Sigma Force 01 - Sandsturm
dort?«
»Ich habe einen der Techniker in Thumrait gefragt. Er sagt, das ist der Ort, wo die alten Ruinen Ubars gefunden wurden. In den Neunzigern.«
Cassandra starrte die Karte an. Die blaue und die rote Linie sahen noch immer frisch aus. Der rote Kreis bezeichnete ihre gegenwärtige Position. Sie legte einen Finger auf den Kreis und fuhr die rote Linie rückwärts nach.
Sie führte über Shisur.
Sie schloss die Augen und rief sich den Ausdruck der Kuratorin in Erinnerung, als sie, Cassandra, den roten Kreis eingezeichnet hatte. Safia hatte weiter die Karte angestarrt, mit distanziertem Blick, als würde sie im Kopf weiterrechnen.
»Dieses verdammte Miststück …« Cassandras Finger auf der Karte ballten sich zur Faust. Wut loderte in ihr auf. Doch tief im Inneren empfand sie auch einen gewissen Respekt.
John Kane stand mit etwas verwirrter Miene neben ihr.
Cassandra schaute wieder zu der LANDSAT-Darstellung. »Da ist nichts. Sie hat uns verarscht. Wir sind am falschen Ort.«
»Captain?«
Sie schaute Kane direkt an. »Schlagen Sie Alarm. Wir brechen auf. Ich will, dass die Transporter innerhalb von zehn Minuten in Bewegung sind.«
»Der Sandsturm …«
»Scheiß drauf. Wir haben gerade noch genug Zeit. Wir fahren los. Wir können nicht zulassen, dass der Sturm uns hier festhält.«
Sie scheuchte Kane zur Tür. »Lassen Sie die Ausrüstung, die Zelte, die Vorräte hier. Nur Waffen.«
Kane eilte davon.
Cassandra wandte sich nun einem ihrer Transportkoffer zu. Sie öffnete ihn und holte einen kleinen digitalen Funksender heraus. Sie schaltete ihn ein und wählte Frequenz und Kanal des Transceivers, den sie der Kuratorin implantiert hatte.
Sie hielt den Finger über den Sendeknopf. Eine schnelle Berührung, und das C4-Pellet in Dr. al-Maaz’ Nacken würde explodieren, ihr das Rückgrat durchtrennen und sie auf der Stelle töten. Sie spürte den beinahe überwältigenden Drang, auf den Knopf zu drücken. Stattdessen schaltete sie das Gerät wieder aus.
Doch es war nicht Mitleid, das ihr die Hand führte. Safia hatte bewiesen, wie unschlagbar sie beim Rätsellösen war. Ein solches Talent konnte noch immer von großem Nutzen sein. Was aber viel wichtiger war, Cassandra wusste nicht sicher, ob Painter bei der Frau war.
Und das war wichtig.
Cassandra wollte, dass Painter Safia sterben sah.
17
Ein Schloss knacken
4. Dezember, 09:07
Shisur
Safia setzte ihre Schutzbrille auf. »Hat jeder seine Ausrüstung?«
»Es sieht aus, als würde es gleich Nacht werden«, sagte Clay, der an der offenen Tür stand. Die Fenster des Schlackensteinbaus hatten sie mit Brettern vernagelt. Sie hatten dieses spezielle Haus ausgesucht, weil es eine solide Tür hatte, die sich gegen den Wind dicht verschließen ließ. Außerdem befand sie sich in der Südwand des Hauses, der dem Wind abgewandten Seite.
Durch die Tür konnte Safia sehen, dass der morgendliche Himmel weggewischt worden war vom immer höher wehenden Sand, der die Welt in ein gespenstisches Zwielicht tauchte. Staubwolken verdeckten die Sonne. In der unmittelbaren Umgebung rieselten Kanäle aus wirbelndem Sand durch die Gassen beidseits des Hauses und bildeten vor der Tür kleine Strudel. Es war der äußerste Rand des Sturms. Weiter draußen brüllte das Herz des Sandsturms, wie ein heißhungriges Tier, das sich durch die Wüste fraß.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit.
Safia stand vor der Gruppe, die sich in dem kahlen Zimmer versammelt hatte. Die meisten Gebäude in Shisur waren ganz offen oder zumindest unverschlossen hinterlassen worden. Die saisonalen Bewohner räumten ihr Haus bis auf den Verputz aus, bevor sie weiterzogen, sie ließen nichts zurück, was das Stehlen lohnte, höchstens ein wenig zerbrochene Keramik, einen schmutzigen, angeschlagenen Teller im Waschbecken und ein paar hellgrüne Skorpione. Sogar die Vorhänge hatten sie mitgenommen.
»Ihr kennt alle die euch zugewiesenen Stellen für die Suche«, sagte Safia. Sie hatte eine Karte an die Wand genagelt und die Ruinenanlage in fünf Sektionen unterteilt, eine für jeden der Metalldetektoren, die sie im Arbeitsschuppen der Ruine gefunden hatten. Sie hatten Funkgeräte, um in gegenseitigem Kontakt bleiben zu können. Alle, bis auf die allerjüngsten Kinder, hatten einen Abschnitt zugewiesen bekommen, wo sie, bewaffnet mit Pickeln, Schaufeln und Spaten, suchen sollten.
»Wenn ihr etwas entdeckt, kennzeichnet es. Lasst es eure Kollegen ausgraben. Und ihr macht weiter mit der
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