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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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Signale zu schaffen (bzw. Maßstäbe für die Beurteilung eines jeden Verhaltens!).

3.6 Scherz und Ironie
    Wie wir gesehen haben, meinte der Vater das Gegenteil, als er dem Sohn riet, den Uhu immer offen herumliegen zu lassen (Einleitung). Ebenso sind die Worte des Fahrlehrers (nach WATZLAWICK) nicht »ernst« zu nehmen, wenn er sagt: »Lassen Sie das Kupplungspedal immer so abrupt sausen, das ist enorm gut für’s Getriebe« (s. Kap. 2.3 ).
    Nun gibt es Menschen, die nehmen alles sehr »ernst«. Deswegen kommt ihnen der Gedanke gar nicht, jemand könnte einen Scherz machen wollen. Wenn der »ironische Tonfall« nur leicht angedeutet wird, kann es durchaus sein, daß solche Personen auf die digitalen Signale »hereinfallen«. Eben deshalb nimmt die Umwelt sie so gerne »auf den Arm«. Für so jemand wäre die Frage, wie ernst jemand etwas wohl gemeint haben könnte, u. U. ein brauchbares Kriterium. Insbesondere, wenn man öfter mit Menschen zu tun hat, deren »trockener Humor« mit so schwachen analogen Signalen einhergeht, daß nur ein Geübter die Ironie bzw. denSarkasmus heraushören wird. Wobei Sarkasmus gerade dann so verletzend sein kann, wenn er boshafte Dinge in einem Tonfall ausspricht, der so »nüchtern«, so »rational«, so »sachlich« klingt.
    Man könnte mehr Kriterien auflisten. Aber erstens fallen viele weitere in bereits genannte Untergruppen und zweitens können wir in diesem Rahmen leider nicht auf die ethischen Systeme eingehen, die jeder Kriterien-Wahl unterliegen müssen. Unsere kleine Diskussion sollte Ihnen nur helfen festzustellen, nach welchen Kriterien Sie ihre Beurteilung durchführen können. Diese Entscheidung liegt natürlich bei Ihnen selbst!
    Ein andersartiges Kriterium soll noch besprochen werden, ehe wir zu den Signalen selbst übergehen:

3.7 Nur ein einziges Signal?
    Es gibt Situationen, in denen eine Erfolgskontrolle unmöglich ist. Zum Beispiel, wenn wir die analogen Signale eines Politikers im Fernsehen beurteilen, oder wenn wir jemanden nicht unterbrechen wollen. Hier sollte m. E. ein wesentliches Kriterium die Frage darstellen, auf wie viele (bzw. welche) Signale Sie Ihre Beurteilung stützen. Zwar gibt es manchmal einzelne Signale, die bereits Aussagekraft haben (wir kommen noch auf sie zurück), aber im allgemeinen stellen sie einen Ausnahmefall dar. Denn die Grundregel lautet eher:
    Ein Signal allein hat keine Aussagekraft!
    Insbesondere gilt dies für »kleine« Signale, wie das Heben einer Augenbraue, welches die verschiedensten Ursachen haben kann. Deshalb halte ich Aussagen mancher Autoren für gefährlich, die das Hand-in-die-Tasche-Stecken allein bereits interpretieren wollen, oder die behaupten, daß allein die Art, wie jemand seine Zigarette hält, bereits klare Aussagekraft habe. Vielleicht kann so ein Signal uns einen Hinweis geben, aber eben nur einen Hinweis, nicht den alleinigen! Wenn jemand z. B. mit der brennenden Zigarettenspitze vor Ihren Augen herumfuchtelt, dann kann dies durchaus einen Hinweis darauf darstellen, daß er vielleicht die Intimzone anderer nicht respektiert (s. auch Kap. 7.1 ). Wenn wir diesenHinweis nun bei unserer gezielten Beobachtung miteinbeziehen, kann es sein, daß uns noch weitere Signale, die in dieselbe Richtung deuten, auffallen. Vielleicht greift er auch sonst oft in den »Raum eines anderen« hinein (sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne), oder er ergreift Gegenstände anderer, ohne zu fragen, u. ä. Erst so eine Signalgruppe kann eine gewisse Aussagekraft beinhalten.
    Ausnahmen zu dieser Regel sind ausgeprägte, stark auffallende Gesten, die eindeutig im Widerspruch zum Gesagten stehen, wie im NIXON-Beispiel (wobei wir auch hier zusätzliche Informationen zur Interpretation herangezogen haben!). Weiter werden alle abrupten Körperhaltungs-Veränderungen als Ausnahme zur Regel gewertet (Erklärung folgt in Kap. 4 ).
    Als Abschlußgedanken zur Interpretation, ehe wir diese angehen, noch ein Wort des großen Kinetikers BIRDWHISTELL (5 e., S. 107).
    Keine körperliche Haltung oder Bewegung hat eine exakte Bedeutung per se. Körpersprache und Sprache sind voneinander abhängig.
    Das bedeutet letztlich nichts anderes, als daß wir die Signale der Inhalts- und der Beziehungsebene gleichzeitig wahrnehmen und beschreiben müssen, wenn wir eine Geste oder ein anderes nichtsprachliches Signal »deuten« wollen.

Teil II:
Die Interpretation
körpersprachlicher Signale

Kapitel 4
Haltung
4.1 Experimente zur Haltung
    Um

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