Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Haut. Vier verwobene Schlaufen. Könnte ein keltisches Symbol sein, aber ich weiß nicht, was es bedeutet. Mir sagt das auch nichts. Anna ließ die Hand der Toten herabfallen.
Painter war noch etwas aufgefallen. Er beugte sich weiter vor und drehte die noch warme Hand erneut um. Am kleinen Finger fehlt der Nagel, das Nagelbett war vernarbt. Eine kleine Blessur, aber eine bedeutsame.
Anna rieb mit dem Daumen über das Nagelbett. Trocken … Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten. Ihre Blickte trafen sich. Denken Sie das Gleiche wie ich, sagte er. Anna sah aufs Gesicht der Toten nieder. Ich müsste erst die Netzhaut untersuchen und nachsehen, ob am Sehnerv Blutflecken vorhanden sind.
Mehr brauchte Painter nicht zu wissen. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, mit welch übermenschlicher Schnelligkeit sich die Frau durch den Raum bewegt hatte. Sie war eine Sonnenkönigin. Lisa und Gunther gesellten sich zu Ihnen. Aber keiner von uns, erwiderte Anna. Dafür war sie viel zu jung. Und zu perfekt. Ihre Erschaffer haben die modernsten Techniken eingesetzt, die wir im Laufe der vergangen Jahrzehnten bei In-vitro-Versuchen vervollkommnet haben. Sie haben die Ergebnisse auf menschliche Versuchsobjekte übertragen.
Könnte es sein, dass jemand sie hinter Ihrem Rücken erschaffen hat … sozusagen nach Dienstschluss? Anna schüttelte den Kopf. Der Betrieb der Glocke erfordert eine gewaltige Energiemenge. Das hätten wir gemerkt. Dann kann das nur eins bedeuten.
Sie wurde an einem anderen Ort erschaffen. Anna richtete sich auf. Es gibt noch jemand, der über eine funktionsfähige Glocke verfügt. Painter untersuchte noch immer das Nagelbett und die Tätowierung. Und dieser jemand will ihnen an den Kragen, murmelte er. Alle schwiegen.
In der plötzlichen Stille vernahm Painter ein kaum hörbares Tonsignal. Es kam von der Toten. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er den Ton schon mehrmals gehört, aufgrund der Unruhe im Raum aber nicht weiter beachtet hatte. Er schob den Ärmel des Parkas hoch. Die Tote trug eine Digitaluhr mit fünf Zentimeter breitem Lederarmband. Painter betrachtete die rote Anzeige. Ein holografischer Zeiger wanderte im Kreis und zählte die Sekunden. Die Digitalziffern leuchteten.
01:32
Bei jeder Umdrehung des Zeigers wurde eine Sekunde runter gezählt. Noch anderthalb Minuten. Painter löste die Uhr vom Handgelenk und besah sich die Innenseite des Armbands. Zwei silberne Kontakte waren zu erkennen. Ein Pulsmesser. Die Uhr verfügt offenbar über einen Mikrosender.
Was machen Sie das, fragte Anna. Haben Sie die Tote nach Sprengstoff abgesucht? Sie ist sauber, antwortete Anna. Warum fragen Sie?
Painter richtete sich auf. Ihr Puls wurde überwacht. Als das Herz zu schlagen aufhörte, wurde ein Signal gesendet. Er sah auf die Armbanduhr. Das ist nichts weiter als ein Timer.
01:02
Klaus und die Frau hatten wer weiß wie lange schon ungehindert Zugang zu sämtliche Anlagen des Granitschloss. Da hatten sie auch Gelegenheit, eine Sicherrung einzubauen. Painter hielt die Armbanduhr hoch, damit alle sie sehen konnten. Ich so das Gefühl, dass wir nicht hier sein sollten, wenn der Countdown abläuft. Ein zweiter Zeiger wanderte einmal im Kreis, und es ertönte ein leises Läuten, als die Minuten unterschritten wurde.
00:59
Wir müssen von hier verschwinden! Beeilung!
10
Das schwarze Camelot
09:32
Wewelsburg, Deutschland
Die SS war ursprünglich die Leibgarde Adolf Hitlers, sagte auf Französisch der Führer, der eine klitschnasse Touristenschar durch Museum Wewelsburg dirigierte. Die Bezeichnung SS ist die Abkürzung für Schutzstaffel. Erst später wurde daraus Himmlers Schwarzer Orden.
Gray ließ die Gruppe passieren. Während sie auf den Museumsleiter warteten, hatte er genug aufgeschnappt, um sich ein Bild von der Geschichte der Burg machen zu können. Himmler hatte die Anlage für eine symbolische Reichsmark gemietet und dann eine Viertelmilliarde in den Wiederaufbau gesteckt, um sein persönliches Camelot zu erreichen – ein kleiner Preis, verglichen mit dem vergossenen Blut und dem Leiden der Zwangsarbeit. Gray stand neben einer Vitrine, in der eine gestreifte Gefängnisuniform des Konzentrationslagers Niederhagen ausgestellt war. Draußen grollte der Donner und ließ die Fensterscheiben klirrend erbeben.
Als die Besuchergruppe sich entfernte, vermischte sich die Stimme des Fremdenführers mit dem Gemurmel der
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