Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Männer zu bemerken. Sie tastete sogar blindlings nach dem Lichtschalter, dann fielen ihr zwei Dinge gleichzeitig auf: Das Licht war bereits an, und ein Hüne von einem Mann zielte mit einer Pistole auf sie.
Mit einem Aufschrei wich sie zurück und stieß gegen den Türrahmen.
»Tut mir leid«, sagte Kowalski und richtete den Pistolenlauf zur Decke.
Gray trat um den verdutzten Bodyguard herum. »Alles in Ordnung, Ma’am. Wir sind vom Sicherheitspersonal. Wir untersuchen einen Einbruch.«
Kowalski deutete mit der Pistole auf die Scherben der zerschellten Urne. »Ja, die hat jemand zerbrochen.« Mit einem flehentlichen Blick auf Gray steckte er die Pistole ins Halfter.
Die Frau drückte die Handtasche an ihre Brust. Mit der anderen Hand rückte sie die kleine Brille zurecht. Mit ihrem rotbraunen Haar, das sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und ihrer schmalen Figur wirkte sie wie eine College-Studentin, doch die Art und Weise, wie sie die misstrauisch funkelnden Augen zusammenkniff, deutete darauf hin, dass sie eher zehn Jahre älter war.
»Könnte ich mal Ihren Ausweis sehen?«, sagte sie mit fester Stimme, ohne sich von der offenen Tür fortzubewegen.
Gray hielt seinen schwarzen Dienstausweis hoch. Sein Foto war darauf zu sehen und das Präsidentensiegel in Goldprägung. »Ich kann Ihnen eine Telefonnummer geben, da können Sie eine Bestätigung einholen.«
Die Frau musterte den Ausweis und entspannte sich ein wenig. Ihre Schultern aber wirkten nach wie vor verkrampft. Sie schaute sich um. »Wurde etwas entwendet?«
»Diese Frage können Sie wohl am ehesten beantworten«, sagte Gray, der auf neue Informationen hoffte. »Mir ist aufgefallen, dass auf dem Tisch hier eine Münze zu fehlen scheint.«
»Was?« Sie gab jede Zurückhaltung auf und stürzte zum Tisch. Nach einem kurzen Blick nahm ihr Gesicht einen verzweifelten Ausdruck an. »O nein … die Sammlung ist eine Leihgabe des Museums von Delphi.«
Schon wieder Delphi.
Sie blickte zu dem gewölbten Stein hinüber, für den sich offenbar auch Polk interessiert hatte. Vielleicht tat sie das nur deshalb, weil Kowalski sich darauf stützte. »Bitte nicht anfassen.«
Kowalski straffte sich. Er blickte seine Hand an, als sei sie ganz allein schuld. Sein Hals hatte sich gerötet. »Verzeihung.«
»Dürfte ich fragen, was das ist?«, meinte Gray beiläufig und nickte zu dem Stein hin.
Die Frau rang besorgt die Hände. »Das ist das Prunkstück der Sammlung, das in der geplanten Ausstellung gezeigt werden soll. Gott sei Dank wurde es von den Einbrechern nicht beschädigt.« Sie schritt darum herum. »Das Stück ist über sechzehnhundert Jahre alt.«
»Aber was ist das?«, hakte Gray nach.
»Das bezeichnet man als Omphalos. Die ungefähre Übersetzung lautet ›Nabel‹. Im alten Griechenland galt der Omphalos als die Stelle, um die sich das Universum dreht. Um den Omphalos ranken sich zahlreiche Mythen und Geschichten, und angeblich besitzt er besondere Kräfte.«
»Und wo haben Sie ihn her?«
Die Frau nickte zum Tisch hin. »Der gehört ebenfalls zu der Sammlung. Eine Leihgabe des Museums von Delphi.«
»Delphi? Lag dort nicht der Tempel des Orakels?«
Sie musterte Gray überrascht. »Das stimmt. Der Omphalos hat das innerste Heiligtum des Tempels geschmückt. Das Allerheiligste.«
»Dieser Stein?«
»Nein. Bedauerlicherweise ist das nur eine Replik. Bis vor Kurzem glaubte man, dies sei der originale Omphalos, wie er in den historischen Schriften Plutarchs und Sokrates’ beschrieben ist. Die Schwesternschaft des Orakels von Delphi wurde jedoch schon vor dreitausend Jahren gegründet, und dieser Stein wurde erst vor etwa anderthalbtausend Jahren behauen.«
»Was ist mit dem Original?«
»Das ist verschwunden. Niemand weiß, wo es abgeblieben ist.«
Sie richtete sich auf und nahm einen Kittel von einem Haken an der Tür. Sie schlüpfte hinein, zog den Museumsausweis vom Hemd ab und befestigte ihn am Kittel.
Gray bemerkte den Ausweis erst jetzt. Er war mit ihrem Foto versehen. Darunter stand ihr Name.
POLK, E.
»Polk …«, murmelte er.
»Dr. Elizabeth Polk«, sagte sie.
Gray wurde von einer bösen Vorahnung beschlichen. Auf einmal ahnte er, weshalb der Professor hierhergekommen war. »Kennen Sie zufällig einen gewissen Archibald Polk?«
Sie musterte ihn durchdringend. »Das ist mein Vater. Weshalb fragen Sie?«
3
5. September, 19:22 Washington, D.C.
»TOT?«
Gray hatte sich auf den Schreibtisch im Lagerraum gesetzt. Er war
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