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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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Sie unterschiedliche Stimmhebungen bei dem Wort »Müller« feststellen können? Haben Sie gemerkt, wie solche Veränderungen die Sprachmelodie verändern?
    Alle Sprachmelodie-Veränderungen bezogen sich jedoch auf die Inhaltsebene. In Beispiel 1 ging es uns darum festzustellen, ob die angesprochene Frau Müller sei (im Gegensatz zu einer Frau Meier vielleicht). Im zweiten Beispiel wollten wir feststellen, ob sie Frau Müller sei (im Gegensatz zu Frau Mühler vielleicht). Und im dritten Beispiel hoben wir bei dem Wort »Müller« die Stimme, um anzudeuten, daß wir noch weitersprechen würden 1 .
    Wie aber steht es mit folgenden Beispielen, bei denen das Wort, um das es uns gehen wird, kursiv gedruckt sein wird.
    4. Jemand hat gerade festgestellt, daß die Kaffeemaschine nicht funktioniert. Er wendet sich an eine andere Person und sagt: »Es’war Frau Müller, die die Maschine zuletzt bedient hat!«
    5. Ein Schriftsteller, dessen Sekretärin Frau Müller ist, sagt zu seinem Freund in deren Beisein: »Also, ohne die Frau Müller hätte ich den Abgabetermin niemals geschafft!«
    Sicher haben Sie gemerkt, worum es uns ging: Im Beispiel vier wird durch die Sprachmelodie Verärgerung ausgedrückt, also ein Signal der Beziehungsebene gesendet. In einem »sachlichen« Tonfall hätte derselbe Satz lediglich »sachlich« die Tatsache festgestellt, daß jene Frau Müller die Maschine zuletzt bedient hatte. (Es ist natürlich fast unmöglich solche Nuancen schriftlich festzuhalten, ohne auf ein kinetisches Notierungs-System zurückzugreifen, aber wir wollen es trotzdem versuchen!) Das letzte Beispiel hingegen hat die Frau Müller betont herausgestellt und ihr ein Signal der Beziehungsebene (Dankbarkeit) gesendet, wiewohl sie erstens nicht direkt angesprochen wurde und wiewohl zweitens das Wort »Müller« selbst nicht betont hervorgehoben wurde. Sprachmelodisch wurde nur das Wort »niemals« hervorgehoben!
    Diese wenigen Beispiele zeigen schon, daß die Sprachmelodie zahlreicheSignale sowohl auf der Inhalts- als auch auf der Beziehungsebene senden kann! Wiewohl gerade hier die Forschungsarbeiten noch kaum begonnen haben, können wir vorläufig sagen:
    Sprachrhythmus hat kaum Informationswert, fällt aber sofort (unangenehm) auf, wenn er den Erwartungen nicht entspricht, während die Sprachmelodie zahlreiche Informations-Einheiten beinhaltet, und zwar sowohl auf der Inhalts- als auch auf der Beziehungsebene.
    Wenn Sie also lernen, auf Sprachmelodie zu achten, werden Sie z. B. am Telefon eine Vielzahl zusätzlicher Informationen gewinnen können, da hier sichtbare körpersprachliche Signale fehlen! Denn der TONFALL (insbesondere die Sprachmelodie), wird Ihnen oft weit mehr sagen, als der Sprecher beabsichtigte.
    Ein weiterer Aspekt des TONFALLs kann ebenfalls zusätzliche Informationen beinhalten, deren sich der Sprecher nicht bewußt war, die Sprech- Geschwindigkeit nämlich!

8.2 Sprechgeschwindigkeit
    Bei der Geschwindigkeit müssen wir unterscheiden: Nennen wir eine Sprechweise »schnell« oder langsam im Sinne einer absoluten Beschreibung oder in bezug auf die »normale« (= durchschnittliche) Sprechgeschwindigkeit dieser Person?
8.2.1 »Absolute« Geschwindigkeiten
    Da Sprechgeschwindigkeiten von 200 bis 500 Silben pro Minute (53) registriert wurden (in indo-europäischen Sprachen), können wir sagen:
    ca. 200 Silben pro Minute ergeben ein relativ langsames Sprechen 1 ,
    ca. 350 Silben pro Minute ergeben ein relativ »normales« Sprechen,
    ca. 500 Silben pro Minute ergeben ein relativ schnelles Sprechen 1 .
    Allerdings müssen wir hier schon wieder zur Vorsicht raten, weil z. B. Franzosen und Italiener eine schnellere »Normalgeschwindigkeit« gewöhnt sind als Deutsche. Deswegen muten uns Filme, die aus dem Italienischen bzw. Französischen ins Deutsche übersetzt wurden, so »eigenartig« an: Die Synchronisierung wird enorm schwer, da in jenen Filmen pro Sprecheinheit mehr Worte untergebracht waren, als im Deutschen möglich wäre. Also müssen die Übersetzenden entweder schneller sprechen, als deutsche Zuschauer »normal« finden, oder aber weniger Worte benützen, d. h. einen Teil der Information ausfiltern. Auf der anderen Seite bestehen diesbezügliche Probleme in weit geringerem Maß mit englisch/deutschen Übersetzungen.
8.2.2 Relative Geschwindigkeiten
    Solange wir uns mit anderen in unserer Muttersprache unterhalten, bewegen wir uns innerhalb unserer Geschwindigkeitsnorm, stellen aber trotzdem fest, daß es noch

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