Sigma Force 02 - Feuermönche
Bungalows seiner Eltern. Er nahm den Helm ab und trug das Fahrrad auf die Veranda.
» Mom, ich bin da! «, rief er durch die Verandatür.
» Ich bin in der Küche! «, antwortete seine Mutter.
Es roch verbrannt. Unter der Decke hingen Rauchschwaden.
» Alles in Ordnung? «, fragte er, als er durch die kleine Diele schritt.
Seine Mutter trug Jeans und eine karierte Bluse und hatte sich eine Schürze umgebunden. Die Lehrtätigkeit hatte sie auf zwei Wochentage beschränkt, denn sie wollte mehr zu Hause sein.
» Es gibt überbackene Käsesandwiches «, sagte sie, wobei sie mit den Händen wedelte. » Ich hab gerade mit meinem Lehrassistenten telefoniert. Hab sie zu lange im Backofen gelassen. «
Gray warf einen Blick auf den Teller mit den Sandwiches. Die eine Seite war jeweils verbrannt. Er betastete eines. Der Käse war nicht einmal geschmolzen. Wie schaffte es seine Mutter nur, die Sandwiches anbrennen zu lassen und sie dennoch kalt zu servieren? Das erforderte schon eine spezielle Begabung.
» Sehen lecker aus «, meinte Gray.
» Ruf deinen Vater. « Sie wirbelte das Geschirrtuch durch die Luft, um den Qualm zu verteilen. » Er ist im Schuppen. «
» Baut er wieder ein Vogelhaus? «
Seine Mutter verdrehte die Augen.
Gray ging zur offenen Gartentür und beugte sich hinaus . » Pa! Das Essen ist fertig. «
» Komme gleich! «
Als Gray zurückkam, deckte seine Mutter gerade den Tisch.
» Wärst du so nett, Orangensaft einzuschenken? «, sagte sie . » Ich muss einen Ventilator holen. «
Gray nahm den Saft aus dem Kühlschrank und füllte die Gläser. Als seine Mutter das Zimmer verlassen hatte, setzte er den Saft ab und nahm ein Gläschen aus der Gesäßtasche.
Es war zur Hälfte mit einem grauweißen Pulver gefüllt. Der letzte Rest vom Amalgam.
Mit Monks Hilfe hatte er noch ein paar Recherchen zu Metallen im m-Zustand angestellt. Diese Substanzen stimulierten angeblich das endokrine System, steigerten die Hirndurchblutung und verbesserten die Wahrnehmung, die Denkfähigkeit und das Gedächtnis.
Gray kippte den Inhalt des Gläschens in eines der Gläser und rührte mit einem Kaffeelöffel um.
Sein Vater kam herein. Er hatte Sägemehl im Haar. Er streifte die Füße am Fußabtreter ab, nickte Gray zu und ließ sich auf einen der Stühle fallen.
» Deine Mutter hat gemeint, du würdest wieder nach Italien fliegen. «
» Nur für fünf Tage «, antwortete Gray, klemmte sich di e G läser zwischen die Hände und trug sie zum Tisch. » Eine Dienstreise. «
» Ah ja … « Sein Vater musterte ihn aufmerksam. » Und wie geht ’ s dem Mädchen? «
Die Frage verblüffte Gray so sehr, dass er Orangensaft verschüttete. Er hatte seinem Vater noch gar nicht von Rachel erzählt und wusste nicht, was er sagen sollte. Nach Beendigung des Einsatzes hatten sie sich in Avignon ein Zimmer genommen und sich vor einem kleinen Kamin aneinander gekuschelt, während das Unwetter allmählich nachließ. Sie hatten in der Nacht nicht miteinander geschlafen, sondern nur geredet. Stockend und unter Tränen hatte Rachel ihm die Geschichte ihrer Familie erzählt. Mit den Gefühlen, die sie gegenüber ihrer Großmutter hegte, war sie noch immer nicht im Reinen.
Schließlich waren sie Arm in Arm eingeschlafen.
Am nächsten Morgen hatten sie sich wieder getrennt, denn die Pflicht rief.
Wie würde es weitergehen?
Um darauf eine Antwort zu finden, wollte er nach Rom fliegen.
Er telefonierte regelmäßig mit ihr, manchmal zweimal am Tag. Vigor erholte sich gut. Nach der Beerdigung Kardinal Speras war er zum Vorsteher der Archive befördert worden und sollte demnächst die Behebung der vom Drachenorden angerichteten Schäden beaufsichtigen. Vergangene Woche hatte er sich schriftlich bei Gray bedankt. Der Brief hatte allerdings auch eine Geheimbotschaft enthalten. Unter der Unterschrift befanden sich zwei spiegelbildliche Siegelabdrücke, das Zwillingssymbol der Thomaskirche.
Offenbar hatte die geheime Kirche ein neues Mitglied gefunden, das den Platz des ermordeten Kardinals einnehmen würde.
Anschließend hatte Gray veranlasst, dass der goldene Schlüssel Alexander des Großen, der echte Schlüssel, den er in Ägypten in einem Schließfach aufbewahrt hatte, an Vigor weitergeleitet wurde. Wer wäre besser geeignet gewesen al s e r, ihn zu verwahren? Den Nachschlüssel hatte er in einer der zahlreichen Werkstätten Alexandrias anfertigen lassen, die auf die Fälschung von Antiquitäten spezialisiert waren. Das hatte nicht
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