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Sigma Force 03 - Der Genisis Plan

Titel: Sigma Force 03 - Der Genisis Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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schließen. Haben Sie ein Foto von ihm gemacht? Um den Blitz wiederholt auszulösen, habe ich die Kamera auf Serienfoto gestellt. In diesem Modus werden fünf Bilder pro Sekunde gemacht. Ich habe keine Ahnung, was drauf ist. Sie tippte an den Bedienknöpfen der Kamera herum.
     
Schulter an Schulter blickten sie auf den kleinen LCD-Monitor an der Kamerarückseite. Lisa ließ die letzten Bilder anzeigen. Die meisten waren unscharf, dennoch wirkte die Fotoserie wie eine Zeitlupenwiedergabe ihrer Flucht: Das Erschrecken des Angreifers, der schützend vor die Augen erhobene Arm, das Mündungsfeuer, als Lisa hinter dem Fass Deckung suchte, der Zusammenprall mit Painter.
     
Auf einigen Fotos war das Gesicht des Mannes zu erkennen. Die verschiedenen Puzzleteile ergaben folgendes Bild: hellblondes Haar, buschige Augenbrauen, vorstehender Kiefer. Die letzten Fotos waren offenbar entstanden, als Lisa über Painter und den Angreifer hinweggesprungen war. Auch eine Nahaufnahme war dabei. Die unbeherrschte Wut darin wurde von der roten Pupille noch gesteigert.
     
Lisa klickte wieder zu Relu Na zurück, dem fernen Verwandten Ang Gelus, der sie mit der Sichel angegriffen hatte. Die Augen des wahnsinnigen Mönchs hatten ganz ähnlich gefunkelt. Sie bekam eine Gänsehaut, die nichts mit dem Schneesturm zu tun hatte, der über sie hinwegbrauste.
     
Und noch etwas anderes fiel ihr auf. Die Augen des Mannes waren unterschiedlich gefärbt. Das eine war stahlblau. Das andere rein weiß. Vielleicht lag es ja auch nur an der Überbelichtung …
     
Lisa drückte die Rücktaste und klickte zum Anfang zurück. Anschließend wurden wieder die Kellerbilder angezeigt. Sie klickte weiter, bis das letzte Bild erschien, das sie vor Betreten des Kellers aufgenommen hatte. Es zeigte sie mit blutigen Zeichen beschmierte Wand. Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Was ist das?, fragte Painter. Die traurige Geschichte vom Klostervorsteher hatte sie ihm bereits erzählt. Das hat der alte Mönch auf die Wand gekritzelt. Das ist ein und dieselbe Abfolge von Zeichen. Sie wiederholen sich immer wieder. Painter beugte sich neugierig vor. Können Sie das Bild zoomen? Der Bildausschnitt wurde kleiner, die Bildschärfe schlechter. Painter zog nachdenklich die Brauen zusammen. Das ist weder Tibetisch noch Nepalesisch. Sehen Sie nur, wie eckig die Schriftzeichen sind. Das scheinen mit eher nordische Runen zu sein oder so was in der Art. Glauben Sie wirklich? Möglich wäre es. Painter seufze auf und lehnte sich zurück. Man möchte fast meinen, Lama Khemsar hätte mehr gewusst, als er sich hat anmerken lassen.
     
Lisa fiel etwas ein, was sie Painter noch nicht gesagt hatte. Nachdem er sich die Kehle durchgeschnitten hatte, stellte sich heraus, dass er sich ein Zeichen auf die Brust geritzt hatte. In dem Moment schrieb ich das seinem Wahnsinn zu. Jetzt aber bin ich mir nicht mehr so sicher. Wie sah es aus? Können Sie es zeichnen? Das ist nicht nötig. Es war ein Hakenkreuz. Painter hob erstaunt die Brauen. Ein Hakenkreuz? Ich glaube schon. Vielleicht fühlte er sich ja in der Zeit zurückversetzt und hat etwas ausgelebt, was ihm Angst machte.
     
Lisa berichtete, dass Ang Gelus Verwandter bei seiner Flucht vor den maoistischen Rebellen von den Grausamkeiten, die sie an unschuldigen Bauern verübten, traumatisiert worden sei. Vielleicht hatte er ja ebenfalls ein tief liegendes Trauma ausagiert, als er den Verstand verloren hatte.
     
Als sie geendet hatte, schaute Painter nachdenklich drein. Lama Khemsar war Mitte siebzig. Dann war er zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ein junger Bursche. Möglich wäre es schon. Die Nazis haben Forschungsexpeditionen in den Himalaya entsandt.
     
Hierher? Warum denn das?
     
Painter zuckte mit den Schultern. Heinrich Himmler, der Reichsführer SS, war angeblich fasziniert vom Okkulten. Er hat alte vedische Texte gelesen. Der Drecksack hat geglaubt, das Himalayagebirge wäre der Geburtsort der arischen Rasse. Die Forschungsexpedition sollte den Beweis erbringen. Da hätte er wohl lange suchen müssen.
     
Lisa lächelte ihn an. Vielleicht ist der alte Lama in seiner Jugend ja einer solchen Expedition begegnet und sollte für sie den Führer spielen. Schon möglich. Aber ob das stimmt, werden wir nie erfahren. Seine Geheimnisse hat er mit ins Grab genommen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wollte er in dem Zimmer irgendetwas Schreckliches loswerden und sich dadurch, dass er sein Wissen preisgab, unbewusst davon

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