Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
nicht, wenn ihm jemand im Nacken saß, hatte aber Verständnis für die Ungeduld des Senators. Obwohl Jason Gorman nur Henrys Student gewesen war, hatten der frühe Tod des Jungen und die grausamen Begleitumstände Henry sehr betroffen gemacht.
»Ich wollte Sie auch daran erinnern, dass Sie in einer Stunde mit Dr. Kokkalis aus Washington verabredet sind. Soll ich Ihnen vorher etwas aus der Cafeteria holen?«
»Nein, danke, aber da Sie schon mal hier sind, könnten Sie mal einen Blick auf die Daten werfen. Sagen Sie mir, was Sie davon halten.«
Ihre Augen leuchteten; sie vermochte ihre Freude nicht zu verhehlen.
»Übrigens rechne ich es Ihnen hoch an, dass Sie an Ihrem freien Tag hergekommen sind«, setzte er hinzu, als er sie zum Computerterminal geleitete. »Ohne Ihre Hilfe hätte ich das nicht geschafft.«
»Kein Problem, Dr. Malloy.«
Das Simulationsprogramm hatte den dritten Durchgang
abgeschlossen. Auf dem Monitor sah man die Chromosomen der Maisprobe, die auf dem Versuchsfeld in Afrika angebaut worden war. Bis auf ein weißes Chromosom waren alle schwarz.
Henry tippte auf den Bildschirm. »Hier sehen Sie die strahlungsmarkierte DNA, die in das Mais-Genom eingebaut wurde.«
Andrea beugte sich neugierig vor und legte die Stirn in Falten. »Woher stammt die DNA? Von Bakterien?«
»Wahrscheinlich. Aber das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. «
Andreas Vermutung kam nicht von ungefähr. Die meisten genetischen Modifikationen wurden mittels bakterieller Rekombination und Genspleißen hergestellt, wobei man auf harmlose Bakterien zurückgriff und deren Erbinformation in das Genom der Pflanze einbaute. Einer der ersten Erfolge wurde mit Genen des Bacillus thuringiensis erzielt, die auf Tabakpflanzen übertragen wurden. Die fremden Gene erhöhten die Resistenzen der Pflanze, wodurch der Einsatz von Insektiziden gesenkt wurde. Die gleiche Methode wurde auch beim Mais angewendet. Inzwischen war ein Drittel der Maispflanzen in den Vereinigten Staaten genetisch verändert.
»Wenn das keine bakterielle DNA ist«, sagte Andrea, »was ist es dann?«
»Das weiß ich nicht. Viatus hat den Mais patentieren lassen und für geheim erklärt. Die Bezeichnung lautet Tv222. Tv steht für ›trockenheitsverträglich‹. Aber ich wollte Ihnen etwas anderes
zeigen.« Henry deutete auf den Monitor. »Dieses Bild hat Jason mir vor zwei Monaten geschickt.«
»Vor zwei Monaten?«
»Ja, ich weiß. Der Junge hat sich so über seine Teilnahme an der Feldstudie in Afrika gefreut. Eigentlich hätte er diese Information nicht weitergeben dürfen. Das war ein Verstoß gegen die Geheimhaltungspflicht. Ich habe ihm geraten, künftig diskreter zu sein und Stillschweigen zu bewahren. Ich kann mir gut vorstellen, wie verzweifelt er kurz vor seinem Tod war. Trotzdem hatte er den Weitblick, möglichst viele Daten zu retten.«
Andrea nickte. »Was hat er Ihnen geschickt?«
Henry machte eine Eingabe, worauf die neuesten Daten angezeigt wurden. »Das will ich Ihnen gerne zeigen. Die erste Generation des genetisch veränderten Maises wurde soeben geerntet. Jason hat die kompletten Daten übermittelt, einschließlich der vollständigen DNA-Analysen. Hier sehen Sie die Ergebnisse.«
Ein weiterer Chromosomensatz wurde angezeigt. Wiederum war die Mehrzahl der Chromosomen schwarz dargestellt; deren DNA entsprach der von normalem Mais. Neben dem einheitlich weißen war jedoch noch ein zweites, schwarz segmentiertes Chromosom zu erkennen.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Andrea.
»Sehen Sie genauer hin.«
Henry zoomte auf das veränderte Chromosom. Jetzt konnte
man die einzelnen Gene erkennen, wodurch ein schwarz-weißes Streifenmuster entstand.
Henry erklärte es ihr. »Die Fremd-DNA hat sich in ein Nachbarchromosom eingelagert.«
»Sie breitet sich aus?«
Henry lehnte sich zurück und blickte Andrea an. Die Erregung war ihm anzuhören. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich habe die Daten dreimal durchlaufen lassen. Vielleicht hat es sich bei Jasons erster Probe um ein anderes Hybrid gehandelt. Vielleicht hat man dort mehr als eine Maissorte ausgesät. Wenn nicht, lässt das darauf schließen, dass diese genetische Modifikation instabil ist. Sie verändert sich von einer Generation zur nächsten. Das Genom weist immer weniger Ähnlichkeit mit dem der Maispflanze auf.«
»Und was bedeutet das?«
Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber irgendjemand muss darüber Bescheid wissen. Ich habe bereits eine Anfrage an
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