Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Galerie geblieben und hätte die Frau wie an einem Schießstand feuern lassen. Die Schüsse wären vielleicht bemerkt worden. Es war dumm gewesen, sich in die Reichweite des Schwertes zu begeben, doch die Panik hatte Lisas Urteilskraft getrübt. Es war schwer, sich einer Aufforderung zu widersetzen, wenn man mit einer Waffe bedroht wurde.
Das Xerum 525, sagte die Frau. Ist das im Safe? Lisa überlegte, was sie antworten sollte. Die Wahrheit sagen oder lügen? Die Entscheidung fiel ihr nicht schwer. Anna hat es mitgenommen, antwortete sie und deutete zur Tür. Wo wollte sie hin?
Lisa vergegenwärtigte sich die erste Lektion, die Painter ihr nach Ihrer Gefangennahme erteilt hatte: Man muss sich unentbehrlich machen. Ich kenne mich hier nicht aus, deshalb kann ich den Weg nicht beschreiben. Aber ich weiß, wie man dorthin kommt. Ich … ich könnte Sie hinbringen, sagte Lisa mit bebender Stimme. Sie musste einen überzeugenden Eindruck machen und so tun, als hätte sie wirklich was zu bieten. Ich bringe Sie nur dann hin, wenn Sie mir zur Flucht verhelfen.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Würde die Frau darauf hereinfallen? Sie sah außergewöhnlich gut aus: Sie war gertenschlank, hatte makellose Haut und üppige Lippen, doch hinter ihren blauen Augen verbargen sich eiskalte Berechnung und ein scharfer Verstand.
Sie fixierte Lisa ausdruckslos. Eine unheimliche Wirkung ging von ihr aus. Dann zeigen Sie mir den Weg, sagte sie und steckte die Pistole in das Halfter. Das Katana behielt sie in der Hand. Andersherum wäre es Lisa lieber gewesen. Lisa sollte vorgehen. Sie schlug einen Bogen um die Fremde und näherte sich der Tür. Vielleicht könnte sie ja unterwegs in den Gängen flüchten. Das wäre ihr einzige Chance. Sie musste den passenden Moment abwarten, wenn die Frau abgelenkt war oder zögerte, und dann die Beine in die Hand nehmen. Ein Luftzug und das Flackern der Flammen im Kamin waren die einzige Warnung.
Lisa drehte sich um – die Frau stand bereits hinter ihr, nur einen Schritt entfernt. Lautlos und unglaublich schnell war sie heran geglitten. Ihre Blicke trafen sich. In dem Moment, bevor das Schwert sich senkte, begriff Lisa, dass die Frau ihr keinen Moment geglaubt hatte. Sie hatte lediglich gewartet, bis Lisa abgelenkt war. Das würde ihr letzter Fehler sein. Alles um sie herum erstarrte, gefangen im Aufblitzen kostbaren japanischen Silbers, das ihrer Brust entgegen zuckte.
09:30
Wewelsburg, Deutschland
Gray fuhr auf den Parkplatz und hielt neben einem blauen Touristenbus. Hinter dem massigen Bus war der BMW von der Straße aus nicht mehr zu sehen. Unmittelbar vor ihnen lag der Torbogen zum Burghof. Bleiben Sie im Wagen, sagte Gray und wandte sich halb um. Damit sind Sie gemeint, junge Dame. Fiona machte eine obszöne Geste, bleib aber angeschnallt. Monk, setz du dich hinters Steuer. Lass den Motor laufen. Ist gut. Rayn machte große Augen. Was ist denn los´? Nichts ist los, entgegnete Monk. Aber behalten Sie für alle Fälle den Kopf unten. Gray öffnete die Tür. Eine Regenbö peitschte ihm entgegen, was sich anhörte, als schlüge in den Bus eine Maschinengewehrsalve ein. In der Ferne grollte Donner.
Rayn, dürfte ich mal Ihren Regenschirm ausborgen? Der junge Mann reichte ihm den Schirm. Gray stieg aus. Er öffnete den Regenschirm, rannte um den Bus herum und postierte sich an der Hecktür, wo er vor dem Regen einigermaßen geschützt war. Er hoffte, dass man ihn für einen Angestellten des Busunternehmens halten würde. Im Schutze des Regenschirms musterte er die Straße. In der Düsternis tauchten Scheinwerfer auf. Der Wagen bog gerade um die letzte Kurve.
Im nächsten Moment tauchte der Mercedes-Zweisitzer auf. Ohne abzubremsen fuhr er am Parkplatz vorbei. Gray beobachtete, wie die Hecklichter im Regen verschwanden und sich dem kleinen Dorf Wewelsburg näherten, das sich an die Flanke der Burg schmiegte. Dann verschwand der Wagen hinter einer Kurve.
Gray wartete volle fünf Minuten, dann erst ging er wieder um den Bus herum und bedeutete Monk, die Luft sei rein. Monk schaltete die Zündung aus. Da der Mercedes nicht kehrtgemacht hatte, forderte Gray die anderen zum Austeigen auf. Paranoia? Meinte Fiona, als sie an ihm vorbei zum Tür bogen ging.
Wenn jemand hinter Ihnen her ist, kann man wohl kaum von Paranoia sprechen, rief Monk ihr nach. Dann wandte er sich an Gray. Glaubst du, sie haben es wirklich auf uns abgesehen? Gray
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