Signale des Körpers: Körpersprache verstehen (German Edition)
körpersprachliche Signale (für sich allein interpretiert) sein können, und die Lautstärke ist ja nur ein Signal bzw. nur ein Signalelement!
Jetzt verstehen wir vielleicht auch, warum manche Menschen auf andere aggressiv wirken, wiewohl sie sich nicht aggressiv- kämpferisch fühlen 2 . Je größer das »Energiepotential« eines Menschen, d. h. je mehr Energie er grundsätzlich zur Verfügung hat, desto größer ist die Gefahr, daß er zu nach-drück-lich auf ruhigere Mitmenschen wirken kann! Weiß man dies jedoch, kann man sich verbal helfen: Wenn ich mit ruhigeren Menschen zu tun habe und beginne, gewisse Signale zu empfangen, aus denen hervorgeht, daß ich ihnen zu »laut« vorkommen könnte, spreche ich das Thema direkt an und erkläre meine Position. Dann einigen wir uns darauf, daß sie mir jederzeit Bescheid geben dürfen, wenn ich ihnen »zu laut« werde. Damit ist die Gefahr, daß ich »falsch« interpretiert werde, gebannt.
Sollten Sie also zu besonders ruhigen bzw. zu besonders »lautstarken« Menschen gehören, dann wissen Sie, daß Sie mit Personen der anderen Seite des Spektrums u. U. in der Vergangenheit »Probleme hatten«, die Sie in Zukunft vermeiden können. Allerdings möchte ich wiederum davor warnen, seine Persönlichkeit umfunktionieren zu wollen: Tausend Vorsätze, in Zukunft »leiser« zu sprechen, werden durchbrochen, wenn Sie wirklich engagiert sind! Bzw.: Tausend Vorsätze, »lauter« zu sprechen, werden ebenso durchbrochen, weil Ihre Art zu Sprechen ja Teil von Ihnen ist (und m. £. bleiben soll). Nur wenn sich die Persönlichkeit »von innen heraus« verändert, was bei manchen Menschen im Zuge gewisser Entwicklungen, die sie durchlaufen, möglich ist, würde sich auch die Art des Sprechens z. B. bezüglich der Laut-Stärke ändern , ohne daß man diesen Aspekt bewußt beeinflussen wollte.
Wenn unsere Diskussion jedoch dazu führt, daß Sie einige »unnötige Probleme« der Vergangenheit besser, oder in Zukunft Menschen der gegenteiligen Art verstehen können, dann ist dies schon ein Vorteil für die tägliche Praxis, meinen Sie nicht?
8.4.2 Deutlichkeit
Wir hatten angedeutet, daß Stotterer (oder extrem leise bzw. nuschelnd sprechende Menschen) ihre Umwelt zwingen, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu »schenken«, als man ihnen normalerweise geschenkt hätte (s. Kap. 5.4 ).
Desgleichen kann jemand durch das besonders leise Aussprechen einzelner Worte Ihre Aufmerksamkeit auf diese lenken. Dies geschieht oft bewußt (oder »unbewußt bewußt«) als Strategem. Wie aber verhält es sich, wenn jemand undeutlich spricht? Hier müssen wir nun unterscheiden, ob er immer, oder ob er nur einzelne Wörter undeutlich ausspricht.
Jemand, der immer undeutlich, zu leise, nuschelnd u. ä. spricht, bewirkt damit einen ähnlichen Effekt wie der Stotterer. Nun sollte man vorsichtig sein, ehe man diese Sprechweise interpretieren will, wiewohl manche psychologischen Schulen davon ausgehen, so ein Mensch wolle letztlich nicht gut verstanden werden! (Eine ähnliche Deutung gibt es natürlich auch bezüglich unleserlicher Schriftzüge.) Ich persönlich meine, daß »da bestimmt was dran« ist, aber für erwiesen darf man diese Meinung trotzdem (noch) nicht ansehen. Es kann auch physiologische 1 Gründe hierfürgeben; das Teilgebiet ist noch nicht genügend erforscht, um dies eindeutig aus zuschließen.
Wenn jemand jedoch einzelne Wörter oder Sätze besonders leise, undeutlich oder nuschelnd spricht (vielleicht noch hinter der vorgehaltenen Hand hervor, s. Kap. 6.1 ), dann können wir dies m. E. sehr wohl als Einzel-Signal werten. Wenn wir z. B. an Kinder denken, die normalerweise laut und deutlich sprechen können, dann beobachten wir häufig, daß sie leise und undeudich sprechen, wenn ihnen etwas peinlich ist: »Hast du ferngesehen, obwohl wir es verboten hatten?« – (unverständliches Gemurmele) – »Sprich lauter bitte?!« – (noch immer unverständlich) – »Ich verstehe dich nicht! Hast du – oder hast du nicht – ferngesehen?« (kläglich:) »Ja.«
Nicht nur Peinlichkeits-Gefühle können zur Undeutlichkeit (und zu der Hoffnung, nicht gut verstanden zu werden) führen, auch Unsicherheit im Gebrauch von Worten, die man zwar häufig gehört/gelesen, selbst jedoch noch kaum angewandt hat. So sagte z. B. ein Seminarteilnehmer immer »Motivmon«, aber niemand bemerkte es (bis zum vierten Seminartag), weil er dieses Wort immer so undeutlich ausgesprochen hatte!
Also können wir festhalten:
Je
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