Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
Vom Netzwerk:
Linien. Ein Muster war nicht zu erkennen. Erst beschäftigte sie sich mit der einen Ecke, dann mit der anderen.
    Mapplethorpe schnaubte. »Sie haben gemeint, sie wäre künstlerisch begabt.«
    »Das ist sie auch.«
    Sascha arbeitete weiter. Das grüne Rechteck, das sie zu Anfang gezeichnet hatte, füllte sich mit schwarzen Schemen und Wirbeln. Den linken Arm hielt sie brettsteif vom Körper ab, als müsse sie eine übernatürliche Krafteinwirkung ausgleichen.
    Schließlich sanken beide Arme herab.
    Sie wandte sich von der Leinwand ab, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und schaukelte mit dem Oberköper vor und zurück. Ihre Stirn glänzte vor Schweiß. Sie nahm ein Bauklötzchen in die Hand und wendete es rhythmisch in den Fingern, als versuchte sie, ein Rätsel zu lösen, das sich ihr allein erschloss.
    Juri fasste das Kunstwerk in den Blick.

    Mapplethorpe trat neben ihn. »Was soll das? Das ist doch nur Gekrakel.«
    » Njet .« Unwillkürlich wechselte er ins Russische, doch er war besorgt … sehr besorgt.
    Er eilte zur Verbindungstür. Mapplethorpe folgte ihm. Als er das Kinderzimmer betrat, schaukelte Sascha immer noch mit dem Oberkörper und spielte mit dem Bauklötzchen. Juri wusste aus Erfahrung, dass sie eine Weile nicht ansprechbar sein würde.
    Außerdem wusste er inzwischen ganz gut über Saschas Begabung Bescheid.
    Er trat zur Staffelei und riss das Zeichenpapier ab.
    »Was machen Sie da?«, fragte Mapplethorpe.
    Juri drehte die Zeichnung um hundertachtzig Grad und befestigte sie wieder auf der Staffelei. Hin und wieder zeichnete Sascha ihre Bilder auf dem Kopf stehend. Das war nicht ungewöhnlich für autistische Savants. Häufig nahmen sie die Welt mit anderen Sinnen wahr. Zahlen als Geräusche. Worte als Gerüche.
    Juri blickte zu Sascha hinüber.
    Mit ihren strahlend blauen Augen fixierte sie das Bauklötzchen.

    Juri drehte sich um und bemerkte Mapplethorpes erstaunte Miene. Der Mann trat näher an die Zeichnung heran. Wortlos zeigte er darauf. Schließlich stammelte er: »Du meine Güte … das sieht ja aus wie ein Elefant.«

    Juri staunte ebenfalls. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Ohne Stimulation von außen hätte sie dazu gar nicht imstande sein sollen. Solche Skizzen - Zeichnungen der Mall und des Smithsonian Castle - hatten sie zu Dr. Polk geführt. Daraufhin hatte er sich in einem abgelegenen Winkel der Mall postiert. Sie hatten schnell reagieren müssen, binnen zwei Stunden. Das war Saschas Limit.
    Mapplethorpe beugte sich weiter vor. »Der Raum , in dem der Elefant sich befindet. Ich glaube, den kenne ich. Erst vor zwei Wochen war ich mit meiner Enkeltochter dort. Das ist die Rotunde des Museums für Naturgeschichte.«
    Juri runzelte die Stirn. »Das Museum an der National Mall?«
    Dort hatte seine Zielperson sich heute eine Weile versteckt gehabt.
    Mapplethorpe nickte.
    Juri drehte sich zum Spiegel um und erblickte sein eigenes
Spiegelbild. Hatte Sascha ihre Anwesenheit gespürt? Und wichtiger noch: Hatte sie Mapplethorpes heftige Besorgnis wegen des Gegenstands gespürt, den Dr. Polk gestohlen hatte?
    Es gab nur eine Möglichkeit, diese Fragen zu beantworten.
    Juri wandte sich wieder zu Mapplethorpe um. »Ich schlage vor, Sie beordern Ihre Leute dorthin. Und zwar unverzüglich.«

18:48
    Gray ging weiter ins Museum hinein. Polks radioaktive Fährte führte an der Rotunde mit dem ausgestopften Elefanten vorbei zu einer Treppe. Gray stieg hinauf und landete vor einer Sicherheitstür mit der Aufschrift ZUTRITT NUR FÜR MUSEUMSANGESTELLTE.
    Gray drückte versuchsweise die Klinke. Die Tür war mit einem elektronischen Schloss gesichert, das sich mit einer Magnetkarte entriegeln ließ. Gray runzelte die Stirn. Wie war Polk hier hineingelangt? Gray schaltete das Kehlkopfmikrofon ein und funkte die Kommandozentrale an.
    Painter meldete sich unverzüglich. »Commander?«
    »Sir, ich brauche Unterstützung.« Er schilderte Painter, wo die Fährte geendet hatte. »Ich brauche jemanden, der mir Zugang zu den Räumlichkeiten verschafft.«
    »Einen Moment, Gray. Ich erweitere den Geltungsbereich Ihrer ID-Karte auf die Smithsonian Museen.« Das Schweigen dehnte sich. Gray sah im Geiste vor sich, wie der Direktor auf der Computertastatur herumtippte.
    Kowalski lehnte sich an die Wand und pfiff leise zwischen den Zähnen hindurch.
    »Versuchen Sie’s jetzt«, sagte Painter nach einer Weile.

    Gray zog die Karte durch den Leseschlitz. Das Schloss klickte. »Hat geklappt. Ich melde mich,

Weitere Kostenlose Bücher