Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
Vom Netzwerk:
aber so manches Kind leidet unter diesem Eingriff in seine »Bubble«, wagte es jedoch nicht, dies zu sagen. Aber seine Körper-Sprache »spricht« sich eindeutig dagegen aus, nur daß viele Lehrer diese Signale nicht interpretieren können. Ähnlich ergeht es zahlreichen Auszubildenden mit ihren Ausbildern.
    Ich möchte hier nicht mißverstanden werden: Natürlich kann ein Mensch einen anderen berühren. Wir wollen diese Berührung nicht per se negativ beurteilen 1 . Wir müssen uns darüber klar sein, daß man einen Menschen nicht berühren kann, ohne in seine Intimzone eingedrungen zu sein. Je unsicherer ein Mensch ist, desto mehr leidet er u. U. unter einem solchen Einbruch. Da erziehende Personen aber häufig gerade die Unsicheren »aufmuntern« wollen, verstärken sie durch ihre gutgemeinte Handlung die Ängste des Kindes oder Jugendlichen. Deshalb sollte man sich im Interpretieren der Abstand-Signale üben, um sicher zu sein, daß dieses spezifische Kind meine freundliche Geste auch wirklich als positive empfindet! Denn, ein Mensch, dessen Intimzone man verletzt, fühlt sich auch als Mensch mißachtet. Nicht umsonst ist der bewußte Einbruch in die »Blase« des anderen eine Strategie bei Gefangenenverhören, in denenes gerade darum geht, den anderen zu zwingen, sich zu »unterwerfen«. Jeder zweite Kriminalfilm im Fernsehen wird Ihnen solche Szenen vorführen. Weiterhin benützen Menschen, die andere »ducken« wollen, ebenfalls das bewußte Eindringen in die Intimzone dessen, der es nicht wagt, sich zu wehren, als Teil ihrer Strategie. Sie ist erfolgreich, eben weil jemand, dessen »Blase« man uneingeladen betritt, darunter leidet!
    Wir erwähnten auch Dienstleistende, die nicht die nötige Distanz zum Kunden finden. Diese Gefahr ist insbesondere bei Berufen vorhanden, in denen der (die) Dienstleistende in der Intimzone des Kunden arbeiten muß, z. B. beim Haareschneiden, beim Massieren, bei der Kleideranprobe usw. Je sensibler solche Personen für die Abstands-Signale ihres Clienteis werden, desto geringer wird die Gefahr, daß sie Menschen verletzen. Bei der Kleideranprobe habe ich z. B. beobachtet, daß geschickte Schneider(innen) erst fragen: »Darf ich!«, dann das Nicken (das nichtsprachliche Signal) abwarten, ehe sie den Kunden berühren.
    Und wir erwähnten Verkäufer(innen). Wiewohl jede beratende Person theoretisch den Abstand immer vom Kunden bestimmen lassen sollte, tun dies die wenigsten! Wenn der Kunde noch »König(in)« wäre, wäre dies anders! Deshalb ziehen viele Kunden, die eine größere »Blase« mit sich herumtragen, eine Beratung vor, bei der die beratende Person hinter einem Tresen stehen muß! Denn hier ist die Gefahr eines Eindringens geringer geworden (wiewohl ich schon Personal am Tresen beobachtet habe, das sich so weit vorlehnt, daß der Kunde sich nach hinten neigen muß, um seine Intimzone intakt halten zu können!).
    Leider meinen auch viele Chefs in die Intimzone ihrer Mitarbeiter eindringen zu dürfen, weil sie »der Chef« seien. Das bringt uns zum nächsten Punkt:
7.1.3 Status und Intimzone
    Wir hatten gesagt, die derzeitige Größe der Intimzone hinge von zwei Faktoren ab: der eigenen Stimmung (bzw. Sicherheit) und dem Status des Gesprächspanners. Hier sollte man vielleicht ab und zu an die alte Regel denken: »Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!« Denn so mancher Chef nimmt sich »Dinge heraus« (indem er seinen »Leuten« zu nahe rückt), die er selbst sich energisch verbittenwürde. Dinge, die er selbst oft nur zähneknirschend von seinem nächsthöheren Chef akzeptiert, wenn auch dieser die Intimzone seiner Untergebenen mißachtet. Denn: Bezüglich Status gibt es eine Regel, die aber nicht umgekehrt werden darf:
    Je höher der Status einer Person, desto größer wird die Intimzone, die andere ihm zugestehen.
    Was natürlich nicht heißen soll, daß der Ranghöhere dem anderen nur »Null Intimzone« zugestehen darf.
    Neue Rekruten in der U. S. Army werden oft von den längerdienenden gefragt: »Weißt du, unter welchen Umständen du einem Offizier eine vor den Latz knallen darfst, ohne daß man dich bestrafen könnte?« Nun, die Antwort liegt in einer Bestimmung, in der es heißt, daß auch ein Ranghöherer einen Rangniedrigeren nicht berühren darf, wenn er zuvor nicht um Erlaubnis gebeten und diese auch bekommen hat! Will also ein »Spieß« die Handhaltung am Gewehr korrigieren, muß er (theoretisch) erst fragen. Natürlich

Weitere Kostenlose Bücher