Sigma Force 02 - Feuermönche
ließ sich der Neuankömmling vernehmen.
Rachel öffnete überrascht die Augen. Das Gewand des Mannes erkannte sie auf den ersten Blick: die schwarze Soutane mit dem Schultercape, die breite Schärpe über der Hüfte, scharlachrot wie das Scheitelkäppchen. Außerdem kannte sie den Mann, der in den Kleidern steckte. » Kardinal Spera «, sagte sie und neigte den Kopf.
Er winkte ab, wobei sein goldener Ring aufblitzte. Der Ring wies ihn als Kardinal aus, doch an der anderen Hand trug er noch einen zweiten Ring, ein Gegenstück des ersten, das Zeichen eines Staatssekretärs. Er war Sizilianer, dunkelhaarig und sonnengebräunt. Außerdem war er für einen solch hohen Würdenträger recht jung, kaum fünf Jahre älter als Rachel.
Er lächelte sie freundlich an. » Wie ich sehe, Monsignore Verona, haben Sie bezüglich Ihrer Nichte nicht übertrieben. «
» Es wäre unschicklich gewesen, einen Kardinal zu belügen, zumal er zufällig die rechte Hand des Papstes ist. « Ihr Onkel trat hinzu und umarmte den Kardinal, anstatt demütig beide Ringe zu küssen. » Wie hat Seine Heiligkeit die Meldung aufgenommen? «
Die Miene des Kardinals verdüsterte sich, und er schüttelte den Kopf. » Nach unserer Unterredung heute Morgen habe ich Seine Eminenz in Petersburg angerufen. Morgen früh fliegt er zurück. «
Nach unserer Unterredung … Auf einmal war Rachel klar, was es mit dem förmlichen Aufzug ihres Onkels auf sich hatte. Er hatte sich mit dem Staatssekretär beraten.
Kardinal Spera fuhr fort: » Ich werde die offizielle Verlautbarung mit der Bischofssynode und dem Kardinalskollegium abstimmen. Dann muss ich den morgigen Gedenkgottesdienst vorbereiten. Er soll bei Sonnenuntergang stattfinden. «
Rachel fühlte sich überwältigt. Zwar war der Papst de r O berste des Vatikans und dessen absoluter Herrscher, doch die wahre Macht im Staate lag bei diesem Mann. Sie bemerkte seinen müden Blick, die angespannten Schultern. Offenbar war er erschöpft.
» Hat Ihre Recherche bereits etwas ergeben? «, erkundigte sich der Kardinal.
» In der Tat «, brummte Onkel Vigor. » Die Diebe sind nicht im Besitz aller Gebeine. «
Rachel merkte auf. » Es gibt noch mehr? «
» Um das herauszufinden, sind wir hier «, sagte ihr Onkel . » Nachdem die Gebeine von Barbarossa geraubt wurden, verlangte die Stadt Mailand jahrhundertelang deren Rückgabe. Um die Angelegenheit abzuschließen, wurden einige Knochen der Magi im Jahr 1906 der Basilika St. Eustorgio übergeben. «
» Gott sei Dank «, sagte Kardinal Spera. » Dann sind sie also nicht vollständig verloren. «
Vater Torres schaltete sich ein. » Wir sollten veranlassen, dass sie unverzüglich hierher verbracht werden. Hier sind sie sicher. «
» Bis dahin lasse ich die Bewachung der Basilika verstärken «, sagte der Kardinal. » Auf dem Rückweg von Köln können Sie dort einen Zwischenstopp einlegen und die Mailänder Gebeine übernehmen. «
Vigor nickte.
» Ach, übrigens, es ist mir gelungen, einen früheren Flug zu buchen «, fuhr der Kardinal fort. » Der Hubschrauber wird Sie beide in drei Stunden zum Flugplatz bringen. «
Beide?
» Umso besser. « Onkel Vigor wandte sich an Rachel. » Sieht so aus, als müssten wir deine Mutter schon wieder versetzen. Das Familienessen muss wohl ausfallen. «
» Ich … Wir fliegen nach Köln? «
» Als Nuntien des Vatikans «, antwortete ihr Onkel.
Rachel rang um Fassung. Die Botschafter des Vatikans wurden als Nuntien bezeichnet.
» Als Notfallnuntien «, ergänzte Kardinal Spera. » Nur au f Z eit, für die Dauer der Untersuchung dieser Tragödie. Sie werden als passive Beobachter auftreten, die Interessen des Vatikans vertreten und Bericht erstatten. Ich brauche Ihre scharfen Augen vor Ort. Jemanden, der sich mit Kunstraub auskennt. « Er nickte Rachel zu. » Und der Erfahrung mit Antiquitäten hat. «
» Das ist außerdem deine Tarnung «, sagte Onkel Vigor.
» Tarnung? «
Kardinal Spera runzelte die Stirn und meinte mit einem warnenden Unterton: » Vigor … «
Ihr Onkel wandte sich an den Staatsekretär. » Es ist ihr gutes Recht, Bescheid zu wissen. Ich dachte, das wäre schon beschlossene Sache. «
» Es war Ihr Entschluss. «
Die beiden Männer fixierten einander. Schließlich gab Kardinal Spera seufzend nach.
Onkel Vigor wandte sich wieder Rachel zu. » Unser Auftreten als Nuntien dient nur der Ablenkung. «
» Aber was sind wir dann …? «
Er sagte es ihr.
1 5:35
B enommen wartete Rachel,
Weitere Kostenlose Bücher