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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sich lediglich als angenehm warm.
    Er schüttelte sie, aber sie erwachte nicht.
    Er richtete sich auf und betrachtete sie gedankenschwer. Es war eine Enttäuschung. Ihre Stimme hatte in ihm die Hoffnung auf Gesellschaft geweckt, auf jemanden, mit dem sich die Dinge besprechen ließen, mit dem man sie diskutieren konnte – jemanden, der, falls er selbst keine besseren Antworten als McCray wußte, doch schließlich in der beiderseitigen Aussprache dazu beitragen würde, irgendeinen Sinn in den Ungereimtheiten zu finden, die dieser Ort bescherte.
    Statt dessen hatte er nun eine weitere Last zu tragen, da sie selbst nicht dazu in der Lage war, und gewiß konnte er sie nicht in ihrem Zustand zurücklassen.
    Er legte geistesabwesend den Helm ab und drückte, während er sich in der Kammer umschaute, den Knopf, der die Kühlanlage desaktivierte. Er war leer bis auf einige unwichtige Gegenstände menschlicher Herkunft – so ziemlich in der Art der Kammer, in der er zuerst gelandet war, abgesehen davon, daß die Gegenstände nicht von der Jodrell Bank stammten. Ein geflochtener Rohrschirm, einige Backutensilien, eine Art Rechenmaschine, mehrere Bücher – er nahm eines der Bücher und blickte flüchtig hinein. Es war auf grobem Papier gedruckt, und der Text bestand aus ideografischen Schriftzeichen, vielleicht Chinesisch. Er kannte sich in orientalischen Sprachen nicht aus.
    McCray war darüber informiert, daß die Jodrell Bank nicht das einzige Überlichtraumschiff in diesem Raumsektor war. Die Beteigeuze-Linie wurde stark frequentiert, wie es die überlichtschnellen Flüge ermöglichten; nahezu täglich starteten Schiffe von irgendeinem Punkt der Erde zu einer der Kolonien, und der Verkehr in Gegenrichtung war gleichartig stark.
    Natürlich, wenn die Verzögerung in der Kommunikation nicht trog, befand er sich nicht länger in diesem Teil des Weltalls; Beteigeuze lag nur wenige hundert Lichtjahre von Sol entfernt, und Funkgeräte überwanden die Distanz in etwa fünfzig Minuten. Aber angenommen, die Frau stammte von einem anderen Schiff, vielleicht aus Singapur oder Tokio, das auf der gleichen Linie flog. Sie konnte leicht so gefangen worden sein, wie man ihn geschnappt hatte. Und wenn sie erwachte, vermochte er zu erfahren, was ihr geschehen war, und daraus ließen sich womöglich nützliche Schlüsse ziehen.
    Allerdings war nicht leicht herauszufinden, was unter diesen höchst unerwarteten und unangenehmen Umständen von Nutzen sein konnte.
    Der Ruf von der Jodrell Bank setzte erneut ein: »Herrell McCray, Herrell McCray, Herrell McCray, hier ist die Jodrell Bank …«
    Er drehte die Lautstärke herab, wagte jedoch nicht abzuschalten. Er hatte seine Zeitorientierung verloren und konnte nicht ahnen, wann sie auf seine letzte Nachricht antworten würden. Es mußte die Antwort erhalten, wenn sie eintraf. Was sollte dazwischen mit seiner Mitgefangenen geschehen?
    Ihr Anzug war nur ein leichteres Arbeitsmodell, luftdicht wie der seine, aber ohne die Schienen, welche für den Einbau eines Raketenantriebs erforderlich waren. Er enthielt reichlich Sauerstoff und einen begrenzten Wasservorrat, aber weder Nahrung noch Medikamente.
    McCray besaß natürlich beides. Das war lediglich ein Grund mehr, warum er sie nicht verlassen und seines Weges gehen durfte … das heißt, falls es eine Veranlassung gab, in die eine Richtung zu gehen statt in die andere, und falls sich gelegentlich wieder eine Wand auftun würde, um ihn durchzulassen.
    Man könnte ihr ein Anregungsmittel einspritzen, überlegte er. Würde das die Situation verbessern? Nicht grundsätzlich, entschied er mit einem Bedauern. Schlaf war eine Notwendigkeit, kein Luxus; es wäre keine Hilfe für sie, auf chemische Weise geweckt zu werden, wenn der Körper sein Schlafbedürfnis demonstrierte, indem er auf einen Anruf nicht reagierte. Wenn sie nicht ernstlich mitgenommen war, würde sie auf jeden Fall in Kürze aus eigener Kraft zur Besinnung kommen.
    Er kontrollierte den Puls und die Pupillen; alles normal, keine Anzeichen von Blutverlust oder eines somatischen Schocks.
    Soweit, so gut. Immerhin hatte er seinen Willen bisher durchsetzen können, dachte er in grimmigem Humor. In diesem Umfang hatte er die Herrschaft über das eigene Schicksal wiedererlangt, und das ließ ihn sich ein wenig besser fühlen.
    Vielleicht ließ sich mehr tun. Wie stand es, zum Beispiel, mit dem Versuch, einen Weg hinaus zu finden?
    Es war sehr wahrscheinlich, daß sie hier nicht endlos bleiben

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