Sigma Force 01 - Sandsturm
Bremsen zu hören, und Sirenen jaulten. Die omanische Polizei war angekommen.
Der Bewaffnete schaute in diese Richtung und tat dann das Einzige, was ihm noch übrig blieb. Er ging zu dem großen Kessel, hinter dem Danny sich versteckte, und schob seine Waffe hinein. Nach einem schnellen Blick in die Runde riss er sich auch die Maske herunter und warf sie ebenfalls hinein. Und dann verschwand die Gestalt mit wehendem sandfarbenem Umhang in den Tiefen des Marktes. Allem Anschein nach wollte er im Menschengewimmel des Suks untertauchen.
Aber Omaha hatte genau hingeschaut. Er hatte ihr Gesicht gesehen.
Mokkafarbene Haut, tiefe braune Augen, eine tätowierte Träne unter dem linken Auge.
Eine Beduinin.
Nachdem Omaha zur Sicherheit einige Minuten hatte verstreichen lassen, verließ er sein Versteck. Danny krabbelte hinter dem Kessel hervor. Omaha half seinem Bruder auf.
Auch der Besitzer zeigte sich wieder und strich seinen Kaftan mit den Händen glatt.
»Shuk ran «, murmelte Danny unter seiner blutigen Nase hervor. Ein Dank an den Mann.
Mit der für die Omani typischen Bescheidenheit zuckte der Mann nur die Achseln.
Omaha zog noch einen Fünfzig-Rial-Schein aus der Tasche und hielt ihn dem Mann hin.
Der Ladenbesitzer überkreuzte die Arme, sodass die Handflächen nach unten zeigten. »Khalas.« Man war sich bereits einig geworden. Jetzt noch einen neuen Preis auszuhandeln wäre eine Beleidigung. Stattdessen ging der alte Mann zu dem Korbstapel und nahm einen herunter. »Für dich«, sagte er. »Geschenk für eine hübsche Frau.«
»Bi kam?«, fragte Omaha. Wie viel?
Der Mann lächelte. »Für dich? Fünfzig Rial.«
Omaha erwiderte das Lächeln, er wusste, dass der Mann ihn übers Ohr haute, aber er gab ihm den Schein trotzdem. »Khalas.«
Während sie den Markt verließen und zum Eingang gingen, fragte Danny näselnd: »Warum zum Teufel wollten diese Kerle uns eigentlich kidnappen?«
Omaha zuckte die Achseln. Offensichtlich hatte Danny ihren Gegner nicht so gut gesehen wie er. Keine Kerle … Mädchen. Jetzt, da er darüber nachdachte – so wie die anderen sich bewegten, hätten sie alle Frauen sein können.
Omaha rief sich das Gesicht der Bewaffneten noch einmal in Erinnerung. Wie die Haut im Sonnenlicht schimmerte.
Die Ähnlichkeit war unverkennbar.
Sie hätte Safias Schwester sein können.
7
Altstadt
2. Dezember, 17:34
Seeb International Airport
Painter ging hinter dem holpernden Karren mit dem Gepäck und der Ausrüstung her. Die Hitze des Asphalts schien den ganzen Sauerstoff aus der Luft zu brennen und nur eine schwere Feuchtigkeit zu hinterlassen, die die Lunge versengte. Painter wedelte mit der Hand vor dem Gesicht. Nicht um sich zu kühlen, sondern einfach, um die Luft zu verwirbeln, sodass er atmen konnte.
Wenigstens waren sie jetzt wieder in Bewegung. Drei Stunden hatten sie im Jet ausharren müssen wegen der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen nach der versuchten Entführung eines Mitarbeiters von Kara Kensington. Offensichtlich war die Angelegenheit jetzt so weit geklärt, dass man sie aussteigen ließ.
Coral ging neben ihm und musterte wachsam die Umgebung. Die einzigen Hinweise, dass die Hitze des späten Nachmittags irgendeine Auswirkung auf seine Partnerin hatte, waren die winzigen Schweißperlen auf ihrer glatten Haut. Ihre weißblonden Haare hatte sie mit einem beigen Tuch bedeckt, das Safia ihr gegeben hatte, eine omanische Kopfbedeckung namens lihaf.
Painter kniff die Augen zusammen und schaute nach vorne.
Die tief stehende Sonne zauberte schimmernde Luftspiegelungen auf das Flugfeld und brach sich grell auf jeder Oberfläche, sogar dem trist grauen Gebäude, auf das ihre Gruppe zuging. Omanische Zollbeamte in blauen Uniformen begleiteten den Trupp, während eine kleine, vom Sultan geschickte Delegation links und rechts von ihnen ging.
Letztere waren prächtig gekleidet in der traditionellen Tracht omanischer Männer: ein weißes, kragenloses Gewand mit langen Ärmeln, genannt dishdasha , und darüber ein schwarzer Umhang mit einem Besatz aus goldener und silberner Stickerei. Außerdem trugen sie Baumwollturbane in verschiedenen Mustern und Farben sowie silberverzierte Ledergürtel. Am Gürtel hatte jeder Mann eine Scheide mit dem khanjar , dem traditionellen Dolch. In diesem Fall handelte es sich um Saidi-Dolche, aus reinem Silber oder Gold, ein Statussymbol – die Rolex unter den omanischen Messern.
Kara, mit Safia und ihrem Doktoranden im Schlepptau, befand sich noch
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