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Signale

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Titel: Signale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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sagte er außerdem zu sich selbst, aber gewiß gutwillig und hartnäckig. Es dauerte beinahe eine Stunde, bis sie endgültig gefressen hatten, daß die zurückgebliebenen Menschen auf Kapella XII nicht massakriert werden würden, daß sie selbst sich in Sicherheit befanden und daß, früher oder später, sogar jemand wieder den Planeten aufsuchen und das Schiff abholen konnte, so daß sie nicht mehr verloren hatten als ihre Zeit. Und anschließend waren sie alle aufrecht und männlich genug, sich zu entschuldigen.
    »Wirklich ein vorzügliches Manöver«, säuselte der General, der die Sachlage zuletzt durchblickte. Er rückte sein Polster näher an Redfern heran. »Brillant«, setzte er den Versuch fort, zu einer netten gemütlichen Plauderei zu gelangen. »Es sah aus wie eine Witwenverbrennung, was? Dergleichen habe ich seit den alten Tagen in Indien nicht mehr beobachtet. Erinnert mich an meine Zeit in Haiderabad – … 86 muß es gewesen sein.«
    »Entschuldigen Sie mich«, unterbrach Redfern. »Ich muß die Zusatztriebwerke überprüfen.« Es sah aus, als würde die Reise lang werden, dachte er trostlos, während er die vollautomatischen Kontrollinstrumente anstarrte und wünschte, sein Vater hätte von der Bank genug Geld für ein größeres Schiff bekommen.
    »Mr. Redfern?«
    Überrascht wandte er sich um. Die Stimme war butterweich und süß; Miß Garney lächelte weich und herzlich.
    »Lieber Junge«, sagte sie, »ich – ich möchte dir nur sagen, daß du wirklich glänzend warst. Ich hoffe, du vergibst uns das unmögliche Verhalten. Und«, setzte sie schalkhaft hinzu, »ich hoffe auch sehr, daß es dir nicht allzuviel ausmacht, was – nun ja, was Sir Vivian sagte. Du weißt, über – äh – das Alter.«
    »Freilich nicht«, meinte Redfern gläsern, indem er sie ansah wie ein Vögelchen einen Python.
    Sie langte geziert über seine Schulter und nahm den Band von Higgins an sich. Sie warf einen kurzen Blick hinein, kicherte und sah Redfern schüchtern an.
    »Wertloser Schund«, tadelte sie, und bevor Redfern es verhindern konnte, warf sie das Buch mit den Pinups in den Müllschacht. »Du wirst es nicht mehr brauchen, lieber Junge. Wir werden für eine ganz nette lange Zeit beisammen sein, nicht wahr? Und meinst du nicht wirklich auch, daß es gar nichts ausmacht, wenn eine Frau ein kleines Jahrzehntchen älter ist? Vor allem für einen so erfahrenen Mann wie dich?«
    Sechsundfünfzig Tage, kalkulierte er, während er den charakteristischen Geräuschen der Zusatztriebwerke lauschte. Sechsundfünfzig Tage mit dem General, dem Major, Mr. Cowper … und Miß Garney.
    Es würde eine sehr lange Reise werden.
     

 
Die Kunst, mit den Fingern zu rechnen
     
    Jedermann weiß, daß das Rechnen im Dezimalsystem, das auf den zehn Ziffern von Null bis Neun beruht, alle anderen Systeme hervorgebracht hat und sich weltweit durchsetzte, da es zugleich das einfachste und beste ist. Wie bei vielen Dingen, die »jeder weiß«, stimmt bei dieser Feststellung etwas nicht ganz. Es ist nämlich nicht so.
    Gewiß, es sieht nicht danach aus, als könne eines der älteren Systeme wieder Bedeutung erlangen. Augenblicklich ist die Chance, daß wir auf das babylonische Sexagesimalsystem (auf 60 basierend) zurückgreifen, verschwindend gering – obwohl es sich partiell noch hartnäckig hält, da wir die Stunde in 60 Minuten, den Kreis in 360 Grad aufteilen. Es existieren Spuren anderer Systeme in Begriffen wie dem englischen »score« (20 Stück) und dem französischen Wort für 80 »quatrevingt« (= 4 x 20), die uns an ein untergegangenes Zwanzigersystem denken lassen, und in Ausdrücken wie »ein Dutzend« und »ein Gros«, die vom Zwölfersystem abgeleitet scheinen.
    In der Science Fiction führten die meisten Spekulationen über Zahlensysteme auf das 12er System, das »Duodezimalsystem«, doch fällt es schwer, das zu begründen. Von entsprechender Seite wird ins Feld geführt, daß ein 12-Ziffern-System die Schreibweise gewisser Brüche aus dem Dezimalsystem, wie z.B. 1/3 und 1/6 vereinfacht, doch scheint dies ein schwacher Ausgleich zu dem gewaltigen Aufwand der Umstellung. Die Vor- oder Nachteile des Duodezimalsystems einmal ganz beiseite gelassen, bedenke man nur einmal die Kosten eines solchen Wechsels. Das bedeutet zunächst, daß das Dezimalsystem unserer Währung entweder den Bach hinuntergeht, um von einem völlig neuen ersetzt zu werden, oder daß es als schwerfälliger Anachronismus in Art des britischen

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