Sigma Force 01 - Sandsturm
hatte, wankte ein wenig. Die Aktion der letzten Nacht machte sie eher wütend als zufrieden. Sie war nervös. Und sie wusste auch, warum. Bevor sie Painters Leiche nicht gesehen hatte, seinen Namen auf der Liste mit den aus dem Meer geborgenen Toten, konnte sie keine Sicherheit haben.
In Erinnerungen schwelgend, ließ sie ihre Hand an der Hüfte entlangwandern. Hätten sich die Dinge zwischen ihnen auch anders entwickeln können? Sie schloss die Augen, die Finger gruben sich in den Bauch, und sie hasste sich dafür, dass sie überhaupt daran dachte.
Verdammt, Painter …
Egal, was sie sich jetzt auch vorstellte, es wäre nie gut gegangen. Das hatte die Vergangenheit sie gelehrt. Zuerst ihr Vater … als sie gerade einmal elf Jahre alt war, hatte er angefangen, nachts in ihr Bett zu kriechen, voll gedröhnt mit Crack, hatte versprochen und gedroht. Cassandra hatte sich in Bücher geflüchtet, hatte eine Wand zwischen sich und der Welt aufgebaut. Aus Büchern lernte sie, dass Kalium den Herzschlag stoppen kann. Ohne eine Spur zu hinterlassen. An ihrem siebzehnten Geburtstag fand man ihren Vater tot in seinem Fernsehsessel. Keiner beachtete den frischen Einstich zwischen all den anderen. Nur ihre Mutter hatte einen Verdacht und fürchtete sie von da an.
Ohne Grund, weiter zu Hause zu bleiben, ging sie mit achtzehn zur Armee und fand Gefallen daran, sich zu stählen, sich immer wieder auf die Probe zu stellen. Dann erhielt sie das Angebot, an einer Scharfschützenausbildung der Special Forces teilzunehmen. Es war eine Ehre, aber nicht jeder sah das so. In Fort Bragg stieß ein Unteroffizier sie in eine Gasse mit der Absicht, sie zu bestrafen. Er drückte sie zu Boden, riss ihr die Bluse auf. »Wer ist jetzt dein Daddy, du Schlampe?« Ein Fehler. Sie brach dem Mann beide Beine. Seine Genitalien konnten nicht wiederhergestellt werden. Man gestattete ihr, die Truppe zu verlassen, solange sie nur den Mund hielt.
Im Bewahren von Geheimnissen war sie gut.
Danach meldete sich Sigma bei ihr und die Gilde. Von da an ging es nur noch um Macht. Auch ein Weg, sich zu stählen. Sie hatte das Angebot akzeptiert.
Dann Painter … sein Lächeln, seine Gelassenheit …
Es gab ihr einen Stich. Tot oder lebendig?
Sie musste es wissen. Zwar verließ sie sich grundsätzlich nicht auf Vermutungen, aber sie konnte für alle Eventualitäten Vorkehrungen treffen. Sie stand auf und ging zum Tisch. Der Laptop war in Betrieb. Sie kontrollierte das Signal des Mikrotransceivers, den man der Gefangenen eingepflanzt hatte, und klickte das GPS-Kartographie-Menü an. Eine dreidimensionale Gitterstruktur erschien auf dem Bildschirm. Das Transceiver-Signal, dargestellt durch einen rotierenden blauen Ring, zeigte die Gefangene in ihrer Zelle.
Wenn Painter noch irgendwo da draußen war, würde er kommen, um sie zu befreien.
Sie starrte den Monitor an. Ihre Gefangene glaubte vielleicht, sie hätte zuvor die Oberhand behalten, aber Cassandra dachte längerfristig.
Sie hatte Painters Subkutan-Transceiver modifiziert, eine Eigenentwicklung der Gilde eingebaut. Das bedeutete zwar, dass sie eine leistungsstärkere Batterie integrieren musste, aber nachdem dies geschafft war, erlaubte die Modifikation Cassandra, jederzeit ein eingebettetes C4-Pellet zu zünden, das der Frau das Rückgrat durchtrennen und sie quasi auf Tastendruck töten würde.
Wenn also Painter noch irgendwo da draußen war, dann sollte er nur kommen.
Sie war bereit, alle Ungewissheit zu beenden.
13:32
Alle sanken erschöpft in den Sand. Der gestohlene Laster stand qualmend und mit geöffneter Motorhaube hinter ihnen auf der schmalen Küstenstraße. Der weiße Sandstrand breitete sich sichelförmig aus, begrenzt von felsigen Kalksteinklippen, die an beiden Enden ins Meer ragten. Er war verlassen, weit weg von jedem Dorf.
Painter starrte nach Süden und versuchte, die etwa fünfzig Meilen zu durchdringen, die noch zwischen ihm und Salalah lagen. Safia musste einfach dort sein. Er hoffte nur, dass es nicht bereits zu spät war.
Hinter ihm standen Omaha und die drei Wüstenphantome vor der geöffneten Motorhaube des Lasters und diskutierten.
Die anderen legten sich, ausgelaugt von der langen Nacht holprigen Fahrens, in den Schatten der Klippen. Die Stahlpritsche des Lasters hatte keinen Schutz vor den Unebenheiten und Furchen der Küstenstraße geboten. Painter hatte ein wenig geschlafen, dabei jedoch keine wirkliche Erholung gefunden, nur unruhige Träume.
Er berührte sein linkes
Weitere Kostenlose Bücher