Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
sich. Auf dem Dach war es wundervoll kühl. Nach der Gluthitze im Haus eine Wohltat. Die gelungene Flucht gab ihm Auftrieb. Versuchsweise belastete er die Dachziegel. Trotz der starken Neigung fand er mit dem Schuhen gut Halt. Wenn sie sich vorsahen, konnten sie darauf gehen. Er wandte sich zur nach Norden weisenden Dachkante. Der Abstand zum nächsten Haus betrug weniger als einen Meter. Da konnten sie mühelos hinüberspringen. Zufrieden drehte er sich wieder zum Fenster um. Okay, Fiona …. Passen Sie gut auf. Die junge Frau streckte den Kopf heraus, blickte sich suchend um, dann kroch sie aufs Dach. Sie blieb gebückt stehen, fast auf allen vieren.
Gray wartete auf sie. Sie machen das prima. Fiona blickte ihn an und übersah deshalb einen geborstenen Ziegel. Sie verfing sich mit der Schuhspitze daran. Der Dachziegel zerbrach. Fiona verlor das Gleichgewicht, landete auf dem Bauch und begann abzurutschen. Mit Fingern und Füßen suchte sie vergeblich nach Halt. Gray hechtete ihr hinterher, griff jedoch in Leere.
Sie rutschte immer schneller ab. Bei ihrem verzweifelten Versuch, sich irgendwo festzuhalten, lösten sich weitere Dachziegel. Scherben und Splitter regneten herab, verwandelten sich in eine Dachziegellawine. Gray lag flach auf dem Bauch. Er konnte nichts tun. < Die Regenrinne! >, rief er ihr nach. Halten Sie sich an der Regenrinne fest!
Fiona hörte ihn nicht. Während sie mit den Händen und Füßen nach Halt suchte, löste sie ständig neue Ziegel. Und dann begann sie auf einmal zu rollen und schrie gellend auf. Die ersten zerbrochenen Dachziegel fielen über den Rand. Gray hörte, wie sie mit lautem Knall auf dem Hofpflaster zerschellten. Dann rutschte Fiona verzweifelt um sich schlagend über die Dachkante.
Und weg war sie.
3
UKUFA
10:20
Tierreservat Hluhluwe-Umfolozi
Zululand Südafrika
Sechstausend Meilen und einem ganzen Kontinent von Kopenhagen entfernt holperte ein offener Jeep durch die weglose Wildnis Südafrikas.
Die sengende Hitze hatte die Savanne bereits verdorren lassen. In der Ferne flirrte die Luft. Im Rückspiegel sah man das gleißende, flache Grasland, durchsetzt mit Dornenbüschen und vereinzelten Rotweiden. Unmittelbar voraus lag ein flacher Hügel, dicht bewachsen mit knorrigen Akazien und skelettartigen > Bleibäumen. Ist das die Stelle, Doktor? >, fragte Khamisi Taylor und steuerte den schwankenden Jeep durch ein ausgetrocknetes Flussbett. Hinter dem Wagen wurde eine Staubwolke aufgewirbelt. Khamisi warf der Frau einen Blick zu.
Dr. Marcia Fairfield hatte sich halb vom Beifahrersitz erhoben und hielt sich am Rahmen der Windschutzscheibe fest. Sie zeigte nach vorn. Fahren Sie zur Westseite. Dort befindet sich eine tiefe Senke. Khamisi schaltete runter und steuerte nach rechts. Als Wildhüter des Tierreservat Hluhluwe-Umfolozi musste er für die Einhaltung der Vorschriften Sorge tragen. Wilderei war ein schweres Vergehen – kam aber immer wieder vor. Zumal in den abgelegener Gebieten des Reservats.
Selbst die Zulus, seine eigene Stammesgenossen, praktizierten bisweilen noch die alten Riten und Bräuche. Dann konnte es vorkommen, dass er sogar den alten Freunden seines Großvaters eine Strafe aufbrummte. Die Ältesten hatten ihm einen Spitznamen gegeben, der so viel bedeutete wie Fat Boy. Darin schwang vor allem Spott mit, unterschwellig aber auch eine gewisse Herablassung. Sie hielten ihn für minderwertig, weil er von den Weißen bezahlt wurde und auf anderer Leute Kosten ein fettes Leben führte. Außerdem war er hier so etwas wie ein Fremder. Sein Vater hatte ihn nach dem Tod seiner Mutter im Alter von zwölf Jahren nach Australien mitgenommen. Einen Großteil seines Lebens hatte er an der australischen Nordküste in der Nähe von Darwin zugebracht und sogar zwei Jahre an einer Universität in Queensland studiert. Jetzt, mich achtundzwanzig, war er wieder in Afrika und hatte eine Anstellung als Wildhüter bekommen – was er einerseits seiner Ausbildung, anderseits seiner Verwandtschaft mit den hiesigen Stämme zu verdanken hatte.
Ein fettes Leben auf Kosten anderer Leute.
Können Sie nicht schneller fahren, drängte ihn seine Mitfahrerin. Dr. Marcia Fairfield war eine schon ergraute, renommierte Biologin aus Cambridge, die an der Operation Rhino teilgenommen hatte und bisweilen als Jane Goodall der Nashörner bezeichnet wurde. Khamisi arbeitete gern mit ihr zusammen. Vielleicht lag es an
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