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Signale

Signale

Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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weiblichen Passagiere Kaffee zu trinken. Zweitens, außer daß man ihn durchgeschüttelt und – er gestand es ein – ihn auf ziemlich humorlose Weise geängstigt hatte, schien ihm nichts geschehen zu sein. Drittens: Wo immer er sich jetzt auch aufhielt, es war weniger wichtig, was ihm geschehen konnte; aber was war mit dem Schiff?
    Er ließ den Gedanken weiter in seine Überlegungen einfließen. Vermutlich war der Jodrell Bank etwas zugestoßen.
    Natürlich war es möglich, daß er tot war. All das hier konnten die Phantasien eines sterbenden Gehirns sein.
    McCray grinste in die rosa eingefärbte Dunkelheit. Der Gedanke hatte ihn irgendwie erfrischt, als wäre Eiswasser zwischen seine Schläfen gespritzt worden, und mit wachsender Klarheit seines Kopfes besann er sich, wozu ein Raumanzug gut war.
    Er enthielt ein Funkgerät.
    Er löste die unverschlossenen Versiegelungen, fuhr mit der Hand in den hohlen Brustkörper des Anzugs und holte das Gerät hervor.
    »Hier spricht Herrell McCray«, sagte er, »ich rufe die Jodrell Bank .«
    Keine Antwort. Er runzelte die Stirn.
    »Hier spricht Herrell McCray, ich rufe die Jodrell Bank. Herrell McCray an alle, bitte melden.«
    Aber es kam keine Antwort.
    Nachdenklich steckte er das Mikrofon an seinen Platz. Dies war ein Ultrawellengerät, etwas mehr als millionenmal so schnell wie das Licht, mit einer geschätzten Reichweite von immerhin einigen hundert Lichtjahren. Wenn keine Antwort kam, hieß das, daß er sehr, sehr weit vom nächsten menschlichen Wesen entfernt war.
    Natürlich konnte das Gerät auch defekt sein.
    Er griff erneut nach dem Mikrofon …
    Er schrie laut.
    Das rosa Licht erlosch. Er saß wieder im Dunkeln, noch finsterer als zuvor.
    Ehe das Licht verschwand, hatte McCray etwas bemerkt, das seinen Augen bisher entgangen war. Der Raumanzug und das Mikrofon waren in dem rosa Glühen deutlich genug zu erkennen gewesen, aber die Hand – seine eigene Hand, um das Mikrofon gelegt – hatte er nicht sehen können. Auch den Arm nicht. Auch nicht, in einem kurzen Moment der Orientierung, seine Brust.
    Kein Teil von McCrays Körper war zu sehen gewesen.
     
2.
     
    Jemand konnte ihn sehen. Jemand beobachtete Herrell McCray mit der klinischen Faszination eines Biochemikers, der das Wimmeln der Paramyzine im neuen Antibiotika betrachtet – und mit den andächtigen Gefühlen eines verhungernden, schiffbrüchigen Seglers, der ein Faß in seine Reichweite treiben sieht, das vielleicht Nahrung enthält.
    Nehmen wir an, er hieß Hatcher (und nehmen wir an, es war ein »er«). Hatcher war nicht exakt männlichen Geschlechts, weil seine Rasse kein männliches Geschlecht kannte, aber es gab weibliche Exemplare, und ein solches war er jedenfalls nicht. Hatcher sah in keiner Hinsicht einem menschlichen Wesen ähnlich, aber er verfügte über eine gewisse Form.
    Falls jemand Hatcher und McCray zu einer Bekanntschaft verholfen hätte, wären sie sicherlich gut miteinander ausgekommen. Hatcher war, wie McCray, eine abenteuerliche Seele, jung, begabt, und in den technischen Wissenschaften seiner Kultur bewandert. Beide liebten Spiele – McCray Baseball, Poker und dreidimensionales Schach; Hatcher eine Reihe von Sportarten, die sich der menschlichen Beschreibung entziehen. Beide nahmen – in Anbetracht ihres Alters – Positionen von gewisser Bedeutung in den Angelegenheiten ihrer verschiedenen Welten ein.
    Physisch ähnelten sie einander nicht in diesem Umfang. Hatcher war eine Sphäre aus Gallert mit harter Schale, drei Fuß groß. Er besaß »Arme« und »Beine«, aber sie standen mit »ihm« nicht in organischer Verbindung. Sie waren schlangengleiche Gebilde und folgten den Anordnungen seines Gehirns so gut, wie das menschliche Gehirn einen Zeh wackeln lassen kann, aber sie hingen nicht an ihm. In der Tat arbeiteten sie in einer Entfernung von einer viertel Meile ebenso einwandfrei, wie sie es taten, wenn sie, was selten genug der Fall war, in den Falten seiner Haut ruhten. Auf größere Distanzen funktionierten sie weniger gut, aus Gründen, die jedoch mit dem Gesetz vom umgekehrten Quadrat nichts zu tun hatten.
    Augenblicklich bestand Hatchers grundsätzliche Aufgabe darin, das »Untersuchungsteam« zu leiten, das McCray unter Beobachtung hielt, und er war ein wenig mehr als nur erregt. Seine Glieder, in Erfüllung verschiedener Aufgaben über den Raum verteilt, bebten und zitterten ein wenig, aber sie waren die ruhigsten Extremitäten unter den anwesenden; die Glieder der

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