Sigma Force 01 - Sandsturm
Augenblick an, erhob sich dann und ging durchs Zimmer. Sie holte etwas unter dem Tisch hervor und griff nach einem der elektronischen Instrumente. Als sie zurückkehrte, erkannte Safia ihren eigenen Koffer.
Die Frau öffnete die Schließen des Koffers und klappte den Deckel auf. Das Eisenherz lag unversehrt in seiner Styroporform. Es glühte rötlich im hellen Sonnenlicht. »Das ist das Artefakt, das Sie entdeckt haben. In einer Statue, die auf zweihundert vor Christus datiert wird. Mit den Schriftzeichen für Ubar auf der Oberfläche.«
Safia nickte langsam, überrascht von den genauen Kenntnissen der Frau. Sie schien alles über sie zu wissen.
Die Frau bückte sich und fuhr mit dem Instrument über das Artefakt. Das Ding knisterte und klackte, es klang fast wie ein Geigerzähler. »Es zeigt eine extrem niedrige Strahlungssignatur. Kaum erfassbar. Aber es ist dieselbe wie die des explodierten Meteors. Hat Painter Ihnen das gesagt?«
Safia erinnerte sich, dass Painter das Artefakt mit einem ganz ähnlichen Gerät getestet hatte. Konnte das alles wahr sein? Wieder setzte sich Verzweiflung in ihrer Magengrube fest, wie ein kalter Stein.
»Wir wollen, dass Sie für uns arbeiten«, sagte die Frau und klappte den Koffer wieder zu. »Sie sollen uns zu den versunkenen Toren Ubars führen.«
Safia starrte den geschlossenen Koffer an. Das Blutvergießen, die Toten … das alles hatte mit ihrer Entdeckung zu tun. Schon wieder. »Das werde ich nicht«, murmelte sie.
»Sie tun es, oder Sie sterben.«
Safia schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. Es war ihr egal. Alles, was sie liebte, war ihr genommen worden. Von dieser Frau. Sie würde ihr nie helfen.
»Wir werden mit Ihnen oder ohne Sie weitermachen. Es gibt auf Ihrem Gebiet auch andere Experten. Und ich kann Ihnen Ihre letzten Stunden sehr unangenehm machen, wenn Sie sich weigern.«
Der letzte Satz entlockte ihr ein schwaches Auflachen. Unangenehm? Nach allem, was sie durchgemacht hatte … Safia hob den Kopf und schaute der Frau nun zum ersten Mal in die Augen, obwohl sie den direkten Blickkontakt bis jetzt vermieden hatte. Diese Augen waren nicht kalt wie die des Mannes, der sie in dieses Zimmer geführt hatte. Ein tief sitzender Zorn funkelte in ihnen … aber auch Verwirrung. Die Miene der Frau verdüsterte sich.
»Tun Sie, was Sie tun müssen«, sagte Safia, denn sie merkte, welche Macht in ihrer Verzweiflung lag. Die Frau konnte ihr nichts anhaben, konnte sie nicht mehr verletzen. Sie hatten ihr in der vergangenen Nacht zu viel genommen. Nichts mehr übrig gelassen, mit dem man ihr noch drohen konnte. Beide erkannten das im selben Augenblick.
Die andere kniff verärgert die Augenbrauen zusammen.
Sie braucht mich. Safia war sich ziemlich sicher. Sie hatte gelogen, was die Verfügbarkeit eines anderen Experten anging. Sie kann sich keinen anderen besorgen. Stahl floss durch Safia und stärkte ihre Entschlossenheit. Schon einmal war eine Frau wie aus dem Nichts in ihr Leben getreten, eine Bombe um die Brust geschnallt, befeuert von religiösem Eifer, voller todbringender Gnadenlosigkeit. Alles gegen Safia gerichtet.
Die Frau war bei der Explosion in Tel Aviv gestorben. Safia hatte nie die Möglichkeit gehabt, sie zur Rede zu stellen, zur Verantwortung zu ziehen. Stattdessen nahm sie die Schuld auf ihre eigenen Schultern. Aber es steckte noch mehr dahinter. Safia hatte nie Rache nehmen können für die Toten, die man ihr zur Last gelegt hatte, hatte ihre Schuld nie sühnen können.
Das stimmte nun nicht mehr.
Sie schaute ihrem Gegenüber unverwandt in die Augen.
Ihr fiel wieder ein, dass sie sich gewünscht hatte, sie hätte diese Frau in Tel Aviv stoppen, sie früher kennen lernen, die Explosion und die Toten irgendwie verhindern können. Konnte die Geschichte mit der Antimaterie stimmen? Sie stellte sich die Explosion im British Museum und ihre Auswirkungen vor. Was konnte eine Frau wie diese mit einer solchen Energie anfangen? Wie viele würden noch sterben?
Safia konnte das nicht geschehen lassen. »Wie heißen Sie?«
Die Frage traf die Frau unvorbereitet. Ihre Reaktion ließ in Safia Freude aufblitzen, so hell wie die Sonne, schmerzhaft, aber befriedigend.
»Sie haben behauptet, Sie würden mir die Wahrheit sagen.«
Die Frau runzelte die Stirn und antwortete dann langsam: »Cassandra Sanchez.«
»Was wollen Sie von mir, Cassandra ?« Safia genoss die Irritation in der Miene der anderen, als sie sie mit dem Vornamen anredete. »Falls ich
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