Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
»Sagen« hat. Vgl. auch, was wir über N-N-Kontakt gesagt hatten ( Kap. 4.2.4 ). Oft ist es nicht die Person, die laut Organigramm der Firma (also auf dem Papier), die Entscheidungen trifft 1 !
Nun hatten wir verschiedentlich auf Abstands-Signale hingewiesen, ohne dieselben jedoch bisher zu identifizieren. Wie zeigt jemand, daß man ihm zu nahe tritt? Es liegt auf der Hand, daß fliehendes Verhalten mit Zurücklehnen, Zurücktreten u. ä. gekoppelt sein wird. Auch abschirmende Gesten bzw. das Bauen einer »Wand« aus Gegenständen kann eintreten. Kämpferisches Verhalten wird das Gegenteil aufweisen: Man wird dem anderen »entgegentreten«, sich »behaupten« oder vielleicht sogar verbal unwillig reagieren.
Da gerade diese Signale so wichtig sind, können Sie wieder am meisten über sie lernen, wenn Sie, gleich einem Wissenschaftler, Ihre Umwelt dazu verleiten, Abstands-Signale zu produzieren, so daß Sie diese gezielt beobachten können. Hierzu schlage ich Ihnen vor, das unten aufgeführte Experiment (s. Kap. 7.1.5 ) selbst durchzuführen.
7.1.4 Intimzone am Tisch
Wenn Sie mit einer Person an einem Tisch sitzen, gilt zunächst das »ungeschriebene« Gesetz:
Wenn zwei Personen einen Tisch teilen, betrachtet zunächst jede den halben Tisch als Teil ihrer Intimzone.
Ausnahmen sind schüchterne Menschen, da sie dem anderen mehr »Status« zugestehen als sich selbst, sowie Situationen, in denen der eine wirklich einen höheren Status innehat.
Nun schildert Julius FAST (28), wie jemand mit ihm experimentierte:
7.1.5 Ein Experiment zur Intimzone (nach FAST)
»Vor kurzem aß ich mit einem Freund, einem Psychiater, zu Mittag. Wir saßen in einem netten Restaurant an einem kleinen Tisch. … Er nahm eine Zigarettenschachtel, zog eine Zigarette heraus, welche er anzündete, und legte die Schachtel dann dreiviertel der Tischgröße von sich entfernt vor meinem Teller nieder.
Dabei sprach er weiter und ich hörte ihm zu, aber in einer vagen Art und Weise fühlte ich mich unwohl, wiewohl ich nicht feststellen konnte, warum dies so war. Dieses Gefühl verstärkte sich, als er begann das Besteck herumzuschieben, indem er es neben seiner Zigarettenschachtel piazierte, meine Tischseite mehr und mehr einnehmend. Dann lehnte er sich über den Tisch mir zu, indem er nachdrücklich etwas sagte. Ich habe nicht wirklich registriert was er sagte, da ich mich zu diesem Zeitpunkt so stark unwohl fühlte.
Schließlich erbarmte er sich meiner und sagte: »Ich habe dir gerade, körpersprachlich sozusagen, eine Demonstration eines Grundzugs der nichtsprachlichen Kommunikation gegeben!«
Verwundert fragte ich: »Welchen Grundzug?«
»Ich habe dich aggressiv bedroht und dich dadurch herausgefordert.
Ich brachte dich in eine Position, in der du dich durchsetzen müßtest, und das hat dich gestört.«
Noch immer nicht verstehend fragte ich: »Aber wie denn? Was hast du getan?«
»Zuerst habe ich meine Zigarettenschachtel bewegt«, erklärte er, »durch ein ungeschriebenes Gesetz ist der Tisch halbiert, d. h. er ist zur Hälfte dein Tisch und zur Hälfte meiner«.
»Ich war mir einer solchen Unterteilung aber nicht bewußt.«
»Natürlich nicht. Trotzdem gibt es die Regel. Jeder von uns hat das Revier geistig ›abgesteckt‹. Normalerweise würden wir den Tisch dieser Regel gemäß ›geteilt‹ haben. Ich habe jedoch mit meiner Zigarettenschachtel in deiner Tischhälfte diesen ungeschriebenen Vertrag verletzt. Wiewohl du bewußt nicht mitbekommen hast, was ich tat, fühltest du dich unwohl … Dann folgte mein nächster Einbruch, indem ich mein Besteck und meinen Teller umherschob. Schließlich folgte mein Körper, als ich mich vorneigte .. . Du fühltest dich mehr und mehr unwohl und wußtest noch immer nicht, warum eigentlich.« (S. 16)
Um das Experiment mit anderen wiederholen zu können, müssen Sie zunächst einen Blick dafür erwerben, wie man sein »Revier« begrenzen kann, manche Leute tun dies nämlich sehr eindeutig (wenn auch meist unbewußt). Je ausgeprägter die Etablierung einer Intimzone am Tisch zu beobachten ist, desto akuter wird jemand auf Einbrüche später reagieren.
Einige Beispiele:
Gegenstände werden benützt, um die Grenze zu »ziehen«. Dies können sowohl vorhandene Gegenstände (Salz- und Pfefferstreuer, Zuckerdose, Aschenbecher) als auch mitgebrachte sein (Rauchwaren, Feuerzeug, Schreibuntensilien).
Ellbogen werden manchmal benützt, indem man sie so breit wie möglich auf dem Tisch piaziert,
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