Sigma Force 03 - Der Genisis Plan
Limousine. Zwei Personen stiegen aus. Sie waren groß gewachsen und schlank und hatten ähnliche Armanianzüge am Leib. Er trug eine blaue Tüpfelkrawatte, sie eine Seidenbluse in passenden Farbton. Beide waren jung, höchstens Mitte zwanzig. Ihre Erscheinung hingegen hatte nichts Jugendliches an sich. Vielleicht lag es an dem kurzen, gebleichten Blondhaar, das ihnen am Schädel klebte, sodass sie wie zwei Stummfilmstars aus den Zwanzigerjahren wirkten. Beide strahlten eine alterslose Anmut aus. Sie lächelte nicht, wirkte aber auch nicht abweisend. Selbst auf den Fotos funkelte freundlich Belustigung in ihren Augen. Portier hielt ihnen die Tür auf. Sie nickten ihm grüßend zu – wiederum nicht übertrieben herzlich, aber doch freundlich. Dann verschwanden sie im Auktionshaus. Der Portier folgte ihnen und drehte ein Türschild um. Das waren offenbar die letzten Gäste, die erwartet wurden, und vielleicht waren sie ja der Anlass gewesen, weshalb man so lange gewartet hatte.
Wer war das? Er bezähmte seine Neugier. Logan Gregorys Befehle waren eindeutig gewesen. Er klickte noch einmal die Fotos durch, um sich zu vergewissern, dass alle Auktionsteilnehmer sauber getroffen waren. Dann kopierte er sie auf einen USB-Stick, den er in die Tasche steckte. Jetzt brauchte er nur noch zu warten, bis die Auktion beendet war. Logan hatte dafür gesorgt, dass eine Liste der verkauften Objekte und die Käufer an ihn übermittelt würde. Sicherlich würden ein paar falsche Namen darunter sein, aber sie würden die Informationen mit den Datenbanken der für die Terrorbekämpfung zuständigen U. S. Taskforce und den Erkenntnissen von Europol und Interpol abgleichen. Gray würde vielleicht nie erfahren, was hier wirklich vorging.
Zum Beispiel hätte er gern gewusst, warum das Antiquariat niedergebrannt und Grette Neal getötet worden war. Willentlich entspannte er die Faust. Er hatte den ganzen Nachmittag gebraucht, um wieder ruhiger zu werden, doch inzwischen hatte er sich damit abgefunden, die Grenzen einzuhalten, die Logan ihm setzte. Er hatte keine Ahnung, was hier gespielt wurde, und wenn er übereilt vorgegangen wäre, hätte das den Tod weiter Personen nach sich ziehen können. Gleichwohl plagten ihn Gewissensbisse. Den Nachmittag über war er im Hotelzimmer unruhig auf und ab gegangen. Immer wieder ließ er die letzten Tage Revue passieren. Wenn er behutsamer vorgegangen wäre und bessere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hätte …
Garys Handy begann in der Hosentasche zu vibrieren. Er nahm es heraus und las die angezeigte Nummer ab. Gott sei Dank. Er klappte es auf und trat auf den Balkon hinaus. Rachel … schön, dass du anrufst. Ich habe deine Nachricht bekommen. Ist alles in Ordnung bei dir? Sie klang besorgt, konnte ihr professionelles Interesse aber nicht verhehlen. In einer kurzen SMS hatte er sie darauf vorbereitet, dass ihr Rendezvous kurz ausfallen würde. Einzelheiten hatte er keine genannt. Trotz ihrer engen Beziehung galt es, Geheimhaltungsvorschriften zu beachten.
Mir geht es gut. Aber Monk kommt her. Er wird kurz nach Mitternacht eintreffen. Ich bin gerade in Frankfurt, sagte Rachel. Ein Zwischenstopp. Nach der Landung hab ich meine SMS abgerufen. Es tut mir ehrlich leid. Soll ich wieder umkehren? Er wollte sie in die Sache nicht hineinziehen. Das wäre das Beste. Wir müssen was Neues ausmachen. Wenn ich die Lage hier beruhigt hat, kann ich vielleicht vor dem Rückflug in die Staaten bei dir in Rom vorbeischauen.
Das wäre schön. Die Enttäuschung war ihr deutlich anzuhören. Ich besuche dich, sagte er und hoffte, dass es ihm gelingen würde, sein Versprechen auch einzulösen. Rachel seufzte, nicht gereizt, sondern verständnisvoll. Über ihre Fernbeziehung machten sie sich beide keine Illusionen. Zwei Kontinente, zwei Karrieren. Aber sie waren bereit, daran zu arbeiten … und herauszufinden, wohin das führen würde. Ich hätte mich gerne mit dir unterhalten, sagte Rachel. Er wusste, was sie damit meinte, und hörte die tiefere Bedeutung aus ihren Worten heraus. Sie hatten schon viel zusammen durchgemacht und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen kennengelernt. Trotz aller Schwierigkeiten aber hatten sie nicht das Handtuch werfen wollen. Ihnen beiden war klar, dass es an der Zeit war, über ihren nächsten Schritt zu sprechen.
Darüber, wie sich die Entfernung verkürzen ließe. Wahrscheinlich war das einer der Gründe, weshalb die Trennung seit dem letzten Treffen so lange gedauert
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