fluchtweg offen: der nach oben, auf einen der halbhohen Bäume, die ihn umstanden.
    Da hockte er nun auf einem Ast: schnaufend, ein dreckiger, verbeulter Indianer mit verwischter Kriegsbemalung, geknickten Federn und zerrissenem Gewand, trat nach den Händen, die ihn zu greifen und herabzuzerren versuchten, und spuckte auf die Köpfe, die immer gemeinere Drohungen ausstießen. Als sie merkten, daß ihm so nicht beizukommen war, fingen sie an, den nicht sehr kräftigen Baum zu schütteln. Onkelchen mußte sich mit allen vieren im Geäst festklammern, wenn er nicht wie eine überreife Birne herabplumpsen wollte. Als auch das nichts nützte, begannen sie ihn mit allerlei Wurfgeschossen zu traktieren, was ihm sicher weh tat, denn er schrie gellend.
    Das durfte ich nicht zulassen. Kurz entschlossen verließ ich mein Versteck und trat vor die Kerle, die ihr Bombardement einstellten und mich erstaunt musterten.
    „Warum quält ihr diesen Mann?“ rief ich. „Weil er dieser Black Joe sein soll“, entgegnete einer mit bayrischer Aussprache und grünem Jägerhütchen.
    „Und Sie glauben wirklich, er ist es?“
    „ Jawoll !“ zeterte der Gustav. „ Jestern abend hat er mir nämlich überfallen. Und wer hier rumstrolcht und Leute attackiert, ist so’n Überjeschnappter namens