Sigma Force 01 - Sandsturm
»Was ist mit der Frau, die sie mitgenommen hat? Die mit den Leoparden?«
Barak antwortete ihr, und seine Stimme klang leicht verlegen. »Ich habe Geschichten über solche Frauen gehört, die man sich an den Lagerfeuern in der Wüste erzählt. Sie kursieren unter allen Stämmen der Region. Kriegerinnen der Wüste. Eher Dschinn als Fleisch und Blut. Können angeblich mit Tieren sprechen. Und sich nach Belieben in Luft auflösen.«
»Ach ja«, sagte Omaha.
»Diese Frau hatte wirklich etwas Merkwürdiges an sich«, gab Painter zu. »Und ich glaube auch nicht, dass wir ihr hier zum ersten Mal begegnet sind.«
»Was meinen Sie damit?«
Painter nickte Omaha zu. »Ihre Entführer. In Maskat. Sie haben doch auf dem Markt eine Frau gesehen.«
»Was? Sie glauben, dass es dieselbe Frau war?«
Painter zuckte die Achseln. »Oder vielleicht eine aus derselben Gruppe. An dieser ganzen Geschichte ist noch eine dritte Partei beteiligt. Ich weiß das. Ich weiß nicht, ob es Baraks Kriegerinnen sind oder nur eine Gruppe, die auf Geld aus ist. Aber wie auch immer, sie haben Safia aus einem bestimmten Grund mitgenommen. Und wenn man’s genau nimmt, haben sie auch versucht, Sie zu entführen, Omaha, wegen Safias Zuneigung zu Ihnen. Um Sie als Druckmittel zu benutzen.«
»Druckmittel für was?«
»Um Safia dazu zu bringen, ihnen zu helfen. Ich habe auch gesehen, dass der Alukoffer am Sattel des Kamels befestigt war. Warum das Artefakt mitnehmen, wenn es keinen guten Grund dafür gibt? Alles deutet weiterhin auf Ubar.«
Omaha nickte und sagte dann bedächtig: »Dann gehen wir genau dorthin. Da dieses Miststück abgelenkt ist, können wir dort einfach abwarten und schauen, ob Safia auftaucht.«
»Und in der Zwischenzeit den Ort untersuchen«, sagte Coral und nickte zu der Ausrüstung hin. »Wir haben da ein Bodendurchdringungsradar, mit dem man unter den Sand schauen kann. Und wir haben eine Kiste Granaten, zusätzliche Gewehre, und ich weiß nicht, was das ist.« Sie hielt eine Waffe in die Höhe, die aussah wie eine Schrotflinte mit glockenförmig verbreiterter Mündung. Nach dem Funkeln in ihren Augen zu urteilen, wollte sie es unbedingt ausprobieren.
Alle wandten sich Painter zu, als warteten sie auf seine Zustimmung.
»Natürlich gehen wir dorthin«, sagte er.
Omaha klopfte ihm auf die Schulter. »Endlich mal was, bei dem wir einer Meinung sind.«
01:55
Safia drückte Kara an sich. »Was machst du denn hier?«
»Das weiß ich nicht so genau.« Kara zitterte in Safias Armen.
Ihre Haut fühlte sich feucht und kalt an.
»Die anderen? Ich habe Painter gesehen … aber was ist mit Omaha und seinem Bruder …«
»Soweit ich weiß, sind alle in Ordnung. Aber ich war bei dem Kampf nicht dabei.«
Safia musste sich setzen, ihre Beine waren schwach, die Knie wie Gummi. Das Plätschern des Wasserfalls durch das Loch in der Decke klang wie silberne Glocken. Das Flackern der Lagerfeuer blendete sie.
Sie sank auf eine zerwühlte Decke neben dem Feuer. Die Hitze der Flammen spürte sie gar nicht.
Kara setzte sich ebenfalls. »Deine Schulter! Du blutest ja.«
Angeschossen. Safia wusste nicht, ob sie es laut ausgesprochen hatte oder nicht.
Drei Frauen kamen mit vollen Armen auf die beiden zu. Sie trugen ein dampfendes Becken, zusammengefaltete Tücher, eine abgedeckte Kohlenpfanne und, merkwürdig unpassend, einen Erste-Hilfe-Koffer mit einem roten Kreuz auf dem Deckel. Eine ältere Frau, nicht diejenige, die sie hierher geführt hatte, folgte mit einem langen Wanderstab, der im Schein des Lagerfeuers glühte. Sie war uralt, der Rücken gebeugt und das Haar weiß, aber ordentlich gekämmt und zu einem Zopf geflochten. Rubine schmückten ihre Ohrläppchen, passend zu ihrer Tränentätowierung.
»Leg dich nieder, Tochter«, sagte die alte Frau. Auch sie auf Englisch. »Sehen wir mal nach deinen Verletzungen.«
Safia hatte keine Kraft mehr zu widerstehen, aber Kara wachte über sie. Sie musste sich darauf verlassen, dass ihre Freundin sie im Notfall beschützen würde.
Die Bluse wurde ihr ausgezogen. Dann wurde der blutfleckige Verband mit einer dampfenden Lösung aus Aloe und Minze eingeweicht und langsam abgelöst. Es fühlte sich an, als würden sie ihr die Haut von der Schulter ziehen. Sie stöhnte auf, und ihr wurde schwarz vor Augen.
»Ihr tut ihr weh«, sagte Kara.
Eine der Frauen hatte sich hingekniet und den Erste-Hilfe-Koffer geöffnet. »Ich habe eine Ampulle Morphium, hodja «, sagte sie.
»Lass mich die Wunde
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