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Sigma Force 01 - Sandsturm

Sigma Force 01 - Sandsturm

Titel: Sigma Force 01 - Sandsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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die Augen, doch ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Wut brannte sich durch Kummer und Schuldbewusstsein. Ihr Therapeut hatte ihr gesagt, dass dies eine völlig natürliche Reaktion sei. Sie sollte sich den Zorn eingestehen. Dennoch schämte sie sich dieser Wut.
    Sie setzte sich auf. Wasser spritzte über den Wannenrand und hinterließ auf dem Boden eine Spur aus Jasminblüten. Die übrigen Blüten schwappten um ihre nackte Mitte.
    Unter Wasser berührte etwas ihr Knie, so weich wie eine Blüte, aber mit mehr Gewicht. Safia erstarrte wie ein Kaninchen im Scheinwerferkegel.
    Das Wasser beruhigte sich wieder. Die Blütenblätter bedeckten es wieder. Dann brach langsam von unten her eine S-Linie durch die Schicht.
    Safia verkrampfte sich.
    Der Kopf der Schlange stieß durch die Blütenblätter, einige hingen an ihrem braunen Kopf. Graue Augen wurden schwarz, als die schützenden Innenlider sich schlossen. Sie schien Safia direkt anzustarren.
    Safia erkannte die Schlange sofort, als sie die charakteristische Zeichnung auf dem Schädeldach sah. Echis pyramidum. Die nordostafrikanische Sandrasselotter. Das Zeichen des Kreuzes bedeutete hier Tod, nicht christliche Erlösung. Die Schlange war in der Gegend sehr häufig, sie bevorzugte schattige Stellen und hing manchmal auch in Bäumen. Ihr Gift war sowohl hämotoxisch wie neurotoxisch, eine fatale Kombination. Vom Biss bis zum Tod dauerte es gerade mal zehn Minuten. Sie konnte so schnell und so geschickt zuschlagen, dass man früher glaubte, sie könne fliegen.
    Die einen Meter lange Schlange schwamm direkt auf Safia zu. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, um sie nicht zu provozieren. Offensichtlich war die Schlange ins Wasser geglitten, nachdem sie eingeschlafen war, vielleicht auf der Suche nach Feuchtigkeit, die ihr die Häutung erleichterte.
    Die Schlange erreichte ihren Bauch, hob sich ein Stück aus dem Wasser und züngelte. Safia spürte ein Kitzeln auf der Haut, als sie noch näher kam. Eine Gänsehaut überzog ihre Unterarme. Sie musste sich sehr zusammennehmen, um nicht zu zittern.
    Da die Schlange keine Gefahr spürte, glitt sie auf ihren Bauch, schlängelte sich weiter nach oben und ringelte sich um ihre linke Brust. Wieder hielt sie inne, um zu züngeln. Die Schuppenhaut war warm, nicht kalt.
    Safia hielt ihre Muskeln angespannt und starr. Sie wagte nicht, zu atmen. Aber wie lange konnte sie den Atem anhalten?
    Die Schlange schien ihren Aussichtspunkt zu genießen, bewegungslos ruhte sie auf ihrer Brust. Ihr Verhalten war äußerst merkwürdig. Warum witterte sie Safia nicht, hörte sie denn ihren Herzschlag nicht?
    Beweg dich … Sie versuchte, dem Tier ihren Willen aufzuzwingen. Wenn sie sich nur ans andere Ende des Badezimmers zurückziehen, sich in irgendeinem Winkel verkriechen und ihr die Chance geben würde, aus der Wanne zu steigen …
    Sie spürte, wie der Sauerstoffmangel zu einem scharfen Schmerz in ihrer Brust wurde, zu einem Druck hinter den Augen.
    Bitte, geh …
    Wieder kostete die Otter mit ihrer roten Zunge die Luft. Was sie auch wittern mochte, es schien ihr zu gefallen. Sie machte es sich bequem.
    Winzige Sterne tanzten vor Safias Augen, ein Firmament aus Sauerstoffmangel und Anspannung. Wenn sie sich bewegte, starb sie. Wenn sie auch nur atmete …
    Dann ließ eine Bewegung im Schatten ihren Blick zum Fenster wandern. Das Glas war beschlagen, es war kaum etwas zu erkennen. Aber es bestand kein Zweifel.
    Da draußen war jemand.
8
    Schlangen und Leitern
2. Dezember, 20:24
Altstadt von Maskat
    »Wo zum Teufel ist Safia?«, fragte Omaha und schaute auf die Uhr.
    Es war zehn Minuten nach der festgesetzten Abendessenszeit. Die Frau, die er früher gekannt hatte, war pünktlich gewesen bis zur Pedanterie – in Oxford hatte man ihr das eingebläut. Und Detailversessenheit war es auch, die sie zu einer so hervorragenden Kuratorin machte.
    »Sollte sie nicht inzwischen hier sein?«, fragte er.
    »Ich habe ihr ein Bad einlaufen lassen«, verkündete Kara, als sie den Speisesaal betrat. »Und eben ist ein Mädchen mit frischen Sachen zu ihr hochgegangen.«
    Kara präsentierte sich in einem traditionellen omanischen thob aus weich fließender roter Seide mit Goldfiligranstickerei an den Säumen. Sie war ohne Kopfbedeckung, die rötlich braunen Haare waren offen, und ihre Füße steckten in Prada-Sandalen. Wie immer hatte Kara es geschafft, Tradition und neueste Mode zu vereinen.
    »Ein Bad?«, stöhnte Omaha. »Dann sehen wir sie heute Abend nicht

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