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Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)

Titel: Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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geschriebenen Textes »machbar« ist. Welches Weihnachtslied stellt folgender Rhythmus dar:
    PaRaaPaPoam,
PaRaaPaPaam,
PaRaPaPaaPaa
PaaPaa
    Oder, falls Sie den Rhythmus selber klopfen wollen, und die Notenschrift kennen:

    Abb. 14a
    Wahrscheinlich haben Sie es erraten können 1 . Nun versuchen Sie das gleiche Experiment, aber andersherum. Sie singen die richtige Melodie zu einem »falschen« Rhythmus. Für die Notenleser unter Ihnen ein Vorschlag:

    Abb. 14b
    Natürlich machen Sie das zweite Experiment mit einer anderen Person bzw. wählen jeweils ein anderes Lied pro Experiment. Dann können Sie feststellen, daß kaum jemand eine Melodie erkennen kann, die »richtig« vorgespielt/gesungen/gepfiffen wurde, wenn der Rhythmus »falsch« ist, während das umgekehrte in den meisten Fällen gelingt! (Wie wichtig der Rhythmus in der menschlichen Kommunikation ist, zeigt auch das Experiment am Ende des Anhangs A, auf Seite 220 ff.!)
    Nun nehmen wir den Sprachrhythmus einer Person solange nicht wahr, wie dieser kongruent (zu unseren Erwartungen) ist. Anders verhältes sich bei Ausländern oder Sprechern mit starker Dialektfärbung, denn hier werden wir von einem unerwarteten, »anderen« Sprechrhythmus überrascht. Neuere Forschungen deuten an, daß dies einer der (vielleicht sogar der wichtigste) Gründe (Grund) dafür sein könnte, daß Kommunikation zwischen verschiedenen (Sub-)Kulturen oft so »schwierig« erscheint, bzw. daß Aussagen von Ausländern uns »komisch« vorkommen.
    Ich werde nie vergessen, wie ich mit meinen Eltern und einem griechischen Freund der Familie an einem See beim Kaffeetrinken war und es ans Zahlen ging.
    Mein Vater und Panajotis »stritten« sich freundschaftlich, wer nun zahlen »dürfe«. Schließlich sagte mein Vater zu der Bedienung: »Bitte geben Sie mir die Rechnung, der Herr ist mein Gast!« Panajotis hingegen erklärte ihr energisch: »Nein, nein, lassen Sie mich bezahlen, der Herr ist Ausländer«, worauf die Dame in helles Lachen ausbrach und meinem Vater die Rechnung übergab. Warum hat sie das getan? Das Deutsch des Griechen war exzellent, seine Aussprache deutlich und durchaus »hochdeutsch« klingend, trotzdem hatte sie ihn blitzartig durchschaut bzw. durch-hört! Betrachten wir den Rhythmus des Satzes: Sie hatte folgenden Rhythmus erwartet:

    Aber gehört hatte sie:

    Noch ein Beispiel, aus dem hervorgeht, daß wir selbst Worte, die wir kennen und können u. U. nicht verstehen, nur weil ihr Rhythmus sich geringfügig verändert hat: Als ich das zweite Mal in Kairo war, konnte ich mich schon ein wenig verständigen, wiewohl ich an und für sich nicht ägyptisch, sondern die »Hochsprache«, d.h. die Sprache des Q’urans lernte. Nun unterscheiden sich die beiden z. B. dadurch, daß die Alltagssprache gewisse grammatikalische Endungen »fallenläßt«, was ich ja schon wußte. So daß z. B. aus dem Wort CHUBSun (Brotfladen) das Wort CHUBS wird, wobei auch im Hocharabischen die Betonung auf CHUBS liegt. Der Unterschied der beiden Worte ist also geringfügiger, als es zunächst auf dem Papier erscheinen mag.
    Eines Nachts hörte ich früh um vier, daß Leute durch die Gänge rannten, an die Türen pochten und eindringlich immer wieder ausriefen: aN-NaaR! aN-NaaR! aN-NaaR!
    Ich meinte zunächst, das Wort überhaupt nicht zu kennen, reagierte aber auf den TONFALL, d. h. auf den Tonfall der Dringlichkeit, auf die Lautstärke, auf die Sprechgeschwindigkeit und auf die Tatsache, daß die Stimmen der Rufenden sich fast überschlugen. Alle diese TONFALL-Signale deuteten auf Panik hin. Also verwarf ich erste Gedanken an Betrunkene (die es auch in den arabischen Ländern, insbesondere in Hotels gibt!) und öffnete meine Zimmertür. Gottseidank. Denn das Hotel brannte!
    Ich hatte ein Wort ohne Endung trotz der fast gleichen Aussprache nicht erkannt, das ich bereits in meinem ersten arabischen Text vor Jahren gelernt hatte und das mir an und für sich sehr vertraut war: aN-NaaR heißt nämlich »Feuer«.
    Auf demselben Effekt beruhen auch Wort-Spielereien, wie die folgenden: Man sagt zu jemand: »Was heißt ›Dikurannte Bissifiel‹?« wobei der Rhythmus wie folgt klingt:

    Kaum jemand erkennt den Satz »Die Kuh rannte, bis sie fiel«, wenn Sie es richtig »falsch« machen. Ähnlich kann man mit »Bluraento Pferde« spielen, wenn man bei dem betonten »men* mit der Stimme etwas heraufgeht und die »Pferde« akustisch hervorhebt. Aber gerade das letzte Beispiel »spielt« bereits unter

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