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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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Wahrnehmen, Kategorisieren und Verbalisieren beschäftigte, noch eine Aufgabe, bei der alle bisherigen Schritte zusammengefaßt werden. Begeben Sie sich in eine Situation, in der Sie sowohl sich selbst als auch andere Menschen beobachten können. (Ihr Wohnzimmer mit laufendem Fernsehapparat wäre z. B. auch so eine Situation.)
    Nun nehmen Sie bewußt wahr, verbalisieren und kategorisieren. Diesmal achten Sie sowohl auf die Signale anderer (bzw. der Figuren im Fernsehen) als auch auf Ihre eigenen wie in der täglichen Praxis auch. Natürlich kann man nicht annähernd alle Signale, die gleichzeitig ablaufen, verbalisieren. Deswegen beinhaltet diese Übung einen weiteren, sehr praxisnahen Aspekt: Sie müssen nämlich selektieren. (Das tun wir immer.) Indem Sie das eine Signal wahrnehmen und deuten, entgehen Ihnen andere Signale. Das ist normal. Weiter werden Sie den interessanten Sprung von den eigenen Signalen zu denen anderer und zurück wahrnehmen. Auch dies ist ein normaler Aspekt der körpersprachlichen Beurteilung in der Praxis.
    Als Fallbeispiel hier das teilweise amüsante Protokoll eines Seminarteilnehmers (mit Genehmigung abgedruckt):

2.14 Fallbeispiel: Ein Protokoll
    Herr M. murmelt »so’n Mist«. (Tonfall.) Mein rechter Nachbar blickt ihn mißbilligend an (Mimik). Ich grinse dabei (Mimik). Frau Birkenbihl geht langsam herum (Haltung oder Handlung?). Herr Y. schaut überseine Schulter nach ihr (Mimik) und deckt sein Protokoll ab (Gestik), damit sie nichts lesen kann (Spekulation). Dabei hat sie’s gar nicht versucht! Ich grinse schon wieder (Mimik). Ich scheine hier im Seminar überhaupt viel zu grinsen (Ahem). Jetzt starrt Herr M. vor sich hin (Mimik). Ihm fällt wohl nichts ein (oder sollte ich sagen auf)? Das ist natürlich wieder Spekulation. Jetzt müßte ich eigentlich eine Kontrollfrage stellen können. Ha! Plötzlich merke ich, daß mein linkes Knie hin- und herschlenkert (Haltung oder Gestik?) – Ich glaube, das mache ich schon länger. Die Tante nebenan kaut an ihrem Stift (Mimik oder Gestik?). Sie macht das immer, wenn wir etwas schreiben sollen. Ob sie das wohl weiß? Der Nachbar von ihr betrachtet sie (Mimik). Sie scheint es nicht zu merken (?). Frau Birkenbihl zupft an ihrer Oberlippe (Gestik). Jetzt schaut sie auf die Uhr (Gestik, weil eine Handlung?). Ich auch (Gestik bei mir!). Noch zwei Minuten. Herr M. hat gerade den Stift hingeworfen, ostentativ (Gestik)! Jetzt lehnt er sich demonstrativ zurück (seine Haltung, meine Interpretation!). Mein Nachbar blickt ihn wieder mißbilligend an (Mimik). Sein Verhalten ist oft mißbilligend. Ob er sich darüber im klaren ist? Ich stelle gerade fest, daß mein Knie wieder schlenkert (anscheinend doch eine Geste?). Herr M. hat gerade laut gegähnt (Tonfall?). Er sendet viele Signale, um zu zeigen, daß er sich von uns abheben möchte (Abstand bei ihm, Spekulation meinerseits). Ich werde ihn in der Kaffeepause mal drauf ansprechen (Handlung, geplant, ha!). Meine linke Hand hält das Papier krampfhaft fest (Gestik). Aha, mein Knie schlenkert auch wieder (bestimmt Gestik!). Da werde ich noch drauf achten müssen … Zeit ist um.
    Wir haben gesehen, daß auch hier wieder Grenzfälle auftauchen. Es ist jedoch nicht so wichtig, welcher Kategorie wir ein Signal letzdich zuordnen, solange wir es erstens wahrgenommen und zweitens verbalisiert haben. Das Wissen um diese Oberbegriffe soll ja nur einen Bezugsrahmen in unserem Kopf darstellen, der sowohl das Wahrnehmen erleichtert als es uns auch ermöglicht, über die Körpersprache zu kommunizieren.

Kapitel 3
Kriterien der Beurteilung
3.1 Anders wahrnehmen
    Sicher haben Sie schon das Phänomen erlebt, daß ein Wort, das man eben erst zu verstehen gelernt hat, nun plötzlich andauernd »auftaucht«. Es ist, als hätten sich Zeitungen, Radio, Fernsehen, Bücher und Mitmenschen verschworen, diese Vokabel nun andauernd zu verwenden. In Wirklichkeit war das Wort aller Wahrscheinlichkeit nach zuvor ebenso häufig gebraucht worden, aber wir haben es überhört oder überlesen.
    So ähnlich wird es Ihnen jetzt in bezug auf die körpersprachlichen Signale gehen. Sie werden erstaunt sein, welche Fülle von Informationen plötzlich von allen Seiten auf Sie zuströmen! Vielleicht haben Sie diesen Effekt sogar schon bemerkt. Aber, Sie wollen ja nicht nur mehr wahrnehmen, sondern diese Wahrnehmungen auch praktisch nutzen.
    Wenn man jedoch bewerten, analysieren, interpretieren oder gar be-(bitte nicht ver-)urteilen will,

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