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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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neidisch. Nicht einmal auf den jungen Hotelpagen, der ihm das Polster gereicht hatte, der höchstens zwanzig Jahre alt und wie ein Football-Spieler gebaut war. Ein Leben war genug zu leben für einen Mann. Besonders, wenn der Traum eines Lebens zur Wirklichkeit geworden war. Oder fast.
    Natürlich hatte es ihn alles gekostet, was sein Vater hinterlassen hatte. Aber wozu war Geld sonst gut?
    »Es ist Zeit, Sir. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Es war der junge Hotelpage, dessen Uniform beinahe unter den starken, harten Muskeln seines jugendlichen Körpers platzte. Er war sehr eifrig. Einer der netten Züge bei diesem Dinner in einem Marchand-Hotel war, daß das Personal sich so respektvoll verhielt, als sei er noch immer der Eigentümer. Wahrscheinlich war das der Grund, grübelte Marchand, aus welchem das Komitee es ausgesucht hatte, so seltsam und altmodisch wie es nun erscheinen mochte. Obwohl zu einer Zeit …
    Er raffte sich auf. »Es tut mir leid, junger Mann. Ich war … zerstreut. Danke.«
    Er erhob sich, langsam, aber ohne starke Schmerzen; es war ein langer Tag gewesen. Als der Hotelpage ihn die Stufen hinaufgeleitete, brach der Beifall schon so stark los, daß die automatische Volumenkontrolle seines Hörgeräts abschaltete.
    So bekam er die ersten Worte Dan Fleurys nicht mit. Zweifellos galten sie der Begrüßung. Sehr vorsichtig ließ er sich in dem Sessel nieder, das Klatschen ließ nach, und es drangen einige Worte zu ihm durch.
    Dan Fleury war nach wie vor ein großer Mann, mit einer Figur wie eine Trommel, buschigen Augenbrauen und dichter Haarmähne. Er hatte Marchands verrücktes Projekt, Menschen dem Weltraum anzuvertrauen, seit den Anfängen unterstützt. Jetzt konnte er sich in das gebührende Licht stellen.
    »Der größte Traum des Menschen!« brüllte er. »Die Eroberung der Sterne! Und hier ist der Mann, der uns lehrte, wie der Traum zu träumen ist. Norman Marchand!«
    Marchand verbeugte sich in den Beifallssturm hinein.
    Das Hörgerät schirmte seine Ohren erneut ab, so daß er die nächsten Worte wieder versäumte.
    »… und heute ernten wir die Früchte des Erfolges«, prahlte Fleury, »… gemeinschaftlich verbunden unter dem Eindruck dieser großen Hoffnung … verschworen zu ihrer Erfüllung … unseren Respekt und unsere Liebe für den Mann, der uns zeigte, welchen Traum wir brauchen!«
    Während die Mitglieder des Amerikanischen Veteranenverbandes der Kraft von Fleurys Redekunst lauschten, lächelte Marchand auf das Meer von verschwommenen Gesichtern hinab. Es ist, dachte er, fast peinlich, wie Fleury es darstellt. Wahrlich, die Früchte des Erfolgs! Wie viele Jahre warteten sie nun geduldig darauf? Und das Tor war, vor ihren Augen, noch immer verschlossen. Natürlich, dachte er zynisch, hatten sie es eilig mit dem Dinner gehabt, denn man hätte den Gästen schwerlich eine Leiche vorstellen können. Aber noch … Er machte eine schmerzhafte Drehung und sah Fleury an, halb perplex. Etwas lag in seiner Stimme. War da … könnte es …
    Es konnte nicht, dachte er entschlossen. Es gab keine Neuigkeiten, keine Erfolge, keine Berichte von einem der umherschweifenden Raumschiffe, kein Traum, der endlich Wirklichkeit wurde. Er hätte es schließlich zuerst erfahren. Um nichts in der Welt hätten sie es gewagt, ihm eine solche Nachricht zu unterschlagen. Und er hatte keine Nachricht erhalten.
    »… und nun«, sagte Fleury, »will ich Sie nicht länger aufhalten. Nachher wird es noch umfangreicher Gespräche benötigen, um unsere Verdauung zu unterstützen, das verspreche ich Ihnen! Aber jetzt wollen wir essen!«
    Gelächter. Beifall. Geflüster und das Klirren von Gabeln.
    Die Aufforderung zum Essen schloß Norman Marchand natürlich nicht ein. Er saß dort, die Hände in den Schoß gelegt, beobachtete die Gäste, wie sie in sich hineinschaufelten, lächelte und fühlte sich ein bißchen überflüssig, mit dem bitteren Kummer der Steinalten. Ich mißgönne den jungen Leuten nichts wirklich, sagte er sich. Nicht ihre Gesundheit, ihre Jugend oder ihre Lebenserwartung. Aber er mißgönnte ihnen das Fruchteis.
    Er tat so, als genösse er seine dicke rosa Suppe aus Zwieback und Milch. Nach den Aussagen von Asa Czerny, der es wissen mußte, da er Norman Marchand bereits ein Leben lang kannte, stand er vor klaren Verhältnissen. Er konnte essen, was er wollte, oder er konnte noch leben. Eine Weile. Und jedesmal, wenn Czerny gutwillig, oder bösartig, genug war, ihm ein Höchstdatum für seine

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