Sigma Force 01 - Sandsturm
kooperiere.«
Die Frau stand auf, Zornesröte im Gesicht. »In einer Stunde brechen wir auf zum Grabmahl von Nabi Imran. Wo die Statue mit dem Herzen gefunden wurde. Wohin auch Sie mit den anderen fahren wollten. Dort fangen wir an.«
Safia stand ebenfalls auf. »Noch eine letzte Frage.«
Die Frau starrte sie verwundert an.
»Für wen arbeiten Sie? Sagen Sie mir das, und ich kooperiere.«
Bevor die Frau etwas erwiderte, ging sie zur Tür, öffnete sie und winkte dem Mann in Schwarz, damit er die Gefangene abholte. Dann antwortete sie von der Tür aus.
»Ich arbeite für die amerikanische Regierung.«
13:01
Cassandra wartete, bis die Museumskuratorin abgeführt und die Tür wieder geschlossen worden war. Dann trat sie einen Papierkorb aus geflochtenen Palmwedeln quer durchs Zimmer. Der Inhalt verstreute sich über den Holzfußboden, eine Coladose rollte scheppernd bis zu einem Fuß des Sofas. Verdammtes Miststück …
Dann nahm sie sich zusammen und schluckte ihre Wut herunter. Die Frau hatte bereits gebrochen gewirkt. Dass sie am Ende eine solche Gerissenheit an den Tag legen würde, hätte Cassandra nicht gedacht. Sie hatte die Veränderung in den Augen der anderen gesehen, die Verschiebung der Macht von ihr auf ihre Gefangene. Sie hatte es nicht verhindern können. Wie war das nur möglich gewesen?
Sie ballte die Hände zu Fäusten, öffnete sie dann wieder und schüttelte die Arme. »Miststück …«, murmelte sie ins leere Zimmer. Aber wenigstens war die Gefangene kooperationswillig. Das war ein Sieg, mit dem sie sich wohl zufrieden geben musste. Der Minister würde erfreut sein.
Dennoch säuerte Galle ihren Magen und verdüsterte ihre Stimmung. Die Kuratorin hatte mehr Kraft in sich, als Cassandra gedacht hätte. Allmählich verstand sie Painters Interesse an dieser Frau.
Painter …
Cassandra seufzte sorgenvoll. Seine Leiche war nicht gefunden worden. Das bereitete ihr Unbehagen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. John Kane trat ein, bevor sie sich umdrehen konnte. Sie ärgerte sich über diese Verletzung ihrer Privatsphäre, diesen Mangel an Respekt.
»Der Gefangenen wurde ein Mittagessen gebracht«, sagte er. »Um vierzehn Uhr ist sie so weit.«
Cassandra ging zum Tisch mit dem elektronischen Gerät. »Wie funktioniert der Subkutane?«
»Perfekt. Ein gutes, starkes Signal.«
Letzte Nacht hatten sie der betäubten Gefangenen einen subkutanen Mikrotransceiver zwischen die Schulterblätter implantiert. Dieselbe Art von Sonde, die Cassandra in den Vereinigten Staaten eigentlich Zhang hätte implantieren sollen. Cassandra fand es besonders befriedigend, bei dieser Mission eine Eigenentwicklung Painters zu benutzen. Der Mikrotransceiver würde als elektronische Leine zur Gefangenen fungieren, wenn sie im Freien waren. Damit waren sie in der Lage, die Kuratorin in einem Umkreis von zehn Meilen aufzuspüren. Jeder Fluchtversuch konnte so vereitelt werden.
»Sehr gut«, sagte sie. »Sorgen Sie dafür, dass Ihre Männer alle bereit sind.«
»Sind sie.« Kane reagierte irritiert auf diesen Befehl, aber auch er musste den Kopf hinhalten, wenn diese Mission fehlschlug.
»Gibt es schon Reaktionen der örtlichen Behörden auf die Explosion gestern Nacht?«
»CNN schreibt den Überfall unbekannten Terroristen zu«, sagte er und schnaubte verächtlich.
»Was ist mit Überlebenden? Leichen?«
»Eindeutig keine Überlebenden. Der Bergungstrupp fängt eben mit der Ursachenbestimmung und der Opferzählung an.«
Sie nickte. »Okay, halten Sie Ihre Männer bereit. Sie sind entlassen.«
Kane verdrehte leicht die Augen, machte kehrt und verließ das Zimmer. Er zog die Tür hinter sich zu, schloss sie aber nicht richtig. Sie musste das Zimmer durchqueren und sie zudrücken. Das Schloss klickte.
Mach nur weiter mit deinen Nadelstichen, Kane … wirst schon sehen, was du davon hast.
Mit einem frustrierten Aufseufzen kehrte sie zum Sofa zurück. Sie setzte sich, aber nur auf die äußerste Kante. Keine Überlebenden. Sie stellte sich Painter vor, dachte an das erste Mal, als er ihren subtilen Avancen, ihrer sorgfältig inszenierten Verführung erlegen war. Ihr erster Kuss. Er hatte süß geschmeckt, nach dem Wein, den sie zum Abendessen getrunken hatten. Seine Arme um ihren Körper. Seine Lippen … seine Hände, die langsam an ihrer Hüfte hochwanderten.
Sie berührte die Stelle, wo seine Hand gelegen hatte, und lehnte sich zurück. Die Entschlossenheit, die sie eben noch an den Tag gelegt
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