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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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erbeutet hat. Er könnte die Adler an den Meistbietenden verschachern.« Varus machte eine Pause, und seine Züge wurden bitter. »Und selbst dann hätte er immer noch drei. Die drei Adler der Rheinarmee, die er selbst erobert hat, weil ich ihm durch meine Leichtgläubigkeit die Gelegenheit dazu gegeben habe. Das war der zweite große Fehler meines Lebens. Der erste war, drei Adler zu behalten. Der zweite war, drei Adler zu verlieren. Den ersten Fehler kann ich wiedergutmachen. Den zweiten nicht.«
    Â»Du hast keine Hoffnung mehr, dass wir den Rhein erreichen?«, fragte Caius.
    Â»Es ist unmöglich.« Varus straffte sich und stand auf. »Du solltest dich jetzt auf den Weg machen. Je eher, desto besser. Schlag dich zum Rhein durch und melde dich bei meinem Neffen Asprenas, der die beiden Legionen in Mogontiacum kommandiert. Sie werden wahrscheinlich nach Norden verlegt, sobald sie die Nachricht unserer Niederlage erreicht. In dem Kasten unter dem Tuch sind zwei Briefe, einer an Asprenas, der andere an den Princeps. Asprenas wird dir eine Eskorte nach Rom geben und dafür sorgen, dass du beim Princeps vorgelassen wirst. Wenn du ihm die Adler und den Brief ausgehändigt hast, ist deine Aufgabe erfüllt.« Caius stellte den Kasten auf die Bankund stand ebenfalls auf. Varus legte ihm die Hände auf die Schultern. »Gute Reise.« Er nahm den Behälter, gab ihn Caius in die Hände und schob ihn sanft nach draußen.
    Caius kletterte ins Freie, wo immer noch Verwundete versorgt und Berichte erstattet wurden. Er ging ein paar Schritte, blieb unschlüssig stehen und schaute sich um. Hinter ihm stieg Varus aus dem Wagen, und ihre Blicke trafen sich noch einmal kurz. Der Statthalter nickte ihm zu. Dann trat ein Sklave heran und reichte ihm seinen Helm. Varus setzte ihn auf und schnürte den Kinnriemen zu. Als er den Knoten geschlossen hatte, kam ein anderer Sklave mit einem prachtvoll aufgezäumten Schimmel und half Varus in den Sattel.
    Im Hintergrund bahnte sich eine Gestalt auf einem nervösen Rapphengst ihren Weg durch die Prätorianer. Es war Vala, ebenfalls in voller Rüstung. Ohne Caius weiter zu beachten, trabte Varus auf seinen Legaten zu und blieb neben ihm stehen. Sie begannen sich geschäftsmäßig zu unterhalten.
    Sie beraten über ihren Untergang, als gäbe es ein paar alltägliche Detailfragen zu klären, dachte Caius. Dann schulterte er den Kasten mit den Adlern und machte sich auf den Rückweg. Fastrada stand mitten im Gewühl und blickte ihn fragend an. Als er ihr erklärte, dass sie aufbrechen mussten, schien sie kein bisschen verwundert, sondern holte ihr Pferd heran und zog wortlos den Sattel und die Taschen fest.
    Als Caius zu Silanus ging, hatte er einen Kloß im Hals. Ihre erste Begegnung in Oppidum Ubiorum fiel ihm wieder ein, wie sein Onkel an dem Tisch dieses Gasthauses gesessen hatte, arrogant, selbstgefällig und gelangweilt. Wie man sich täuschen kann, dachte er. Am liebsten hätte er Silanus gebeten, sie zu begleiten, aber er wusste, dass das nicht ging.
    Silanus schien seine Gedanken zu erraten. »Ich würde ja mitkommen«, sagte er und seufzte. »Wenn nur nicht alle so tun würden, als sei es die höchste Auszeichnung, mit dem Schwert in der Hand zu sterben. Dabei ist es doch gerade um mich wirklich schade.«
    Caius grinste, obwohl ihm zum Weinen zumute war. Er schob den schweren Kasten in seine Satteltasche.
    Silanus’ Blick fiel darauf. »Ich wüsste ja schon gern, was der Statthalter da so Wichtiges zu verbergen hat«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch.
    Caius spürte trotz seiner Beklommenheit eine tollkühne Lust, mit dem Feuer zu spielen. »Die drei bei Carrhae von Crassus verlorenen Legionsadler«, sagte er todernst. »Im Marstempel lagern nämlich Attrappen.«
    Â»Ach die«, sagte Silanus. »Ich hätte jetzt auf Apollos Kithara getippt. Wäre ja zu schade, wenn die den Barbaren in die Hände fiele. Diese Katzenmusik möchte man sich lieber gar nicht vorstellen.« Er grinste Fastrada an. »Nichts für ungut«, sagte er, nahm sie in die Arme und strich ihr über die Haare wie einer kleinen Schwester. »Pass auf ihn auf. Er lässt sich gerne mal was auf den Schädel hauen.«Dann wandte er sich an Caius, der Tränen in den Augen hatte. »Weinen kannst du, wenn du mich wiedersiehst«, sagte er mit stoischer Ruhe. »Aber bitte vor

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