Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Monaten hatte ein alter Mann behauptet, er habe in der in der Gegend einen Ukufa gesehen. Halb Tier, halb Mensch, mit flammenden Augen, hatte er gemeint. Nur die Alten mit der ledernen Haut hatten sich über ihn lustig gemacht. Hier im tiefen Baumschatten aber ….
Wir sollten von hier verschwinden, sagte Khamisi. Aber wir wissen doch nicht, wer oder was das Kalb getötet hat.
Wilderer waren das jedenfalls nicht. Mehr brauchte Khamisi gar nicht wissen. Er zeigte mit dem Gewehr Richtung Jeep. Er würde seinen Chef anfunken und die Angelegenheit abschließen. Das Nashorn war von einem Raubtier getötet worden. Kein Fall von Wilderei. Den Kadaver würden sie den Aasfressern überlassen. Dem Kreislauf des Lebens. Dr. Fairfield richtete sich wiederwillig auf. Plötzlich erscholl zur Rechten ein langgezogener Ruf, durchbrochen von einem schrillen Schrei. Khamisi begann zu zittern. Er kannte den Schrei, nicht weil er ihn schon einmal gehört hätte, sondern weil er tief in seinen Knochen verwurzelt war. Das Echo des Schreis reichte bis der zu den mitternächtlichen Lagerfeuern, den Geschichten von Tod und Blutvergießen zurück hinaus bis zu der Zeit, als der Mensch noch keine Sprache hatte und allein von seinen Instinkten geleitet wurde. Ukufa. Der Tod.
Als der Schrei verhallte, senkte sich lastende Stille herab. Khamisi überlegte, wie lange es dauern würde, bis sie den Jeep erreicht hatten. Sie mussten sich zurückziehen, aber geordnet, nicht in Panik. Eine überstürzte Flucht würde lediglich die Blutgier des Raubtiers wecken.
Im dichten Gehölz erscholl ein weiterer Schrei. Dann noch einer. Alle aus unterschiedlichen Richtungen. In der plötzlich wieder einsetzenden tiefen Stille begriff Khamisi, dass sie eine einzige Chance hatte. Laufen Sie!
09:31
Kopenhagen, Dänemark
Gray lag dort, wo er vergeblich Fiona festzuhalten versucht hatte, bäuchlings auf dem Dach. Das Bild, wie sie über die qualmende Dachkante gerutscht war. Hatte sich ihm unauslöschlich eingebrannt. Er hatte Herzklopfen. O Gott… was habe ich getan …
An der Straßenseite näherten sich Sirenen, die jäh verstummten, als die Feuerwehrwagen das Haus erreicht hatten. Oberhalb seiner Schulter loderten Flammen aus dem Dachstuhl hervor, begleitet von einem Schwall Hitze und dichtem Qualm. Er durfte sich nicht hängen lassen.
Gray riss sich zusammen, stützte sich erst auf die Ellbogen, dann auf die Hände und drückte sich hoch. An der Seite hatte das Feuer vorübergehend nachgelassen. Vom Hof drangen aufgeregte, gedämpfte Stimmen herauf. Und ganz in der Nähe … ein leises Stöhnen. Es kam von unterhalb der Dachkante. Fiona … ?
Gray ließ sich wieder auf den Bauch sinken und rutschte bis zur Dachkante vor. Aus dem geborstenen Fenster quoll Qualm hervor, der ihm eine gewisse Deckung verlieh. Er streckte den Kopf über die Regenrinne vor und blickte nach unten. Unmittelbar unter ihm befand sich ein Balkon mit schmiedeeisernem Geländer … nein, das war kein Balkon. Sondern die Außentreppe, die Fiona erwähnt hatte. Und auf dem Treppenabsatz lag das Mädchen. Fiona wälzte sich stöhnend auf die Seite und zog sich am Treppengeländer hoch.
Ihre Absicht blieb auch anderen nicht verborgen. Gray machte auf dem Hof zwei Gestallten aus. Die eine Person stand mitten auf den Steinplatten und hielt mit angelegtem Gewehr nach einem Ziel Ausschau. Der aus dem geborstenen Fenster dringende schwarze Qualm verhinderte, dass er Fiona sah. Der Schütze wartete darauf, dass das Mädchen den Kopf über das Treppengeländer streckte.
< Bleiben Sie unten! > , zischte er Fiona zu. Sie sah zu ihm hinauf. Blut rann ihr über die Stirn. Der zweite Bewaffnete ging hin und her und umklammerte mit beiden Händen eine schwarze Pistole. Er zielte auf die Treppe, um sie an der Flucht zu hindern. Gray bedeutete Fiona, die solle hocken bleiben, dann wälzte er sich auf dem Dach entlang, bis er sich oberhalb des zweiten Bewaffneten befand. Der aufsteigende Qualm verdeckte dem Fremden immer noch die Sicht. Die beiden Männer achteten vor allem auf die Treppe. Als Gray die gewünschte Position erreicht hatte, wartete er. In der Rechten hielt er einen schweren Dachziegel, der sich bei Fionas Sturz gelöst hatte. Er hatte nur einen Versuch. Ohne die Pistole zu senken, setzte der Mann auf dem Hof einen Fuß auf die unterste Treppenstufe.
Gray beugte sich über die Dachkante vor und holte aus. Er stieß einen Pfiff aus.
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