Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
wenn Sie es ihnen vorspielen! (Sie könnten z. B. fünf große Firmen hintereinander anrufen und Vergleiche anstellen. Bei mindestens drei werden Sie höchstwahrscheinlich feststellen, daß viel zu schnell gesprochen wird 1 !)
So daß wir eine Regel bezüglich der relativen Sprechgeschwindigkeit eines Individuums formulieren können:
Je öfter jemand die gleiche Aussage gemacht hat, desto höher wird seine relative Sprechgeschwindigkeit.
Bei Film- und Tonbandaufzeichnungen meiner Vorträge kann man z. B. feststellen, daß Beobachter aus der Geschwindigkeit, mit der ich eine Frage beantworte, richtig erraten können, ob diese eine »Routinefrage Nr. 17 oder 18« darstellt, oder ob diese Frage selten auftritt bzw. noch nie aufgetreten war! (Wenn Sie Freunde haben, die Ihnen erlauben, einen »geselligen Abend« einmal auf Band aufzunehmen, würde ich Ihnendazu raten: Sie werden erstaunt sein, welche Geschwindigkeitsveränderungen Sie wahrnehmen lernen, wenn Sie dieses selbe Band später mehrmals aufmerksam abhören!)
Da wir beim Sprechen immer mehr als hundert Muskeln koordinieren müssen (Lenneberg) 1 , leuchtet es sicher ein, daß Übung ein sehr wesentlicher Faktor sein wird. So daß sowohl die Übung in bezug auf die derzeit gesprochenen Worte bzw. Sätze (Floskeln) zum Tragen kommt, als auch das Üben des Sprechens schlechthin: Ein Redner, ein Sprecher, der also häufig stundenlang sprechen muß, wird bei ihm bekannten Themen schneller sprechen können, als ein Mensch, der überwiegend schriftlich kommuniziert, auch wenn der Redner diese spezifischen Worte in ihrer Zusammensetzung nicht zum fünfzigsten Male ausspricht!
Sollten Sie Hemmungen haben, weil Sie glauben, Sie sprächen »zu langsam«, dann gibt es nur eine Möglichkeit: Üben, üben, üben. Je mehr Sie sprechen, desto »geölter« wird der Bewegungsablauf und die Koordinierung all dieser vielen Muskeln. (Wobei ich hier ausdrücklich darauf hinweisen möchte, daß man seinen Stil nicht grundsätzlich zu verändern suchen sollte! Aber wenn jemand ab und zu eine Präsentation in der Firma machen muß, dann könnte er, bezogen auf diese Präsentation, seine Sprechgeschwindigkeit um ein geringes anheben, wenn er sie mehrmals laut geübt hat!)
Auf die Sprechgeschwindigkeit müssen m. E. besonders diejenigen Berater achten, die meinen, Verkaufen sei eine Sache der »glatten Präsentation«. Also diejenigen, die »rhetorische Fähigkeiten« als Hauptfaktor des Erfolges sehen! Gerade sie neigen nämlich dazu, ihre Aussagen »herunterzuspulen«. Dies irritiert immer den Hörer, der diese (oder ähnliche) Worte zum erstenmal hört, wenn er nicht so schnell mit-denken kann, wie der andere spricht! Übrigens leidet so mancher »brillante« Vortrag (eines Redners) auch dadurch, eben weil er inhaltlich brillant ist! Dies führt uns zur nächsten Regel:
Je unbekannter Ihrem Zuhörer Ihre Informationen sind (oder zu sein scheinen), desto langsamer müssen Sie das Material präsentieren!
Wohlgemerkt: Das Material langsam präsentieren heißt nicht, daß Sie unbedingt langsamer sprechen sollen! Das gleiche erreichen Sie auch, indem Sie ab und zu pausieren (s. Kap. 8.3 ), indem Sie Kontrollfragen stel-: len, indem Sie Beispiele einbauen, die Ihre »theoretischen« Informationen »verbildlichen« (s. auch digitale und analoge Signale, Einleitung).
Haben Sie es hingegen mit einem Gesprächspartner zu tun, der Sie »langweilt«, weil er Ihnen zu langsam spricht (weil Sie viel schneller denken bzw. über seine Informationen auch schon vor dem heutigen Gespräch nachgedacht haben), dann besteht die Gefahr, daß Sie ihm durch körpersprachliche Signale anderer Art (Mimik, Gestik, Haltung, Augenkontakt) zu verstehen geben, daß er Sie langweilt. Sollte dieser andere ein Verkäufer sein, der Ihnen etwas »aufschwatzen« will, dann können Sie natürlich ruhig solche Signale senden (und beobachten, wie »stur« viele diese nicht wahrnehmen). Wenn dieses Gegenüber jedoch Dir Chef ist, dann ziehen u. U. Sie dabei den kürzeren, falls er Ihre Signale registriert. Wenn es gar Dir Partner oder Dir Kind ist, dann verletzen Sie den anderen, d. h. Sie vergiften dadurch die Beziehungsebene (s. Einleitung )! Darüber sollten Sie sich zumindest im klaren sein, wenn Sie »sich nicht beherrschen« können oder wollen! (Das Sich-Beherrschen wäre ein Aspekt des Aktiv-Körpersprechens, s. Kap. 2.10 .)
Zum Abschluß des Themas Geschwindigkeit sei noch darauf verwiesen, daß der Eindruck
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