Sigma Force 01 - Sandsturm
Auge, das jetzt halb zugeschwollen war. Der Schmerz brachte ihn dazu, sich wieder auf ihre Lage zu konzentrieren. Die Fahrt war zwar ohne Unterbrechung, aber langsam gewesen, das Gelände und der Zustand der alten Straße hatten das Vorankommen erschwert. Und jetzt war ein Kühlerschlauch geplatzt.
Die Verzögerung gefährdete alles.
Sand knirschte. Painter drehte sich um und sah Coral. Sie trug eine locker sitzende Robe, die ein wenig zu kurz war und ihre nackten Knöchel zeigte. Haare und Gesicht waren schmutzig vom Öl auf der Ladepritsche.
»Wir sind spät dran«, sagte sie.
»Aber wie spät?«
Coral schaute auf ihre Uhr, ein Taucher-Chronometer. Sie gehörte zu den besten Logistikern und Strategen der Organisation. »Ich schätze, dass Cassandras Team Salalah spätestens Mitte des Vormittags erreicht hat. Sie werden sich dort nur lange genug aufhalten, um herauszufinden, ob sie wegen der Sprengung der Shabab verdächtigt werden, und um sich in der Stadt eine Rückzugsmöglichkeit zu organisieren.«
»Bester Fall und schlimmster Fall?«
»Schlimmstenfalls haben sie das Grab vor zwei Stunden erreicht. Bestenfalls sind sie gerade unterwegs dorthin.«
Painter schüttelte den Kopf. »Kein großes Zeitfenster.«
»Nein, das ist es nicht. Wir sollten uns da nichts vormachen.« Sie schaute ihn an. »Das Überfallteam hat Elan und Zielstrebigkeit bewiesen. Nach ihrem Sieg auf See werden sie mit frischer Entschlossenheit weitermachen. Aber eine Hoffnung haben wir vielleicht.«
»Und die wäre?«
»Trotz ihrer Entschlossenheit werden sie mit erhöhter Vorsicht vorgehen.«
Er sah sie stirnrunzelnd an.
Coral erklärte: »Sie haben zuvor das Element der Überraschung erwähnt. Aber das ist nicht wirklich unsere größte Stärke. Nach den Informationen, die ich über Captain Sanchez erhalten habe, ist sie keine, die Risiken eingeht. Sie wird so vorgehen, als würde sie Verfolger erwarten. «
»Und das ist unser Vorteil? Inwiefern?«
»Wenn sich jemand dauernd über die Schulter schaut, kann es passieren, dass er stolpert.«
»Das klingt aber sehr nach Zen, Novak.«
Sie zuckte die Achseln. »Meine Mutter war Buddhistin.«
Er musterte sie. Sie hatte das mit so ausdruckslosem Gesicht gesagt, dass er nicht wusste, ob sie es ernst oder als Witz gemeint hatte.
»Okay!«, rief Omaha, als der Motor stotterte, ansprang und dann ratterte. Er klang zwar etwas rauer als zuvor, aber er lief. »Alles aufsteigen!«
Mühsam erhoben sich die anderen aus dem Sand.
Painter kletterte vor Kara auf die Ladefläche und half ihr hinauf. Er bemerkte ein leichtes Zittern ihrer Hände. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Sie befreite ihre Hand und umklammerte sie mit der anderen. Sie schaute ihm nicht in die Augen. »Alles okay. Ich mache mir nur Sorgen wegen Safia.« Sie suchte sich eine schattige Stelle in einer hinteren Ecke.
Die anderen machten es ihr nach. Die Sonne hatte bereits angefangen, die Pritsche aufzuheizen.
Omaha sprang auf die Ladefläche, kurz bevor Barak die Ladeklappe schloss. Er war von den Ellbogen bis zu den Fingerspitzen mit Öl und Fett beschmiert.
»Du hast ihn zum Laufen gebracht«, sagte Danny und schaute seinen Bruder mit zusammengekniffenen Augen an, weniger wegen der Sonne, sondern wegen seiner Kurzsichtigkeit. Er hatte bei der Explosion seine Brille verloren. Bis jetzt war sein Antrittsbesuch in Arabien ziemlich hart gewesen, aber er schien sich gut zu halten. »Schafft es der Motor bis Salalah?«
Omaha zuckte mit den Schultern und sank neben seinem Bruder auf die Ladefläche. »Wir haben improvisiert. Haben den kaputten Schlauch zugestöpselt, damit er nicht leckt. Vielleicht überhitzt sich der Motor, aber es sind ja nur noch ungefähr fünfzig Meilen. Wir schaffen es schon.«
Painter hätte den Enthusiasmus des Mannes gerne geteilt. Er setzte sich zwischen Coral und Clay. Der Laster machte einen Satz nach vorne, sodass alle durcheinander geworfen wurden und der Hengst verängstigt aufwieherte. Seine Hufe klapperten auf der geriffelten Ladefläche. Schwaden von Dieselabgas wehten hoch, als der Laster wieder auf die Straße holperte und in Richtung Salalah fuhr.
Um dem grellen Sonnenlicht zu entgehen, schloss Painter die Augen. Schlafen konnte er nun nicht mehr, und so wandten seine Gedanken sich Cassandra zu. Er ließ die Erlebnisse mit seiner Expartnerin Revue passieren: Strategiesitzungen, Besprechungen mit anderen Abteilungen, verschiedene Operationen vor Ort. In all diesen Dingen hatte
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