Sigma Force 01 - Sandsturm
durchzuckte. Jede Oberfläche versetzte ihm einen Schlag. Er behielt die Hände auf dem mit Gummi überzogenen Lenkrad. Der Laptop knisterte und gab dann einen lauten Knall von sich. Der Monitor wurde schwarz.
Das Geräusch eines Nebelhorns drang ihm an die Ohren, ein beharrliches Blöken.
Nein, kein Nebelhorn … die Hupe eines Lasters.
Er schaute in den Seitenspiegel. Sein Verfolger schoss aus der schwarzen Wand des Sturms heraus. Die letzten Böen rissen am Heck. Er legte sich zur Seite, drohte zu kippen.
Dann war er frei. Er knallte wieder auf den Wüstenboden, zuerst mit den Rädern der einen Seite, dann mit den anderen. Er holperte, schlitterte und drehte sich einmal im Kreis. Aber er hatte den Sturm hinter sich gelassen.
Painter fluchte.
Anscheinend war der Fahrer des Lasters ebenso überrascht, noch am Leben zu sein, wie Painter schockiert war, ihn zu sehen. Der Pritschenwagen stand, der Motor lief leer. Er sah sehr mitgenommen aus. Ein Reifen war platt, die Stoßstange war zu einem stählernen Grinsen verbogen, die Plane über seiner Fracht auf der Pritsche war verrutscht und bildete zusammen mit den Seilen ein wirres Knäuel.
Painter stieg wieder aufs Gas, er wollte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seinen Verfolger bringen. Er dachte an den Angriff mit der Raketengranate. Er brauchte jetzt nur eine kurze Verschnaufpause, dann würde er sich um den Laster kümmern.
Im Seitenspiegel sah er, dass der Laster hinter ihm herholperte.
Painter schaltete die automatische Steuerung ein und machte sich bereit zum Kampf.
Die Wüste vor ihm war inzwischen ein Wald aus tanzenden Sandteufeln, die im Zwielicht leuchteten. Sie schienen jetzt alle in Bewegung zu sein. Er runzelte die Stirn. Sie bewegten sich synchron, wie ein gespenstisches Ballett.
Dann spürte er es. Das vertraute Schlingern im Sand.
Er hatte dasselbe gespürt, als die Granaten die Sandlawine auf der Hügelflanke ausgelöst hatten. Die Bewegung im Sand unter seinen Ketten.
Aber jetzt befand er sich auf dem ebenen Wüstenboden. Überall um ihn herum tanzten die Wirbelwinde, Statik sprühte, und die Wüste unter ihm lockerte sich. Der Traktor fuhr sich fest, auch wenn das bei seinen zwanzig Tonnen sehr unwahrscheinlich war. Er wurde langsamer. Er spürte, wie das Heck ausbrach. Der Traktor drehte sich, wie gezogen von unbekannten Kräften. Dann stoppte er und steckte fest.
Jetzt stand Painter so, dass er den Verfolger durch das Seitenfenster sah. Der Laster kam weiter auf ihn zu, auf seinen mächtigen Geländereifen verkürzte er den Abstand immer mehr. Dann wurde der Sand unter ihm zu Puder. Er versank darin bis zu den Felgen … dann bis zu den Achsen.
Er steckte fest.
Jetzt waren sowohl Jäger wie Beute gefangen, wie Fliegen in Bernstein.
Aber dieser Bernstein war noch flüssig.
Er spürte es unter sich. Der Sand bewegte sich noch immer.
18:15
Safia gab ihre Versuche mit dem Funkgerät auf. Sie konnte, zusammen mit Kara und Lu’lu, nur entsetzt zuschauen. Es war eine Landschaft aus einem Albtraum, ein Gemälde von Salvador Dali. Die Welt schmolz und zerfloss.
Sie starrte hinaus auf die Wirbelwinde, die tödlichen elektrischen Entladungen, auf Tümpel und Streifen schwarzen Sandes, die von den zuckenden Teufeln hinterlassen wurden. Die staubigen Wolken im Himmel glühten vor Energie, die ihnen die sich windenden Säulen und die statischen Entladungen zuführten.
Aber das war noch nicht das Schlimmste.
So weit sie sehen konnte, hatte der gesamte Wüstenboden sich in einen gigantischen Wirbel verwandelt, der sich um die vergrabene Blase von Ubar drehte. Der Sandsteinbrocken, auf dem sie standen, war ein Fels in der Brandung. Aber es gab auch kleinere Erhebungen: Painters Traktor und ein anderer Laster, die beide im mahlenden Sand feststeckten.
Wirbelwinde bewegten sich auf die Fahrzeuge zu und ätzten den Sand mit flüssigem Feuer.
Von links kam ein Krachen. Ein Stück des Tafelfelsens splitterte ab und stürzte in den Sand, ein Eisberg, der ins Meer kalbt.
»Hier können wir nicht bleiben«, sagte Kara. »Unsere Insel hier wird in Stücke gerissen.«
»Painter«, sagte Safia. Ihre Kleidung sprühte und knisterte vor Elektrizität, als sie an den Rand des Felsens trat. Er war gekommen, um sie zu retten, und fuhr jetzt in seinen Untergang. Sie mussten etwas tun.
»Er ist auf sich allein gestellt«, sagte Kara. »Wir können ihm nicht helfen.«
Plötzlich knisterte das Funkgerät in ihrer Hand. Sie hatte ganz
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