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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Ahnung, wohin wir gehen, fragte sie. Unwillkürlich hatte sie geflüstert – weiniger weil sie fürchtete, jemand könnte sie hören, sondern weil der die Geräusche dämpfende Schnee sie einschüchterte. Eigentlich nicht, erwiderte Painter. Das Grenzgebiet wurde noch nicht kartographisch erfasst. Weite Teile davon wurden noch nie von einem Menschen betreten. Er schwenkte den Arm. Bevor ich hier herkam, habe ich mir die Satellitenbilder angesehen. Aber das bringt nicht viel. Das zerklüftete Terrain erschwert die Überwachung.
     
Eine Weile gingen sie schweigend weiter. Schließlich blickte Painter sich nach ihr um. Wussten Sie, dass hier 1999 Shangri-La entdeckt wurde? Lisa zog die Brauen hoch. Sie konnte nicht erkennen, ob er hinter dem Halstuch lächelte. Das Shangri-La aus Der verlorene Horizont? Sie erinnern sich an das Buch und den Film. Shangri-La war ein utopisches, märchenhaftes Paradies irgendwo im Himalaya. Painter blickte wieder nach vorn und erklärte im Gehen: < Zwei Forscher von National Geographic haben ein paar hundert Meilen südlich von hier eine unglaubliche tiefe Schlucht entdeckt, die unter einem Berghang versteckt liegt und auf Satellitenbildern daher nicht zu sehen ist. Mit Wasserfällen, Kiefern und Tannen, Wiesen voller Rhododendren, mit von Schierling und Rottannen gesäumten Bächen. Eine von Tieren wimmelnde natürliche Gartenlandschaft, an allen Seiten von Schnee und Eis umgeben. >
     
Shangri-La`?
     
Er zuckte die Schultern. Da zeigt nur, dass Wissenschaft und Satelliten nicht immer imstande sind, das zu erfüllen, was die Natur verbergen will. Inzwischen klapperte er mit den Zähnen. Selbst das Sprechen verbrauchte Köperwärme und Atemluft. Sie mussten ihr eigenes Shangri-La finden. Schweigend stapften sie weiter. Der Schneefall wurde dichter. Zehn Minuten später beschrieb die Rinne abermals einen scharfen Knick. An der Biegung verschwand der schützende Überhang. Die Rinne führte steil nach unten, wurde breiter und öffnete sich. Ein Schneevorhang fiel auf sie nieder, erfüllte die ganze Welt. Wenn eine Windbö den Schneevorhang für Augenblicke lüftete, sahen sie verschwommen ein tiefer gelegenes Tal.
     
Es war kein Shangri-La.
     
Vor ihnen erstreckte sich eine Reihe eisiger, schneeumtoster schroffer Felsen, die zu steil waren, um sie ohne Sicherheitsseil zu überqueren. Ein Bach ergoss sich in einer Abfolge von Wasserfällen in die Tiefe – zu Eis erstarrt, dem Zeitablauf entrückt. Dahinter, von Schnee und Eisnebel verhüllt, lag eine tiefe, anscheinend bodenlose Schlucht. Das Ende der Welt. Wir finden schon einen Weg nach unten, sagte Painter mit klapperden Zähnen. Er stapfte in den Sturm hinaus. Erst versanken sie bis über die Knöchel im Schnee, dann bis zu den Waden. Painter pflügte Lisa eine Schneise frei. Warten Sie, sagte Lisa. Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Bis hierher hatte er sie mitgeschleift, aber für diese Bedingungen waren sie nicht ausgerüstet. Dort drüben. Sie wandte sich zur Felswand. An der Leeseite waren sie vor dem Wind geschützt. < Wo? > , wollte er sagen, doch sein Zähneklappern war so heftig, dass er nicht zu verstehen war.
     
Sie zeigte zum gefrorenen Wasserfall. Taski Sherpa hatte ihnen ein paar Überlebenstechniken beigebracht. Auf die richtige Wahl des Unterschlupfs hatte er besonders Wert gelegt. Die fünf aussichtsreichen Stellen konnte sie auswendig hersagen.
     
Lisa trat dicht an den Wasserfall heran. Wie Taski es ihr eingeschärft hatte, suchte sie nach der Stelle, wo der schwarze Fels an das bläulich weiße Eis stieß. Ihrem Führer zufolge verwandelte die sommerliche Schneeschmelze die Wasserfälle des Himalayas in wilde Sturzbäche, die tiefe Furchen aus dem Fels herauswuschen. Gegen Ende des Sommers erstarrten die Wasserfälle, und häufig blieb dahinter eine Nische frei.
     
Erleichtert stellte sie fest, dass dieser Wasserfall keine Ausnahme darstellte. Im Stillen bedankte sie sich bei Taski und all seinen Vorfahren. Mit dem Ellbogen zerbrach sie die Raureifkruste und erweiterte die Lücke zwischen Eis und Felswand. Dahinter lag eine kleine Höhle. Painter trat neben sie. Lassen Sie mich erst mal nachsehen, ob es auch sicher ist. Er zwängte sich durch den Spalt. Im nächsten Moment flammte ein kleines Licht auf und erhellte den erstarrten Wasserfall.
     
Lisa spähte durch die Lücke. Painter stand ein paar Schritte entfernt, die Taschenlampe in der Hand. Er leuchtete in der kleinen Nische umher. Sieht gut aus.

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