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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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kürzeste Weg an die Lupia hätte über den Höhenzug im Süden geführt, ein Abschwenken in diese Richtung erschien den meisten Offizieren aber zu riskant, weil das Bergland den Aufständischen zahllose Gelegenheiten für Hinterhalte bot. Schließlich schickte man Kundschafter in alle Richtungen. Ob sie zurückkehren würden, war ungewiss.
    Und es kam noch schlimmer. Irgendwann am frühen Nachmittag wurde zur Gewissheit, was seit einigen Stunden befürchtet wurde: Die XIX. Legion war vom Ende des Zuges abgetrennt worden, über ihren Verbleib gab es keine sicheren Nachrichten. Offenbar hatten die Barbarenbei einem großen Angriff auf den Tross der in der Mitte der Kolonne marschierenden XVIII. Legion so viele Wagen umgestürzt und angesteckt, dass es dahinter kein Durchkommen mehr gab. Varus ließ den Zug anhalten, Boten rasten unablässig hin und her, und irgendwann war tatsächlich ein Meldereiter von Rullianus darunter, der berichtete, die XIX. habe den Hauptweg verlassen und sei dabei, sich weiter nördlich auf einer parallel verlaufenden Route durchzuschlagen. Das Heer würde mindestens bis zum Abend aufgespalten sein, und genau das schienen Arminius und seine Leute beabsichtigt zu haben. Schließlich schallten wieder Hornsignale durch die Bäume, und die Kolonne ruckte an. Stockend ging es weiter. Nach einer halben Stunde marschierten sie wieder einigermaßen zügig.
    Caius hielt sich dicht hinter dem Stab mit den Wagen, die von einer undurchdringlichen Mauer aus Legionären und Prätorianern abgeschirmt wurden. Er fühlte, wie die Kräfte ihn verließen. Regen tropfte vom Rand des Helms, sickerte über sein Gesicht und unter die Rüstung. Bald hing er mehr auf dem Rücken des Pferdes, als darauf zu sitzen. Seine Hände und Füße waren eiskalt und er schwankte zwischen Hoffnung und Verzweiflung.
    Irgendwann öffnete sich die lebende Wand aus Panzern und Schilden vor ihm und gab Silanus frei.
    Er saß reglos auf seinem Pferd und wartete, bis Caius zu ihm aufgeschlossen hatte. »Alles in Ordnung?«, fragte der Tribun teilnahmsvoll.
    Caius nickte müde. »Wie lange soll das denn noch so weitergehen?«
    Â»Bis es zu Ende ist.«
    Â»Schöner Trost.«
    Silanus legte die Stirn in Falten. »Reiß dich zusammen. Gleich kommt eine Lichtung.«
    Â»Wann ist denn gleich?«
    Silanus lächelte. »Gleich ist, wenn du anfängst, es zu glauben.«
    Caius lachte freudlos auf. »Dann fange ich jetzt also an, es zu glauben«, sagte er spöttisch.
    Kurz darauf löste sich ein weiterer Reiter aus der Reihe der Wachen vor ihnen und wandte sich direkt an Silanus. »Wir haben gerade Meldung bekommen, dass die Spitze des Zuges eine Lichtung im Wald erreicht hat.«
    Silanus lachte triumphierend auf und blickte zu Caius. »Was habe ich gesagt?«
    Es ging schon gegen Abend zu, da tauchte vor ihnen zwischen den Stämmen tatsächlich eine freie Fläche auf. Es war eine riesige, leicht abschüssige Ebene, die erst fern am Horizont wieder vom Wald begrenzt wurde. Ein Raunen ging durch die Reihen der Soldaten, und der Marschtritt beschleunigte sich. Bald sprang die beklemmende Enge der Bäume zurück. Die Sonne brach am Horizont zaghaft durch den aufreißenden Himmel und ließ die Wolkenfetzen zartrosa aufleuchten. Immer noch regnete es, und während sich der Zug aus Menschen, Tieren und Wagen über die dunkelgrün daliegende Fläche ergoss,zeigte sich ein blasser Regenbogen. Soldaten stießen sich an und zeigten zum Himmel, riefen sich etwas zu, eine fast schon hysterische Euphorie pflanzte sich von einem zum anderen fort, als seien das Erreichen des freien Geländes und das Erscheinen des Regenbogens gleichbedeutend mit dem Ende aller Gefahren, als befänden sie sich nicht fünf oder sechs Tagesmärsche von der rettenden Grenze zu Gallien, ohne Vorräte und ohne Gepäck, abgekämpft und übermüdet und umgeben von Gegnern. Caius konnte sich von der Begeisterung nicht mitreißen lassen. Wahrscheinlich sahen nicht weit von hier die Barbaren ebenfalls zum Himmel auf und deuteten den Regenbogen als eine Aufforderung ihrer Götter, den Römern endgültig den Garaus zu machen.
    Er ritt weiter hinter dem waffenstarrenden Karree her, das Varus und sein Gefolge umgab, während der Wald hinter ihm pulkweise Soldaten und Trossleute ausspuckte und Reiter zu den Seiten

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