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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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darunter liegenden Garten. Laub raschelte leise im Wind. In einer nahen Gasse bellten Hunde. Sie landete, ohne einen Zweig zu zerbrechen, und drückte sich dann an die Wand neben dem Fenster. Mit einem Ohr lauschte sie, ob irgendwo Alarm ausgelöst wurde.
    Stille.
    Sie kontrollierte das Fenster. Es stand etwa einen Fingerbreit offen. Und dahinter murmelte die Frau in ihren Träumen.
    Perfekt.

20:18
    Safia steht im Wartesaal eines großen Krankenhauses. Sie weiß, was passieren wird. Auf der anderen Seite sieht sie eine gebeugte Frau humpelnd den Saal betreten. Gesicht und Körper sind unter einer bhurka versteckt. Die Ausbuchtung unter der Kutte der Frau ist jetzt offensichtlich.
    … nicht wie damals.
    Safia will durch den Saal sprinten, um zu verhindern, was gleich passieren wird. Aber Kinder umringen sie, klammern sich an ihre Beine, greifen nach ihren Armen. Sie versucht, sie abzuwehren, aber sie schreien auf.
    Sie wird langsamer, weil sie unsicher ist, ob sie trösten oder weiterlaufen soll.
    Am anderen Ende verschwindet die Frau in der Menschenmenge vor der Anmeldung. Safia sieht sie nicht mehr. Aber die Stationsschwester hebt den Arm, deutet in Safias Richtung. Ihr Name wird ausgerufen.
    … wie damals.
    Die Menge teilt sich. Die Frau steht da wie aus sich selbst heraus leuchtend, engelhaft, den Umhang ausgebreitet wie Flügel.
    Nein, formen Safias Lippen. Sie hat keine Luft, um zu sprechen, zu warnen.
    Dann eine blendende Explosion, nur Licht, kein Geräusch.
    Augenblicke später hat sie ihr Augenlicht wieder, aber nicht ihr Gehör.
    Sie liegt auf dem Rücken, sieht stumme Flammen die Decke entlangrasen. Sie bedeckt ihr Gesicht gegen die Hitze, aber sie ist überall. Mit abgewandtem Kopf sieht sie lang hingestreckte Kinder, einige brennend, andere von Mauerbrocken zerschmettert. Eins sitzt mit dem Rücken an einen umgekippten Tisch gelehnt. Das Kind hat kein Gesicht mehr. Ein anderes streckt den Arm nach ihr aus, aber da ist keine Hand mehr, nur Blut.
    Jetzt begreift Safia, warum sie nichts hören kann. Die Welt ist zu einem einzigen, ewig währenden Schrei geworden. Der Schrei kommt nicht von den Kindern, sondern aus ihrem eigenen Mund.
    Und dann …
    … berührte sie etwas.
    Safia schrak in der Badewanne hoch und unterdrückte den Traumschrei. Er war immer in ihr und wollte heraus. Sie legte eine Hand auf den Mund und ließ nur ein Schluchzen heraus. In dem abgekühlten Wasser fror sie ein wenig und schlang die Arme um die Brust. Hielt sich fest umklammert und wartete, bis die Panikattacke abgeklungen war.
    Nur ein Traum …
    Wenn sie es nur glauben könnte. Er war zu eindringlich, zu lebendig gewesen. Noch immer schmeckte sie das Blut im Mund. Sie wischte sich über die Stirn, zitterte aber weiter. Sie wollte ihre Reaktion und auch den Traum ihrer Erschöpfung zuschreiben, doch das war eine Lüge. Es war dieser Ort, dieses Land, die Heimkehr. Und Omaha …
    Sie schloss die Augen, aber der Traum lauerte nur einen Atemzug entfernt. Es war nicht nur ein Albtraum. Das alles war tatsächlich geschehen. Und sie war an allem schuld. Der örtliche Imam, ein heiliger muslimischer Führer, hatte sie davon abhalten wollen, in dem Gräberfeld in den Hügeln außerhalb von Qumran Ausgrabungen durchzuführen. Sie hatte nicht auf ihn gehört. Zu sehr hatte sie dem Schutzschild der reinen Wissenschaft vertraut.
    Im Jahr davor hatte Safia sechs Monate mit der Entzifferung einer einzigen Tontafel zugebracht. Sie legte den Schluss nahe, dass sich im Bereich der Stätte noch ein weiteres Schriftrollenversteck befinden könnte, vielleicht ein ähnliches Grab wie das mit den berühmten Schriftrollen vom Toten Meer. Zwei Monate Ausgrabungen hatten ihr Recht gegeben. Sie entdeckte vierzig Urnen mit einer Unmenge aramäischer Schriften – die Entdeckung des Jahres.
    Aber sie forderte einen hohen Preis.
    Eine fanatische fundamentalistische Gruppe nahm Anstoß an der Entweihung eines heiligen muslimischen Ortes. Vor allem durch eine Frau, eine von gemischter Herkunft, mit engen Bindungen zum Westen. Ohne dass Safia es wusste, wurde sie zur Zielscheibe.
    Nur waren es unschuldige Kinder, die mit ihrem Blut und ihrem Leben für ihren Hochmut und ihre Frechheit bezahlten.
    Sie war eine von nur drei Überlebenden. Ein Wunder, wie es die Zeitungen nannten, ein Wunder, dass sie überlebt hatte.
    Safia hoffte inständig, in ihrem Leben nie mehr ein solches Wunder erleben zu müssen.
    Sie forderten einen zu hohen Preis.
    Safia öffnete

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