Sigma Force 01 - Sandsturm
mehr.«
Safia liebte Wasser in jeder Form: Duschen, Brunnen, fließendes Wasser aus Hähnen, kurze Sprünge in Bäche und Seen, vor allem aber Wannenbäder. Früher hatte er sie deswegen aufgezogen und diese Fixierung ihrer Wüstenvergangenheit zugeschrieben. Man kann zwar das Mädchen aus der Wüste holen, aber nie die Wüste aus dem Mädchen.
Bei diesem Gedanken meldeten sich auch andere ungebetene Erinnerungen, an lange gemeinsame Bäder, verschlungene Glieder, Gelächter, leises Stöhnen, Dampf auf Wasser und Haut.
»Sie kommt, wenn sie so weit ist«, sagte Kara und nahm ihre Freundin in Schutz. Die Bemerkung brachte ihn in die Gegenwart zurück. Kara nickte dem Butler zu. »Es gibt jetzt ein leichtes omanisches Abendessen, bevor wir in ein paar Stunden aufbrechen. Bitte setzt euch.«
Jeder suchte sich einen Platz. Painter und Coral saßen zusammen mit Safias Doktoranden Clay auf der einen Seite, Danny und Omaha auf der anderen. Kara setzte sich auf den einzelnen Stuhl am Kopfende des Tisches.
Auf ein unbemerktes Signal hin begann ein Defilee von Dienern durch eine Doppelschwingtür, die zur Küche führte. Sie trugen bedeckte Tabletts herein, die kleineren mit nur einer Hand über dem Kopf, die größeren in beiden Händen.
Die Diener stellten ihre Platten auf den Tisch, traten synchron einen Schritt zurück und hoben die Deckel an, um zu zeigen, was darunter lag. Das alles lief ganz offensichtlich nach einer festgesetzten Choreografie ab.
Kara nannte die Namen der auf getragenen Gerichte. » Maqbous … Safranreis über Lamm. Shuwa … im Lehmofen gebackenes Ziegenfleisch, Mashuai … gegrillter Königsdorsch mit Zitronenreis.« Sie nannte noch einige andere würzige Gerichte. Zwischen den Speisen lagen Platten mit dünnen, ovalen Broten. Omaha kannte sie: Es waren die allgegenwärtigen rukhal-Fladen , die über brennenden Palmblättern gebacken wurden.
Schließlich beendete Kara ihre Erklärungen: »Und zum Schluss Honigkuchen, eins meiner Lieblingsdesserts, aromatisiert mit dem Sirup der einheimischen Ulme.«
»Was … keine Schafsaugen?«, murmelte Omaha.
Kara hatte ihn gehört. »Diese Delikatesse kann beschafft werden.«
Er hob beschwichtigend die Hand. »Ich glaube, ich verzichte heute.«
Kara deutete auf das Büfett. »In Oman ist es Tradition, dass jeder sich selbst bedient. Ich wünsche euch einen guten Appetit.«
Die Gruppe nahm sie beim Wort, und jeder lud sich mit Begeisterung den Teller voll. Omaha goss sich aus der großen Kanne eine Tasse ein. Kahwa. Omanischer Kaffee. Ungeheuer stark. Araber verachten zwar Alkohol, aber beim Koffein haben sie keine Bedenken. Er trank einen tiefen Schluck und seufzte. Das Bittere des dicken Kaffees war mit Kardamom abgemildert, ein ausgeprägter und sehr willkommener Nachgeschmack.
Anfangs drehte sich die Unterhaltung um die Qualität der Speisen. Meistens war es überraschtes Gemurmel über die Zartheit des Fleisches und das Feuer der Gewürze. Clay begnügte sich offensichtlich damit, den Teller mit Honigkuchen zu füllen. Kara stocherte nur in ihrem Essen herum, behielt die Diener im Auge und dirigierte sie mit einem Nicken oder einer unauffälligen Handbewegung.
Omaha betrachtete sie, während er seinen kahwa trank.
Sie war dünner und wirkte verbrauchter als bei ihrer letzten Begegnung. Karas Augen strahlten noch, doch jetzt wirkte der Glanz eher fiebrig. Omaha wusste, wie viel Mühe sie in diese Expedition investiert hatte. Und er wusste auch, warum. Safia und er hatten einige Geheimnisse geteilt … zumindest damals. Er wusste alles über Reginald Kensington. Sein Porträt schaute von der Wand hinter Kara auf sie herab. Spürte sie diese Augen?
Omaha stellte sich vor, dass er auch nicht anders reagieren würde, wenn sein Vater spurlos in der Wüste verschwunden, von ihr verschluckt worden wäre. Aber Gott sei Dank musste er seine Vorstellung benutzen, um einen solchen Verlust nachvollziehen zu können. Sein Vater bearbeitete mit zweiundachtzig noch immer die Farm der Familie in Nebraska. Er aß vier Eier, eine Scheibe Speck und einen ganzen Stapel gebutterter Toasts zu jedem Frühstück und rauchte Abend für Abend eine Zigarre. Seine Mutter war noch rüstiger. Ein gesunder Schlag, prahlte sein Vater immer. Wie meine Jungs.
Während Omaha an seine Familie dachte, lenkte die schrille Stimme seines Bruders ihn von Kara ab. Danny ließ sich eben über die Eskapade der mittäglichen Entführung aus, wobei er die Geschichte mit der Gabel
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