Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
lossprechen. Das sind eine Menge Vielleicht. Painter massierte sich die Stirn, da zuckte er auf einmal zusammen. Und ich kann noch eins hinzufügen. Vielleicht war das alles ja auch nur Unsinn. Lisa konnte ihn nicht widerlegen. Sie seufzte. Die Wirkung des Adrenalins, das sie bei der Flucht ausgeschüttert hatten, ließ rasch nach. Ist ihnen wieder warm? Ja, danke.
Sie schaltete das Heizgerät aus. Wir müssen Gas sparen. Er nickte und musste plötzlich heftig gähnen. Wir sollten versuchen, etwas zu schlafen, meinte Lisa. Und zwar abwechselnd.
Stunden später wurde Painter von Lisa wachgerüttelt. Er setzte sich auf. Draußen war es dunkel. Die vor ihm befindliche Eiswand war so schwarz wie der Fels. Jedenfalls hatte der Sturm etwas nachgelassen. < Was gibt es? >, fragte er. Lisa hatte die Decke ein Stück herabsinken lassen. Sie hob den Arm und flüsterte: Warten Sie einen Moment. Er rückte näher zu ihr und schüttelte den letzten Rest Schläfrigkeit ab. Er wartete eine halbe Minute. Nichts geschah. Der Sturm hatte sich eindeutig gelegt. Das Heulen des Windes hatte aufgehört. Eine kristallklare winterliche Stille hatte sich auf das Tal und die Felswände herabsenkt. Er lauschte angestrengt, doch es war kein verdächtiges Geräusch zu hören. Irgendetwas hatte Lisa erschreckt.
Er spürte ihre Angst. Ihr Körper vibrierte geradezu. Lisa, was in aller Welt …?
Unvermittelt flammte die Eiswand auf, als fände draußen ein Feuerwerk statt. Das Ganze geschah völlig lautlos. Das funkelnde Leuchten wanderte die Wasserfälle hinauf und verblasste. Dann wurde das Eis wieder dunkel. Die Geisterlichter …. , flüsterte Lisa.
Painter erinnerte sich, wie alles vor drei Tagen angefangen hatte. Die Krankheit im Dorf, der Wahnsinn im Kloster. Lisa hatte vermutet, die Nähe zu den seltsamen Lichterscheinungen stehe in direktem Zusammenhang mit der Schwere der Symptome. Jetzt waren sie mitten im Niemandsland. Die Lichtererscheinungen so nahe wie noch nie. Plötzlich flammte der gefrorene Wasserfall abermals auf und verstrahlte ein helles, tödliches Licht. Die Geisterlichter waren wieder aktiv.
5
Dicke Luft
18:12
Kopenhagen, Dänemark
Hatte in Europa denn alles Verspätung? Gray sah auf die Uhr. Die Auktion hatte um siebzehn Uhr beginnen sollen. Die Züge und Busse waren hier so pünktlich, dass man die Uhr danach stellen konnte, doch Veranstaltungen standen auf einem ganz anderen Blatt. Es war schon nach sechs. Zuletzt hatte es geheißen, die Auktion solle um halb sieben anfangen, da sich einige mit dem Flugzeug anreisende Bieter aufgrund eines Sturm über der Nordsee verspätet hätten.
Nach und nach trudelten die Interessenten ein. Als es auf den Abend zuging, hatte Gray auf einem Balkon im ersten Stock des Scandic Hotels Webers Posten bezogen. Das Ergenschein-Auktionshaus lag genau gegenüber, ein vierstöckiges Gebäude im modernen minimalistischen Stil mit viel Glas und hellem Holz, in dem man eher eine Kunstgalerie vermutet hätte. Die Auktion sollte im Keller stattfinden. Und zwar hoffentlich bald. Gray gähnte und streckte sich. Zuvor hatte er eine Überwachungsausrüstung aus dem Hotel am Nyhavn geholt und die Rechnung bezahlt. Unter einem anderen Namen und mit einer neuen MasterCard hatte er sich in diesem Hotel ein Zimmer genommen. Es bot einen Panoramablick auf den Rathausplatz, und vom Balkon aus hörte er das ferne Gelächter und die Musik vom Tivoli, einem der ältesten Vergnügungsparks der Welt.
Vor ihm stand ein Laptop, daneben lag ein angebissener Hotdog, den er bei einem Straßenhändler erstanden hatte. Seine erste Mahlzeit an diesem Tag. Entgegen allen Gerüchten spielte sich der Agentenalltag nicht nur in Spielcasinos und Gourmetrestaurants ab. Der Hotdog hatte zwar fast fünf Dollar gekostet, schmeckte aber prima.
Das Monitorbild erzitterte, als die bewegungsempfindlichen Kameras eine rasche Folge von Fotos aufnahmen. Die Bilder von zwei Dutzend Auktionsteilnehmer hatte er bereits gespeichert; steife Banker, abweisende Eurotrash, drei stiernackige Herren in abgenutzten Anzügen, auf deren Stirn Mafiosi gestempelt war, eine pummelige, professionell gekleidete Frau und ein Quartett weiß gekleidete Neureiche mit identische Segelkappen. Natürlich sprachen sie Amerikanisch. Und zwar laut. Gray schüttelte den Kopf.
Viele Nachzügler würden wohl nicht mehr kommen. Da hielt vor dem Auktionshaus eine lang gestreckte schwarze
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