Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Soviel ich weiß, war Polk schon seit Jahren nicht mehr für die Jasons tätig.«
Gray blickte zu der griechisch anmutenden Fassade auf. »Vielleicht arbeitet einer seiner Jason-Kollegen ja hier am Museum? Vielleicht war das der Grund, weshalb er hier war?«
»Das ist ein guter Ansatzpunkt. Ich werde mich darum kümmern, aber das könnte eine Weile dauern. In den letzten Jahren hat sich die Organisation nach außen wie nach innen immer mehr abgeschottet. Die mit verschiedenen Geheimprojekten befassten Wissenschaftler wissen heutzutage nicht mehr, womit sich ihre Kollegen gerade beschäftigen. Aber ich werde ein paar Telefonate tätigen.«
»Und ich verfolge diese Spur weiter.« Gray unterbrach die Verbindung und machte Kowalski ein Zeichen. »Kommen Sie. Wir gehen rein.«
»Wird langsam auch Zeit, dass wir aus der verdammten Sonne rauskommen.«
Dem konnte Gray nicht widersprechen. Sie traten durch den Eingang. Im Inneren war es angenehm kühl. Obwohl das Museum für die Öffentlichkeit frei zugänglich war, zeigte Gray dem Mann am Metalldetektor seinen schwarz glänzenden Ausweis.
Er wurde durchgewinkt.
Die Weite der Haupthalle war beeindruckend. Der dreistöckige Raum hatte einen achteckigen Grundriss. Jede Ebene war von Säulen gesäumt, die zu der gewaltigen, mit Guastavino-Fliesen gekachelten Kuppel aufragten. Durch Lichtgaden und das sogenannte Ochsenauge in der Mitte strömte Sonnenschein.
In der Mitte der Rotunde befand sich eines der Wahrzeichen des Museums, ein acht Tonnen schwerer afrikanischer Elefantenbulle. Mit erhobenem Rüssel und geschwungenen Stoßzähnen stand er auf einer verdorrten Grasfläche. Polks Fährte führte um den Elefanten herum zu einer Treppe.
Gray fiel ein Plakat an der linken Wand ins Auge, das eine Ausstellung ankündigte, die im kommenden Monat eröffnet werden sollte. Dargestellt war das Haupt der Medusa mit den Schlangenhaaren, das sich auf einem runden Schild spiegelte. Gray wurde unwillkürlich langsamer.
Als er den Ausstellungstitel las, musste er an Polks seltsame Münze denken. Auf einmal spürte er, dass er auf der richtigen Fährte war.
Geheimnisse der griechischen Mythologie
18:32
Zwei Männer blickten in dem abgedunkelten Raum durch einen venezianischen Spiegel in ein Kinderzimmer. Sie saßen in Clubsesseln mit Lederbezug, und hinter ihnen waren halbkreisförmig vier Sitzreihen angeordnet, die im Moment jedoch unbesetzt waren.
Das war eine Privatveranstaltung.
Der Raum hinter dem Spiegelglas war hell erleuchtet. Die Wände waren in einem sehr hellen Himmelblau gestrichen, dem die Psychologen eine beruhigende, meditative Wirkung nachsagten. Die Einrichtung bestand aus einem Bett mit geblümter Tagesdecke, einer offenen Kiste mit Spielsachen und einem kleinen Schreibtisch.
Der ältere der beiden Männer saß mit geradem Rücken da. Neben dem Sessel stand eine abgenutzte Reisetasche mit einem zerlegten Scharfschützengewehr der Marke Dragunow.
Der andere Mann war siebenundfünfzig Jahre alt, zwanzig Jahre jünger als sein russischer Sitznachbar. Er trug einen gebügelten
Anzug und nahm eine lässige Sitzhaltung ein. Sein Blick war auf das Mädchen gerichtet, das vor einer Plastikstaffelei stand und in einem Kasten mit Filzstiften wühlte. Im Verlauf der letzten halben Stunde hatte das Kind sorgfältig ein grünes Rechteck auf das weiße Papier gemalt, das auf der Staffelei befestigt war. In einem hypnotischen Rhythmus hatte es den Filzstift immer wieder über das Papier wandern lassen.
»Dr. Raew«, sagte der Mann, »ich möchte nicht darauf herumreiten, aber sind Sie absolut sicher, dass Dr. Polk ihn nicht bei sich trug?«
Dr. Juri Raew seufzte. »Ich habe diesem Projekt mein ganzes Leben geopfert.« Und meine Seele, setzte er im Stillen hinzu. »So kurz vor dem Ziel darf es nicht scheitern.«
»Aber wo ist er dann? Wir haben das billige Hotel, in dem er die gestrige Nacht verbracht hat, auf den Kopf gestellt. Nichts. Er würde viele Fragen aufwerfen, sollte er in die falschen Hände gelangen.«
Juri blickte seinen Sitznachbarn an. John Mapplethorpe, Abteilungsleiter beim Militärischen Abschirmdienst, hatte ein längliches Gesicht mit Hängebacken und Tränensäcken. Es sah aus, als bestünde es aus Wachs und wäre zu lange der Sonne ausgesetzt gewesen. Sein gefärbtes Haar war zu dunkel, sodass seine Alterseitelkeit allzu deutlich zutage trat. Allerdings stand es Juri nicht zu, jemanden dafür zu verurteilen, dass er sich dem körperlichen
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