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Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roemling
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das rechte Auge sich weiter öffnete als das linke. Sein Blick war trübe und orientierungslos. »Was war denn los?«, fragte er undeutlich mit schwacher Stimme. Der linke Mundwinkel war nach unten verzogen. Sein Gesichtsah aus wie eine Maske aus weißem Wachs, deren eine Hälfte in der Sonne etwas geschmolzen war. »War ich ohnmächtig?«, wollte sein schiefer Mund wissen.
    Â»Ja«, sagte Tullia schnell. »Du bist am Schreibtisch zusammengesackt. Ein Schwächeanfall. Du musst dich jetzt ausruhen.«
    Â»Keine Zeit«, sagte Quintus matt. »Germanien wartet.« Tullias Blick wurde unnachgiebig. »Ganz richtig, Germanien wartet. Und es wird weiter warten müssen. Und wir warten auch, und zwar auf den Arzt.« Erleichterung und Sorge vermischten sich in ihrer Stimme.
    Quintus wurde unruhig. Er hob mühsam den Kopf, dabei tastete sein rechter Arm nach Halt, um sich hochzustemmen. Ein strenger Blick seiner Frau genügte und er ließ sich zurücksinken.
    Als der Arzt eintraf, ein bärtiger, älterer Mann mit grauem Haarkranz um eine braun gebrannte Glatze, hatte sich Quintus etwas erholt. Die Verwirrtheit war von ihm abgefallen, seine linke Gesichtshälfte war jedoch noch immer leicht verzogen und er sprach mit schwerer Zunge, als hätte er zu viel getrunken.
    Der Arzt trug eine knappe schneeweiße Tunika, die zu seinem würdevollen Auftreten eigenwillig wirkte. Arme und Beine waren sonnengebräunt, sehnig und muskulös. Alles in allem hatte er den Kopf eines Philosophen auf dem Körper eines Athleten. Caius konnte sich vorstellen, dass dieser Mann im Winter in eisigen Seen badete und im Sommer bei glühender Hitze auf Berge stieg.
    Erleichtert standen Caius und Tullia auf. Der Arzt begrüßte sie knapp und schob sich dann an ihnen vorbei. »Quintus«, sagte er und setzte ein fragendes Gesicht auf. »Was machst du denn für Sachen?«
    Â»Publius«, erwiderte Quintus mit schiefem Lächeln. »Entschuldige, dass ich dir nicht bis zur Haustür entgegenkomme.«
    Der Arzt lächelte zurück, dann wandte er sich an die beiden Sklaven, die im Hintergrund warteten. »Könnt ihr ihn aufsetzen?«
    Die beiden schienen darüber froh zu sein, dass es etwas zu tun gab. Dienstbeflissen traten sie heran, der eine griff Quintus etwas unbeholfen unter die Achseln, der andere nahm die Beine. Schließlich saß Quintus aufrecht. Der Arzt beugte sich vor und schaute ihm mit konzentriertem Blick in die Augen, zog die Lider hoch, betastete das Gesicht. »Heb mal die Arme an«, forderte er Caius’ Vater schließlich auf.
    Quintus gehorchte und streckte die Arme von sich. Beim linken fiel ihm das schwer.
    Â»Augen zu«, befahl Publius jetzt.
    Quintus befolgte die Anweisung und der linke Arm sackte wieder nach unten.
    Der Arzt holte tief Luft und blickte sich zu Caius und seiner Mutter um. »Ihn hat der Schlag getroffen«, sagte er mit ernstem Gesicht.
    Â»Und das heißt?«, fragte Tullia ängstlich. Caius legte seiner Mutter instinktiv die Hand auf den Arm.
    Â»Das heißt, wir müssen abwarten, wie es sich entwickelt. Was er jetzt braucht, ist Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Außerdem leichte Kost.« Er wandte sich zu Quintus und lächelte wieder. »Tut mir leid, mein Freund. Kein Wein. Keine Pastete. Keine fettige Tunke. Ich weiß, was das für dich bedeutet. Aber dafür hast du es ja auch jahrelang übertrieben.«
    Quintus verzog das Gesicht und rutschte unruhig hin und her. Seine Gesundheit schien ihm kaum Sorgen zu bereiten, stattdessen trieb ihn etwas anderes um. »Wann, glaubst du, kann ich aufbrechen?«
    Publius, der gleich wusste, wovon die Rede war, blickte seinen Patienten an, als könnte er es nicht fassen. »Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dich in den nächsten Monaten nach Germanien lasse? Schlag dir das aus deinem Dickschädel! Du kannst froh sein, dass du noch lebst. Und wenn Quintus Cornelius Castor überhaupt irgendwohin aufbricht, dann nach Saturnia zu vier Wochen Schwefelkur. Anschließend sehen wir weiter!« Publius blickte sich wieder um und fuhr, an Caius und Tullia gewandt, fort: »Schafft ihm alles aus den Augen, was ihn auf dumme Gedanken bringt!«
    Nachdem die Sklaven Quintus geholfen hatten sich wieder hinzulegen, erklärte der Arzt genauer, was mit ihm passiert war und wie in den nächsten Wochen vorzugehen sei.
    Als Publius gegangen war,

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