Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
hier die alte Regel: Entweder es fällt dem Übenden leicht, dann geht es schnell, so daß kein Grund dafür besteht, die Übung nicht zu absolvieren. Oder aber es fällt etwas schwer(er), dann liegt die Notwendigkeit gerade diesen Aspekt zu üben auf der Hand, vorausgesetzt man will sein Wissen um die Körpersprache in der Praxis auch aktiv (praktisch) einsetzen!
2.6 Aufgabe Nr. 2
Betrachten Sie Bilder, auf denen Personen abgebildet sind. Hierbei kann es sich um Fotos aus dem Familienalbum handeln, um Zeichnungen, um Abbildungen in Illustrierten, Büchern, in der Werbung, etc.
Verbalisieren Sie nun bitte sämtliche körpersprachlichen Signale, die zu sehen sind. Z. B. »Der Mann hier legt seinen Arm um die Frau. Sie lächelt. Das Kind steht allein abseits und blickt zu den beiden.«
Bis hierhin ist es noch leicht. Nun aber wird es schwieriger: Wie blicktdas Kind? Fühlt es sich einsam, ausgelassen, nicht beachtet oder freut es sich darüber, daß der Mann den Arm um die Frau gelegt hat? Natürlich handelt es sich hier um Interpretationen, deren Richtigkeit Sie nicht durch Kontrollfragen abklären können, aber vorläufig sollen Sie ja nur das Verbalisieren Ihrer Beobachtungen üben. Um die Kontrolle können wir uns erst bemühen, wenn wir sowohl wahrnehmen, als auch darüber nachdenken können, was wir wahrgenommen haben. Denn das Interpretieren, das Deuten, das Raten – um genau zu sein – wird normalerweise nicht versprachlicht. Deswegen ist gerade in Bezug auf diesen Aspekt ein Üben des Versprachlichens notwendig.
Optimal wäre es, wenn Sie diese Übung zu zweit oder in einer Gruppe angehen könnten. Oft sehen Ihre Mitmenschen einen Aspekt, der Ihnen selbst entgangen war.
Übrigens meinen wir mit Verbalisieren ein exaktes In-Worte-Fassen. Deswegen ist ein lautes Aussprechen bzw. Sprech-Denken besser als ein vages innerliches Bewußtsein. (Mit Sprech-Denken meinen wir den Prozeß des Sub-Vokalisierens, d. h. ein präzises Denken, welches mit der innerlichen Wortbildung in einer Weise einhergeht, daß die Kehlkopf- und Zungenmuskulatur mitarbeitet.)
Im Optimalfall gehen Sie bitte nicht zur nächsten Aufgabe über, ehe Sie diese Übung zumindest mit zwei, drei Bildern gemacht haben.
2.7 Aufgabe Nr. 3
Die Aufgabenstellung ist dieselbe wie bei der vorangegangenen Übung, nur mit dem Unterschied, daß Sie diesmal live-Beobachtungen machen werden. Also entweder beschreiben Sie das Leben selbst (z. B. in einem Straßencafe, einem Wartesaal, an der Bushaltestelle, am Flughafen, etc.), oder aber, Sie sehen fern (z. B. eine Diskussionsrunde, oder einen Spielfilm).
Sie werden feststellen, daß Ihnen diese Aufgabenstellung nur solange »schwer«-fallen wird, solange Sie die vorangegangene Übung nicht beherrschen!
2.8 Das Einfühlungsvermögen
Wie oft sagen wir: »Wenn ich Du wäre« und meinen damit in Wirklichkeit: »Wenn ich, ich an einer Stelle wie der deinigen wäre …« (7 d). Es ist nicht leicht, sich in jemand hinein-zu-fühlen. Was halten Sie von folgender Regel?
Jemand, der sich seiner eigenen körpersprachlichen Signale nicht bewußt werden kann, wird die Signale anderer nie sehr exakt registrieren können.
Körpersprachliche Analyse setzt nämlich nicht nur einen »scharfen« (sprich: geschulten) Blick und ein »gutes« (i. e. geschultes) Gehör voraus, sondern wahrscheinlich in weit höherem Maße ein gutes »Gespür«.
Dieses Wort beschreibt ein gutes Ein-fühlungs-vermögen, ohne welches jede Methode der Selbst- und Menschenkenntnis versagen wird. (Sie kennen vielleicht auch jemanden, der schon 30 Seminare besucht und 500 Bücher zu diesem Thema gelesen hat und der trotzdem über eine gewisse Grenze nicht hinauskommt?) Das Registrieren der eigenen Gefühle und nichtsprachlichen Signale bedeutet nämlich, daß man zwei wesentliche Prozesse durchläuft:
Erstens nimmt man ein Signal wahr, z. B., daß man nervös an der Lippe zupft. Zweitens registriert man dabei, wie man sich in dem Augenblick gerade fühlt. Diese Kombination hilft einem später bei anderen zu raten, welches Gefühl wohl ein bestimmtes Signal bei ihnen ausgelöst haben mag. Dieses Raten nennt man natürlich gemeinhin »interpretieren« (oder deuten), weil das »wissenschaftlicher« klingt. Tatsache bleibt jedoch, daß auch Wissenschafder »raten« müssen, solange sie an einer Theorie des Wissens arbeiten, sprich: schaffen.
Einfühlungsvermögen für andere kann man also durch Registrieren der eigenen Prozesse üben. Wir
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