Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
Vom Netzwerk:
Fackelschein zu sehen, in die Tiefe gestaffelte Lichter, die eine schnurgerade Kette bildeten. Eine Armee von Glühwürmchen, dachte Caius.
    Sie passierten den zweiten Adlerträger, dann kam endlich der Stab in Sicht. Wieder dachte Caius an Varus und das, was er vor den Augen aller anderen verbarg. Das vergifteteGeschenk des Schicksals. Ob der Statthalter daran dachte, was damit geschehen mochte, wenn das ganze Heer unterging? Was würde er zu opfern bereit sein, um sein Geheimnis zu retten? Hatte er einen Plan, um es im Notfall verschwinden zu lassen?
    Silanus wandte sich im Sattel um, sein Gesicht war kaum zu erkennen. »Bleib zwischen den Wagen«, sagte er. »Ich komme gleich zurück.«
    Caius ritt stumm weiter und versuchte, nicht an die Schmerzen in seinem Kopf zu denken. Irgendwann zeigte sich das erste Dämmerlicht zwischen den Bäumen, und schließlich wurde es Tag. Nieselregen setzte ein.
    Nach mehreren Stunden, in denen Silanus sich nicht wieder hatte blicken lassen, erhob sich plötzlich lautes Geschrei rechts von ihnen im Wald.
    Caius nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Trotz der allgemeinen Aufregung verspürte er keine Angst, als mit einem Mal wilde Gestalten wie aus dem Nichts auf sie zustürmten. Sofort geriet Unruhe in die Kolonne. Soldaten rissen ihre Schilde hoch, der Tross kam ins Stocken. Reiter sprengten heran. Reihen formierten sich aus dem Gewühl, Caius wurde nach hinten gedrängt, das Gebrüll war auf einmal überall, übertönt vom Klang einiger Signalhörner. Die Barbaren wurden immer mehr, als spuckte der feuchte Waldboden sie aus. Sie flitzten geduckt zwischen den Stämmen umher und fanden zu einer Mauer zusammen. Die Legionäre rückten noch dichter aneinander, von vorn rannte eine Kette von dunkelhäutigen Bogenschützen heran,nahm auf ein von irgendwo gebrülltes Kommando hin Aufstellung und ließ eine erste Salve von Pfeilen in den Wald rauschen. Auch von dort erhob sich eine sirrende Wolke. Caius duckte sich, sein Pferd scheute und rutschte mit einem Huf über eine Wurzel, knickte kurz weg, fing sich aber wieder. Neben ihm sackten Soldaten zu Boden, andere schleuderten ihre Speere in Richtung der Feinde. Scharfe Befehle hinderten sie am Nachsetzen. Die Schlachtreihe blieb geschlossen, doch anstatt weiter voranzustürmen, warfen jetzt auch die Angreifer ihre Speere in die Schildwand, wo sie wenig Schaden anrichteten. Dann machten sie kehrt und verschwanden, so schnell sie gekommen waren, im Regen.

34
    Der Rest des Tages war ein einziger Albtraum. Kaum waren die Verwundeten versorgt und die Kolonne einigermaßen in Aufstellung gebracht worden, da sprengten in schneller Folge Reiter heran und meldeten schwere Angriffe an immer anderen Stellen des Zuges, die zwar jedes Mal abgeschlagen worden waren, aber wegen der Schnelligkeit und Unberechenbarkeit der Gegner hohe Verluste gebracht hatten. Die Taktik war immer die gleiche: Schwärme von Pfeilen und Speeren, teilweise gefolgt von kurzem Nahkampf, der von den Angreifern durch blitzartige Rückzüge abgebrochen wurde, sobald die Legionäre sich einigermaßen formiert hatten. Die mitgeführten Katapulte konnten nicht rechtzeitig in Stellung gebracht werden und hatten ohnehin kaum Wirkung. Die Germanen stoben wie Vogelschwärme auseinander und fanden in kleinen Pulks unerwartet wieder zusammen, die sich gezielt auf schlecht verteidigte Abschnitte stürzten, Wagen umwarfen und Gefangene fortschleppten. Die ständigen Angriffe auf die Trosswagen vermehrten die Unruhe beiden Soldaten, denn immer wieder verließen einzelne Legionäre die halbwegs geordneten Formationen, um ihre verbliebenen Habseligkeiten und ihre Angehörigen zu verteidigen.
    Bald waren kaum noch genügend Wagen vorhanden, um die Verwundeten zu transportieren. Melder galoppierten nach hinten, um die Nachzügler zum schnellen Aufschließen anzutreiben und die Kolonne zusammenzuhalten, in der immer größere Lücken klafften. Die Zahl der Gegner hatte sich beträchtlich vermehrt. Zuweilen dröhnte Gebrüll aus dem Wald, ohne dass sich jemand blicken ließ, und jedes Mal geriet der Zug aufs Neue ins Stocken. Gerüchte flogen von Mund zu Mund: Von gefangenen Centurionen war die Rede, die furchtbar zugerichtet entlang des Weges an Bäume gebunden aufgefunden und auf Anordnung der Offiziere sofort entfernt worden waren, um die Moral nicht weiter zu schwächen. Der

Weitere Kostenlose Bücher